Bochum. Nach dem Mord an einem schlafenden Obdachlosen wurde der Beschuldigte von einem Gefängnis in eine Psychiatrie verlegt. Er ist psychisch krank.

Der 21-jährige mutmaßliche Mörder, der Ende Juli im Bochumer Hauptbahnhof einen Wohnungslosen (38) totgetreten und -geschlagen haben soll, ist möglicherweise gar nicht schuldfähig. Wie Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann sagte, wurde er schon wenige Tage nach seiner Festnahme aus dem Gefängnis, wo er in U-Haft saß, in ein geschlossenenes psyschiatrisches Krankenhaus verlegt, weil er „eine schwere psychiatrische Erkrankung“ haben soll.

Einige Gewalttäter sind schuldunfähig und kommen in einer Psychiatrie hinter Gitter

In solchen Fällen kommt es nicht selten vor, dass die Tatverdächtigen zwar vors Landgericht kommen, dort aber gegen sie kein Strafverfahren, sondern ein „Unterbringungsverfahren“ geführt wird. Sie werden dann zwar häufig freigesprochen, weil sie für die Tat nicht verantwortlich gemacht werden können, bleiben aber trotzdem wegen Gemeingefährlichkeit auf unbefristete Zeit hinter Gitter – allerdings in einer Psachiatrie, nicht in einem Gefängnis. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind solche psychisch kranken Täter dort acht Jahre untergebracht, bis sie wieder freigelassen werden.

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Das Verbrechen ereignete sich nach Polizeiangaben in der Nacht zum 26. Juli (Freitag) gegen 1.15 Uhr in einer Ecke der Gepäckaufbewahrung, an den Schließfächern neben dem Zeitschriftenhandel an der Nordseite des Gebäudes. Dort schlief der Obdachlose, ein Rumäne. Der 21-jähriger Beschuldigte, ein Mann aus Lünen, soll ihn angesprochen und dann lebensgefährlich am Kopf und am Körper verletzt haben. Das Tatmotiv ist unklar.

Identität eines toten Obdachlosen geklärt

Mittlerweile ist auch die Identität des Obdachlosen geklärt, der der Freitagmorgen (23. August) gegen 9 Uhr tot vor dem ehemaligen McDonalds am Hauptbahnhof nahe Wittener Straße gefunden worden ist. Es handelt sich um einen 35-jährigen Bochumer, der schon länger auf der Straße lebte und nächtigte

Er konsumierte regelmäßig Alkohol und Drogen. Noch ist er nicht obduziert, wie die Polizei auf Anfrage sagte. Die Todesursache ist ungeklärt. Die Kripo geht aber nicht von einer Straftat bzw. Fremdverschulden aus.

Noch in derselben Nacht wurde der Verdächtige an einem Bahnsteig gefasst. Das Opfer starb drei Tage später auf der Intensivstation. Ermittelt wird wegen heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen.

Ein ähnlicher Gewaltexzess im Bochumer Hauptbahnhof wurde erst Anfang dieses Jahres vor dem Landgericht verhandelt. Ein 25-jähriger Bochumer, der suchtkrank ist und rund um den Bahnhof immer wieder durch Strafatten auffiel, hatte im März 2023 einen Mann mittleres Alters, der ebenfalls dem Trinker-Klientel angehört, um 4 Uhr nachts neben dem Haupteingang zu Boden gerissen und mit Stampftritten von oben immer wieder und mit voller Wucht auf den Kopf getreten. Auch dann, als das Opfer längst wehr- und reglos war. Das Opfer überlebte.

Auch in diesem Fall sprach das Gericht den Täter wegen einer psychischen Erkrankung frei, wies ihn aber auf unabsehbare Zeit in eine Psychiatrie ein.