Bottrop. Neue Geschäftsbedingungen müssen nun direkt zugänglich sein. Für Menschen ohne Internet wird’s schwieriger. Das bietet Bottrops Sparkasse an.
Kunden der Sparkasse – und anderer Geldinstitute – haben in den letzten Tagen Post (oder E-Mails) erhalten, in denen es um die Zustimmung zu den neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geht. Die treten mit einer neuen Entgeltordnung zum 1. März 2022 in Kraft und bedürfen der Zustimmung durch die Vertragspartner, also die Kundinnen und Kunden. Das besagt ein Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) vom April 2021. Damit kippte das Gericht auch die bisherige Praxis der stillschweigenden Zustimmung zu Gebührenänderungen der Geldinstitute durch die Kunden, wenn die nicht ausdrücklich widersprachen.
Sparkasse Bottrop: Ältere Kunden mit neuen AGB überfordert
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Die Folge: Sparkassenkunden erhalten mit dem Schreiben einen QR-Code, mit dem sie einmal die 144 Seiten umfassenden AGB erhalten und nach erneuten Klicks per Computer ihre Zustimmung geben können. Viele ältere Kunden sind damit überfordert.
WAZ-Leser Michael Gleißner: „Auch meine Eltern, 90 und 86 Jahre, erhielten ein Schreiben. Sie haben keinen PC und kein Handy. Die Senioren sollen einen QR-Code scannen, 144 Seiten AGB herunterladen, lesen und speichern, anschließend mit einem Klick zustimmen.“ Wer keinen Computer oder internetfähiges Handy habe, könne gar nicht selbstständig agieren. Und: „Selbst für mich, der beruflich viele Anschreiben lesen muss, sind die AGB ein unübersichtlicher, schwer verständlicher Papierwust“, so Gleißner. Was können daher Menschen tun, die keine Kinder oder Vertraute haben, die Bankgeschäfte am PC für sie erledigen?
Nach BGH-Urteil: Deutlicher Mehraufwand für Kunden aber auch die Geldhäuser
Jörg Hillenbrand, Vertriebskoordinator der Sparkasse, sieht dieses Problem, das das BGH-Urteil ausgelöst hat. Zunächst: Es sei auch davor immer möglich gewesen, bei Nichtzustimmung einer Gebührenerhöhung das Konto zu kündigen. Nur jetzt komme ein großer Aufwand hinzu, da allen Kunden die gesamten AGB, also diese 144 Seiten, zugänglich sein müssten.
Das spüre auch sein Haus bei zahlreichen Anrufen. Ein extra Beratungsschalter in der Hauptstelle wurde bereits eingerichtet. „Ausdrucken und schicken wäre ein Riesenaufwand und umweltpolitisch eine Katastrophe, allein bei den 26.500 Sparkassenkunden ohne Onlinebanking bedeute das einen CO2-Ausstoß von 5,6 Tonnen“, so Hillenbrand. Daher biete sein Haus vier Möglichkeiten an, diese Zustimmung – oder auch Ablehnung – mitzuteilen.
Neue AGB der Bottroper Sparkasse: Beratung vor Ort und am Telefon
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Am einfachsten sei es natürlich für diejenigen, die schon das Onlinebanking nutzte. Aber auch per Internetzugang und QR-Code sei dies mit wenigen Klicks möglich. Dann sei in jedem Anschreiben die Durchwahl einer Beraterin oder eines Beraters angegeben, an die man sich wenden könne. Und das Team des Servicecenters der Sparkasse stehe stehen unter 02041-104-0 von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung.
„Alles ausgebildete Mitarbeiter, das ist kein simples Callcenter“, sagt Jörg Hillenbrand. Und in allen sieben Bottroper Filialen einschließlich der Hauptstelle am Pferdemarkt helfen die Angestellten denen weiter, die alle Bankgeschäfte nur vor Ort abwickeln wollen oder können.