Bochum. Milton Merlano sitzt im Rollstuhl und ist in Bochum täglich mit Problemen konfrontiert. Kaputte Aufzüge, fehlende Rampen: Das will er ändern.
Schon fast sein ganzes Leben lang sitzt Milton Merlano im Rollstuhl – immer noch stößt er auf Hindernisse im Alltag. Nun möchte er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen und plant dafür die Gründung eines Vereins: „Barrierefrei – Sei mit dabei“. Aktuell habe er schon fünf Mitglieder, erzählt er. Für eine offizielle Gründung braucht er allerdings noch zwei weitere.
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„Ich muss selbst etwas machen“: Bochumer möchte Verein für Barrierefreiheit gründen
Merlano war nicht immer auf den Rollstuhl angewiesen. Der 52-Jährige stammt ursprünglich aus Kolumbien, dort habe er sich schon im frühen Alter mit dem Poliovirus infiziert – besser bekannt unter dem Begriff Kinderlähmung. Im Alter von eineinhalb Jahren kam er dann als Adoptivkind nach Deutschland.
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Seitdem arrangiert er sich mit seiner Einschränkung ziemlich gut, dennoch stoße der Bochumer immer wieder auf Hindernisse, die ihm den Alltag erschweren. „Ich habe vorher immer geschimpft, aber gemerkt, dass das nichts bringt. Ich muss selbst etwas machen.“ Deshalb habe er sich nun dafür entschieden, das Thema Barrierefreiheit selbst anzugehen – mit der Gründung eines Vereins.
Sein Ziel: Entlastung für Betroffene in der Bochumer Innenstadt
„Es geht mir darum, den Alltag für Behinderte und Betroffene einfacher zu machen“, erzählt Merlano. Mit Betroffenen meine er beispielsweise auch ältere Menschen mit einem Rollator oder auch Eltern mit einem Kinderwagen. „Es geht ja nicht nur um Behinderte.“
„Wenn wir schaffen, ein paar Läden zu motivieren, dann ist das schon mal ein Schritt.“
Besonders problematisch sei es für ihn in der Bochumer Innenstadt. „Man passt sich bei vielen Dingen an, aber das geht nicht immer.“ In einige Geschäfte oder Lokale komme er aufgrund einer hohen Stufe überhaupt nicht rein, aber auch die Suche nach einer Behinderten-Toilette sei oft schwierig. „Den Betreibern soll gar kein Vorwurf gemacht werden, die können oft gar nichts dafür.“ Dennoch wolle er mit seinem Verein Empathie für Betroffene wecken.
„Jeder Meter ist zusätzliche Belastung“ – Behindertenparkplätze in Bochumer Innenstadt verlegt
Selbst das Parken auf einem vorgesehenen Behinderten-Parkplatz ist für ihn oftmals nicht so einfach. Viele Parkplätze seien in der Innenstadt, seit dem Projekt „Autofreie Innenstadt“ oder auch wegen Baustellen, verlegt worden und somit weiter entfernt als früher. „Jeder Meter ist zusätzliche Belastung.“ Oft würden aber auch Händler ihre Mülltonnen einfach darauf abstellen.
Parkhäuser vermeidet Milton Merlano grundsätzlich. Beim letzten Parkhausbesuch sei alles schiefgelaufen. Neben dem Behinderten-Parkplatz sei eine Stufe gewesen, die er zwar heruntergekommen sei, aber nicht wieder hinauf. Um aus seinem Auto zu kommen, muss er nämlich eine Rampe ausfahren, die genau auf der Stufe gelandet ist. „Klassischerweise war dann auch noch der Aufzug kaputt.“ Also habe der 52-Jährige dann über die Autoausfahrt herausfahren müssen.
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Einige Geschäfte könne der Rollstuhlfahrer gar nicht betreten. Der Grund: Stufen und eine fehlende Rampe. In einem Restaurant habe er sogar schon eine Stufe vor einer Behinderten-Toilette gesehen. „Manchmal gibt es einfach unlogische Lösungen“, sagt Merlano. Das liege seiner Meinung nach oft an fehlender Empathie. „Zusammenarbeit mit Betroffenen ist dabei wichtig.“
Rampen, Funkklingel und Co. – das wünscht sich der Bochumer
Um die Stadt barrierefreier zu gestalten, hat der Bochumer schon einige Ideen. Ganz vorne mit dabei ist natürlich das Anbringen von Rampen. Aber auch eine Funkklingel am Eingang eines Geschäftes könnte die Situation für Betroffene erleichtern. „So kann man sich weniger auffällig bemerkbar machen.“ Dennoch wisse er, dass dies nicht in der gesamten Stadt möglich sei. „Man muss mit seinen Forderungen auch realistisch bleiben.“
Außerdem würde er den Verein gerne zu einer Marke machen – seine Idee: ein Aufkleber für die Eingangstür. Diesen erhalte ein Ladenlokal dann, wenn die Räumlichkeiten komplett behindertengerecht gestaltet seien. „So erkennt ein Betroffener direkt, hier kann ich hin.“
Neuer Verein sucht Mitglieder
Milton Merlano plant noch für dieses Jahr die Gründung seines Vereins: „Barrierefrei – Sei mit dabei“. Allerdings fehlen ihm zum jetzigen Zeitpunkt noch zwei Mitglieder für eine offizielle Gründung. Bei Interesse würde sich der Initiator über Anfragen per Telefon oder Mail freuen.
Telefonische Anfragen unter der Nummer 0172 6591524 (zwischen 14 und 20 Uhr).
Schriftliche Anfragen können an die E-Mailadresse mail@milton-merlano.de gesendet werden.