Bochum-Wattenscheid. Die Graf-Adolf-Straße in Bochum-Wattenscheid soll komplett erneuert werden. Dafür will die Stadt Bochum viele Bäume fällen – trotz aller Kritik.

Der Aufschrei war groß, als bekannt wurde, dass 26 prächtige Platanen an der Graf-Adolf-Straße gefällt werden sollen. Anwohner waren verärgert, die Politik alarmiert. Die Straße und Kanal werden in zwei Bauabschnitten saniert, der erste konnte im letzten Jahr abgeschlossen werden. Den Bauarbeiten stehen die 120 Jahre alten Bäume im Weg. Es geht um den Bereich zwischen Hakortstraße und Westenfelder Straße.

Bochumer Politiker suchten Lösung, um die Bäume zu erhalten

Die Wattenscheider Bezirksvertreter haben es sich nicht leicht gemacht. Sie trafen sich mit Vertretern der Verwaltung zum Ortstermin, um die Lage zu sondieren und suchten nach Möglichkeiten, das Baumfällen noch zu verhindern. Zwischendurch keimte Hoffnung auf, dass zumindest ein Teil der Platanen erhalten werden könnte.

+++ Abonnieren Sie hier den kostenlosen Kultur- Newsletter aus Bochum! Kultur-Redakteur Sven Westernströer versorgt Sie jeden Donnerstag mit den besten Tipps aus dem Schauspielhaus, dem Musikforum und Co. +++

Die Verwaltung beharrt darauf: Die Bäume müssen weg. Ihre Wurzeln seien im Laufe der Zeit so stark gewachsen, dass gehbehinderte Menschen den Gehweg nicht mehr nutzen könnten. Zudem seien Schäden an Mauern und Zuwegen der anliegenden Grundstücke entstanden.

Stadt Bochum: Wurzeln der Platanen zerstörten den Gehweg

Zudem würden Arbeiten in der Fahrbahn und im Gehweg die Wurzeln der Platanen beschädigen, so dass die Standsicherheit der Bäume nicht mehr sichergestellt werden könnte. Daher sei ein Fällen unumgänglich. Die Gehwege seien mit drei Metern zwar ausreichend breit, würden durch die „mächtigen vorhandenen Bäume erheblich eingeschränkt“, so das Tiefbauamt. In vielen Bereichen bliebe dadurch nicht genug Platz, um mit Rollator oder Rollstuhl den Gehweg nutzen zu können. 

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

In der jüngsten Sitzung des Gremiums meldeten die Grünen Beratungsbedarf an, sodass die Debatte über die Baumaßnahme in die Dezember-Sitzung verschoben wurde. Die Entscheidung darüber aber trifft der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur am 27. November.

Insgesamt 2,8 Millionen Euro kosten der Umbau der Fahrbahn (1,6 Millionen Euro), der Gehwege und ein neuer Kanal (850.000 Euro). In den Kosten sind auch 40 neue Bäume (Rot-Ahorne) enthalten, die als Ersatz für die Platanen gepflanzt werden sollen. Die Kanalbauarbeiten soll im ersten Quartal 2025 vergeben werden. Die Straßenbauarbeiten könnten dann mit der Baumfällung in der Fällperiode 2025/26 beginnen.

Bäume sollten ursprünglich schon 2023 gefällt werden

Ursprünglich war geplant, die Bäume bereits 2023 zu fällen und Kanal- und Straßenbauarbeiten bis zum Ende dieses Jahres abzuschließen. Durch die neuerlichen Prüfungen nach den heftigen Protesten von Anwohnern in der Online-Bürgerinformation hat sich alles verzögert.

+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++

Für die Bauarbeiten muss die Graf-Adolf-Straße abschnittsweise voll gesperrt werden. Die Erreichbarkeit der Grundstücke werde, so die Verwaltung, mit der Baufirma abgesprochen. Vorgesehen sind für den Kanalbau fünf und für den Straßenbau inklusive Leitungsverlegung und Beleuchtung zwölf Monate. Anlieger müssen keinen Kostenbeitrag leisten.

Bochumer Anlieger müssen sich nicht an den Kosten beteiligen

Seit Mai 2020 übernimmt das Land NRW zu 100 Prozent den Bürgeranteil, wenn Straßenbaumaßnahmen nach dem Kommunalen Abgabengesetz (KAG) abgerechnet werden.

+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++

Die Graf-Adolf-Straße wird komplett neu aufgeteilt. Die Gehwege werden in der Regel 2,50 Meter breit, genug Platz für Rollatoren, Rollstühle und Kinderwagen. Die Fahrbahn wird von sieben auf 5,50 Meter verringert, um die Geschwindigkeit zu drosseln. Lärmoptimierter Asphalt wird eingebaut. Das heutige Parken zwischen den Bäumen soll verhindert werden, künftig wird nur noch eine Fahrbahnseite das Parken möglich sein. Auf der gegenüberliegenden Seite kann auf der Straße geparkt werden.