Bottrop-Kirchhellen. Er war Tarzan im heutigen Movie Park, spielte mit Otto Walkes: Nun erscheint die Autobiografie des Kirchhelleners Norbert Heisterkamp.

Er war Feldhausens Tarzan, einer der sieben Zwerge im gleichnamigen Film mit Otto Waalkes, Harry Möller in der Comedy-Serie „Alles Atze“ mit Atze Schröder oder stand neben Eddie Arent im Remake von Edgar Wallace’ „Die toten Augen von London“ als blinder Jack vor der Kamera. Das alles ist den vergangenen 30 Jahren passiert. Jetzt, zum anstehenden 60. Geburtstag hat sich Kirchhellens blonder Hüne – der vor 40 Jahren seiner Irmgard nicht widerstehen konnte und nach Dorsten ausgewandert ist – eine Autobiografie gegönnt. Die erscheint am 28. Februar. Die erste Lesung veranstaltet Norbert Heisterkamp aber in Kirchhellen, im Autohaus seines Freundes aus Kindertagen, Christoph Bellendorf.

Norbert Heisterkamp in seiner ersten Paraderolle: Tarzan im damaligen Filmpark (heute Movie Park) in Feldhausen. Gerd Wallhorn, der WAZ-Fotograf von heute, war schon 1993 aktiv.
Norbert Heisterkamp in seiner ersten Paraderolle: Tarzan im damaligen Filmpark (heute Movie Park) in Feldhausen. Gerd Wallhorn, der WAZ-Fotograf von heute, war schon 1993 aktiv. © Unbekannt | Gerd Wallhorn

„Das war Ehrensache, wir kennen uns fast unser ganzes Leben, sind auto- und motorradverrückt und haben uns nie aus den Augen verloren“, sagt Norbert Heisterkamp. Mit 30 legt der einstige Schlosser und Schweißer eine echte Kehrtwende hin. Statt zum Pütt nach Gelsenkirchen biegt er zum Casting nach Feldhausen ab. Im damaligen Filmpark (heute Movie Park) bekommt der trainierte 1,97-Mann die Tarzan-Rolle.

Von April bis Oktober täglich im Lendenschurz

Vom 1. April bis 31. Oktober ist er zunächst täglich im Lendenschurz unterwegs. „Egal ob bei Hitze oder dem letzten Frühjahrsfrost, mehr anzuziehen gab’s nicht“, lacht Heisterkamp. „Zum Glück kam der Johnny-Weissmüller-Schrei aus der Konserve, das hätte die Stimme sonst nicht mitgemacht.“ Im legendären „Fort Fun“ im Sauerland ist er unterwegs.

Bekannt wird er neben seinen Rollen auch für seine Stunts unter anderem in der TV-Serie „Der 7. Sinn“. Klar geht das auf die Knochen. Deshalb hat er heute auch zwei künstliche Kniegelenke. Aber da knackt nix. Kurz vor dem 60. (am 6. Mai) wirkt der dreifache Vater – und Großvater – trainiert und fit wie eh und je.

Premiere von „Die 7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug“ in der Essener Lichtburg mit Otto Waalkes, Gustav Peter Wöhler, Ralf Schmitz und Axel Neumann (v.l.). Norbert Heisterkamp überragt sie alle mit seinen 1,97 Metern.
Premiere von „Die 7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug“ in der Essener Lichtburg mit Otto Waalkes, Gustav Peter Wöhler, Ralf Schmitz und Axel Neumann (v.l.). Norbert Heisterkamp überragt sie alle mit seinen 1,97 Metern. © Unbekannt | Armin Thiemer

Später kommen die Filmrollen. Crime, Comedy mit Atze, unzählige Film- und Fernsehproduktionen mit größeren und kleineren Rollen und auch Preise. Nein, bereut hat er nichts. Auch wenn es mit 30 und kleinen Kindern nicht selbstverständlich ist, eine sichere Bank wie die alte RAG zu verlassen und freiberuflich zu arbeiten. Ein bisschen wie ein Stunt ohne Netz und doppelten Boden sei es damals schon gewesen.

Anfangs habe es sogar Wetten gegeben, wann er wieder durchs Zechentor marschiert und im alten Job weitermacht. Aber spätestens 1998, im Jahr des Wallace-Remakes, steht fest: Heisterkamp bleibt auf der anderen Seite. Die Arbeit an der Seite von Eddie Arent aber auch Joachim „Blacky“ Fuchsberger beeindruckt den bekennenden Wallace- und Schwarzweiß-Film-Fan bis heute. „Tolle, fast väterliche Kollegen, keinerlei Allüren oder Überheblichkeit dem schauspielerischen Jungspund gegenüber, echte Gentlemen den Kolleginnen gegenüber“, erinnert der Schauspieler, der sich selbst als Teamplayer bezeichnet.

Autobiografie von Norbert Heisterkamp: Teamwork

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Teamwork ist auch die Autobiografie. „Also eigentlich hat meine Frau die geschrieben mit Kai Schmid, der auf dem Titel erscheint, ich hab nur erzählt“, schmunzelt Heisterkamp. Aber ohne das Archiv, in dem seine Frau Artikel, Fotos, Interviews der letzten 30 Jahre zusammengetragen hat, wären die 240 Seiten nie zustande gekommen. Sehr viel Persönliches, Erlebnisse mit Kolleginnen und Kollegen, die Zeit auf dem Pütt: Das alles kommt vor.

„Vor allem aber auch die Jugend in Kirchhellen als wir mit den frisierten Mopeds herum bretterten, immer irgendwie im Grenzbereich unterwegs waren und oft im Clinch mit dem Dorfsheriff lagen“, sagt Norbert Heisterkamp. Auch Christoph Bellendorf, damals Lehrling in der VW-Werkstatt, war dabei.

Das Buch - die Lesung

Die Autobiografie von Norbert Heisterkamp „Wenn ich morgen nicht komme, dann bin ich beim Film“ (Lau-Verlag, 240 Seiten, 18 Euro) erscheint am 28. Februar. ISBN 978-3-95768-233-8.Die erste Lesung mit dem gebürtigen Kirchhellener beginnt am 4. März um 19 Uhr im Autohaus Bellendorf an der Pelsstraße 35 in Kirchhellen.

So schließt sich der Kreis wieder und deswegen soll auch die erste Lesung im Heimatdorf stattfinden. Seinen Sohn Martin hat es übrigens wieder nach Kirchhellen verschlagen. Er wohnt fast bei Bellendorf um die Ecke.