Bochum. Beschwerden von gehbehinderten Bochumern häufen sich: Sie dürfen nicht mit dem Auto zu ihrem Arzt in der City. Welche Lösung die Stadt nun plant.
Die Stadt Bochum hat den Willy-Brandt-Platz zur Sackgasse umgestaltet, um die Innenstadt autofrei zu halten und stattdessen den Radverkehr zu stärken („Radkreuz“). Einige Bochumer aber sind auf einen fahrbaren Untersatz wie den eigenen Pkw, Taxi und Krankentransporter angewiesen, um hier einen Arzt aufsuchen zu können. Für sie bahnt sich jetzt eine Lösung an.
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Auch die Stadt Bochum hat das Dilemma erkannt: „Das Problem ist der Verwaltung bekannt. Aufgrund von Anfragen und Beschwerden betroffener Patientinnen und Patienten sowie Kontrollen der Verkehrsüberwachung und der Polizei wurde vermehrt ein Bedarf für die Zufahrt von stark mobilitätseingeschränkten Personen zu Praxen in der Bochumer Innenstadt festgestellt“, antwortet das Tiefbauamt jetzt auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur.
Stadt Bochum sucht Ausweg gemeinsam mit Ärzten
Die Stadt will helfen, parallel aber die Verkehrsarmut in der Innenstadt nicht aufweichen. Auch auf der Hans-Böckler-Straße ist es inzwischen sehr ruhig geworden; nur wenige Fahrzeuge sind hier zu sehen. Die Straße ist zwischen Willy-Brandt-Platz und Brückstraße in beide Fahrtrichtungen für den Individualverkehr gesperrt. Die Durchfahrt ist lediglich für den ÖPNV und Radverkehr, für den Lieferverkehr in eingeschränkten Lieferzeiten und zu privaten Stellplätzen gestattet. Dadurch soll konsequent verhindert werden, dass Fahrzeuge von der Alleestraße bzw. dem Westring ihren Weg über den Willy-Brandt-Platz sowie die Hans-Böckler-Straße in Fahrtrichtung Norden abkürzen.
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Ein Ausweg konnte inzwischen gemeinsam mit ansässigen Ärzten gefunden werden. Dazu wurden die betroffenen Arztpraxen im Innenstadtbereich von der Verwaltung angeschrieben und zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Im Ergebnis waren die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte von dem Lösungsansatz überzeugt und haben ihre Mitarbeit zugesagt, so das Tiefbauamt.
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Der Lösungsansatz sieht vor, dass zukünftig Personen, die mobilitätseingeschränkt sind, eine Zufahrt mit Taxen, Krankentransporten und privaten Pkw ermöglicht werden soll. Hierbei geht es um Ausnahmen für das Einfahren in den verkehrsarmen Bereich sowie das dortige Halten - nicht Parken -, um das Ein- und Aussteigen für Arztbesuche zu ermöglichen.
Parkerleichterungen für schwerbehinderte Menschen
Wer zu diesem dauerhaft mobilitätseingeschränkten Personenkreis gehört, lässt sich anhand der Berechtigungen für Parkerleichterungen für schwerbehinderte Menschen definieren. Dazu zählen der blaue und der orangene Parkausweis.
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Wer keinen Ausweis besitzt, jedoch aufgrund einer temporären Einschränkung durch Erkrankung, Unfall, Verletzung oder Operation keine geringe Entfernung zu Fuß zurücklegen können, können ebenfalls eine zeitlich befristete Berechtigung zum Befahren der Innenstadt durch den behandelnden Arzt erhalten. Die Verwaltung gibt die Bescheinigungen an die Ärzte aus.
Gespräche mit Polizei Bochum und der Verkehrsüberwachung
Aktuell laufen bei der Verwaltung die Vorbereitungen, um den Arztpraxen bei Bedarf die temporären Zufahrtsberechtigungen zur Verfügung stellen zu können. Die weiteren Planungen sehen vor, im Januar 2025 mit der Umsetzung zu beginnen. Es folgen Gespräche mit der Polizei sowie der städtischen Verkehrsüberwachung, sodass mit Start der neuen Regelungen auch weiterhin strikte Kontrollen - jedoch mit Kenntnissen dieser Ausnahmeregelungen - an den Zufahrtsstraßen erfolgen können. Wer nur zum Einkaufen einfährt, soll weiterhin konsequent herausgehalten werden.