Bochum-Weitmar. Mit ihren Tribute-Konzerten feiert die Zeche Bochum erstaunliche Erfolge. Doch warum wollen viele statt des Originals lieber die Nachahmer sehen?

Der November 1983 wird als goldener Monat in die Geschichte der Zeche eingehen. Kaum zu glauben, wer damals alles auf der Bühne in Bochum-Weitmar stand: Uriah Heep, Chris Rea, Paul Young, Nina Hagen – und Tina Turner. Die Rock-Ikone höchstselbst verwandelte den großen Saal für einen Abend in einen schwitzenden Tanzpalast.

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Als Tina Turner die Zeche in Bochum rockte

Über 40 Jahre später werden Tinas größte Hits noch immer durch die Zeche geschmettert, allerdings mittlerweile von „Simply Tina“, einer Tribute-Band aus Florida, die mit ihrer stimmstarken Hommage an die im vergangenen Jahr verstorbene Sängerin beachtliche Erfolge feiert. Und ganz egal, ob nun die „echte“ Tina oder ihre Nachahmerin mit ganz ähnlich wallender Löwenmähne auftreten: Die Zeche ist voll besetzt. „Für uns hat sich die Tribute-Reihe längst zu einem wichtigen Geschäftszweig entwickelt“, sagt Geschäftsführer Claus Dürscheidt.

Die „echte“ Tina Turner bei ihrem Auftritt im November 1983 in der Zeche Bochum. Mittlerweile spielt dort die Tribute-Band „Simply Tina“.
Die „echte“ Tina Turner bei ihrem Auftritt im November 1983 in der Zeche Bochum. Mittlerweile spielt dort die Tribute-Band „Simply Tina“. © bochum | Zeche

Denn Tribute boomt: 43 Konzerte bietet die Zeche in dieser Saison an. Von September bis Juni stürmt an jedem Freitagabend eine andere Band die Bühne – und die Bandnamen verraten schnell, wem hier Tribut gezollt werden soll. Dire Strats, Bosstime, Get Back und The Queen Kings heißen sie. Still Collins (mit einem Tribute an Genesis und Phil Collins) und Remode (Depeche Mode) sind mittlerweile längst zu Stars der Szene mit eigener Fanbase geworden. Ihre Auftritte in der Zeche sind regelmäßig ausverkauft.

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Statt aufs Original vertrauen viele lieber aufs Tribute

Doch wo liegt das Geheimnis ihres Erfolgs? Warum schauen sich so viele Menschen lieber die Nachahmer an, statt teure Tickets fürs Original zu kaufen? Claus Dürscheidt hat da eine Ahnung: „Die Motivation ist natürlich für jeden Zuschauer eine andere“, sagt er. „Aber wenn ich den Superstar in einer riesigen Arena aus 200 Metern Entfernung sehe, dazu Bier aus Plastikbechern trinke und eine schlechte Akustik habe, dann ist das einfach kein tolles Live-Erlebnis.“

Claus Dürscheidt schaut in die Kamera am Montag, 22. Juni 2020 vor dem Veranstaltungsort >>>Zeche<<< in Bochum. Der Betreiber der Zeche ist einer der Veranstalter, die mit der Aktion >>>Night of Light<<< auf die schwierige Situation ihrer Betriebe durch die Folgen der Corona-Pandemie aufmerksam machen wollen. Sie haben an diesem Abend ihre Gebäude rot angeleuchtet.Foto: Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services

„Die absurden Preise, die mittlerweile bei manchen Konzerten aufgerufen werden, können sich viele Leute gar nicht mehr leisten.“

Claus Dürscheidt, Geschäftsführer der Zeche, über den Erfolg der Tribute-Reihe

Dagegen sei das Tribute in der Zeche entspannter zu haben: „Bei uns treten Musiker auf, die oft nah dran sind am Original. Dazu gibt es eine intime Atmosphäre und ein entspanntes Fläschchen Bier.“ Zudem seien die Tribute-Konzerte zweifellos günstiger: „Die absurden Preise, die mittlerweile bei manchen Konzerten aufgerufen werden, können sich viele Leute gar nicht mehr leisten.“

„Fiege-Ticket“ schon kurz nach Verkaufsstart vergriffen

Daher gibt es für die Tribute-Reihe in der Zeche eine Art Flatrate: Das „Fiege-Ticket“ für 180 Euro umfasst nahezu sämtliche Shows, die bis Juni 2025 in der Zeche angeboten werden. Nur besonders gefragte Abende wie „Still Collins“ und „The Queen Kings“ kosten extra. Schon kurz nach Verkaufsstart am 30. Juni waren sämtliche „Fiege-Tickets“, die übertragbar sind, für diese Saison vergriffen. Einzeltickets gibt es aber meist auch im regulären Vorverkauf sowie an der Abendkasse.

Regelmäßig ausverkauft: Die Band „Still Collins“ bietet die größten Hits von Genesis und Phil Collins. Wieder am 21. Februar 2025 in der Zeche Bochum.
Regelmäßig ausverkauft: Die Band „Still Collins“ bietet die größten Hits von Genesis und Phil Collins. Wieder am 21. Februar 2025 in der Zeche Bochum. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

„Es gibt Zuschauer, die kommen fast zu jedem Konzert“, erzählt Dürscheidt. „Manche bringen sogar ihr eigenes Sitzkissen mit.“ Und die Künstler würden mittlerweile Shows bieten, die den Original-Shows durchaus ebenbürtig seien. „Wenn man sich die mitreißenden Auftritte etwa von ‚Remode‘ anschaut: Das ist richtig stark.“

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So will die Zeche an ihrer Tribute-Reihe weiter festhalten: „Das hat sich etabliert“, meint Dürscheidt. „Ich kenne deutschlandweit keinen anderen Laden, der damit ähnlich große Erfolge feiert wie wir.“ Auch wenn manche Bandnamen wie Goldplay, Metakilla und Marley’s Ghost direkt aus der Wortspielhölle zu kommen scheinen.

Tribute oder Cover: Das ist der Unterschied

Das weiß nicht jeder: Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Tribute- und einer Coverband? Als Coverbands bezeichnet man gemeinhin Musiker, die die Songs von verschiedenen Künstlern und Bands nachspielen. Tribute-Bands konzentrieren sich hingegen auf ein Vorbild.

An jedem Freitagabend steigt in der Zeche (Prinz-Regent-Straße 50-60) ein neues Tribute-Konzert. Die nächsten Auftritte: „Elton & The Joels“ mit einer Hommage an Elton John und Billy Joel am 27. September. „One Step Closer – Tribute to Linkin Park“ am 4. Oktober und „Bounce – Tribute to Bon Jovi“ am 11. Oktober.

Außerdem: „Marley‘s Ghost“ (18. Oktober), die „Ö-Band“ mit Grönemeyer-Songs (25. Oktober) und „Regatta de Blanc“ mit den Hits von Sting und The Police 21. November. Aus Bochum stammt „Get Back“ mit den Klassikern der Beatles am 27. Dezember. Alle Konzerte: zeche.net

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