Bochum. Der ADFC Bochum übt harte Kritik am Radweg der Dorstener Straße. Dabei hat ihn die Stadt gerade erst rot markiert, um die Sicherheit zu erhöhen.

Wie bereits an vielen anderen Stellen hat die Stadt Bochum in den vergangenen Wochen auch den Radstreifen an der Dorstener Straße rot eingefärbt. Kosten: 150.000 Euro. Doch der ADFC Bochum übt scharfe Kritik und zeigt sich „irritiert“ daran. „Die Probleme dieses gefährlichen Radfahrstreifens bleiben bestehen.“

Knallrote Farbe soll für mehr Aufmerksamkeit sorgen

Es geht um den 1,3 Kilometer langen Abschnitt zwischen Nordring und Reichsstraße, kurz vor der A40. In beiden Richtungen rollen die Radfahrerinnen und Radfahrer nun auf knallrotem Untergrund. Autofahrer und Fußgänger sollen durch die Farbe besser auf den Radverkehr aufmerksam werden, zumal die Dorstener Straße im Vergleich zu anderen großen Ausfallstraßen sehr eng ist. Und genau dort setzt auch die Kritik des Fahrradclubs an.

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Der Radstreifen sei „deutlich zu schmal“, so der ADFC. Zudem fehle der vorgeschriebene Sicherheitsstreifen zwischen Radstreifen und Parkstreifen. Deshalb seien Radfahrer gezwungen, „in der gefährlichen Dooring-Zone“ zu fahren. Damit meint der ADFC die potenziell lebensgefährliche Situation, wenn ein parkender Autofahrer ohne Blick nach hinten seine Tür (englisch: door) öffnet – und ein von hinten kommender Radfahrer dann entweder mit Wucht dagegenknallt oder blitzartig nach links in den fließenden Verkehr ausweicht und dort unter die Räder kommen kann. Schon mehrfach hatte es solche „Dooring“-Unfälle an der Dorstener Straße gegeben.

Der schmale Radstreifen auf der Dorstener Straße in Bochum wird durch ein falsch parkendes Auto noch schmaler. Der Radfahrer muss etwas ausweichen.
Der schmale Radstreifen auf der Dorstener Straße in Bochum wird durch ein falsch parkendes Auto noch schmaler. Der Radfahrer muss etwas ausweichen. © Bernd Kiesewetter

„Der Radweg widerspricht allen aktuellen Vorgaben für sichere Infrastruktur“, sagt der ADFC. „Er ist mit teilweise nur 0,75 Meter weniger als halb so breit wie vorgeschrieben und hat keinerlei Sicherheitsstreifen zum Fahrbahnrand, mindestens 50 Zentimeter sind für die Sicherheit notwendig.“ Es käme daher täglich zu vielen gefährlichen Situationen, wenn Menschen unvermittelt die Autotür öffnen würden. „Mehrere Radfahrer:innen wurden auf der Dorstener Straße bereits schwer verletzt.“ Deshalb sei dies der am wenigsten benutzte Radweg an Hauptverkehrsstraßen der Stadt. 

ADFC Bochum spricht von einer „unhaltbaren Situation“

Die Rotmarkierung helfe hier nicht, die Straße sicherer für Radfahrende zu machen. „Im Gegenteil, sie zwingt Radfahrer:innen noch stärker in die gefährliche Zone sich öffnender Autotüren. Bei solchen Unfällen träfe Radfahrer:innen absurderweise sogar eine Mitschuld. Sie sind angehalten, einen Meter Abstand zum Straßenrand zu halten, um Vorsicht gegenüber öffnenden Autotüren zu halten.“

Der ADFC spricht von einer „unhaltbaren Situation“. Denn hinzu komme noch, dass der vorgeschriebene Abstand des motorisierten Verkehrs zu Radfahrenden von anderthalb Metern an vielen Stellen gar nicht möglich sei. Der Club regt deshalb an, zumindest Tempo 30 einzuführen.

Stadt Bochum weiß: „Nicht der aktuelle Stand der Technik“

Die Stadt ist sich bewusst, dass die Radfahrstreifen nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen haben und nun mit der Roteinfärbung kein Idealfall hergestellt worden ist. Die Radfahrstreifen hätte es schon vorher gegeben und würden „nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprechen“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. Dies habe jedoch auf Grund der geringen Querschnittsbreiten der Straße nicht verbessert werden können.

Wegen mehrere Radunfälle galt diese Strecke als „Unfallhäufungslinie“. Auf Beschluss der Unfallkommission, die unter anderem aus Polizei und Tiefbauamt besteht, musste die Situation verbessert werden. Die Roteinfärbung soll bei allen Verkehrsteilnehmern erhöhte Aufmerksamkeit erzeugen. „Andernfalls hätte man die Radfahrstreifen komplett entfernen bzw. die Parkplätze drastisch reduzieren müssen, was beides keine Option ist“, so van Dyk.

Bei einer Neuplanung von Radverkehrsanlagen würden die aktuellsten Richtlinien „selbstverständlich berücksichtigt“.

Genau dies könnte jetzt tatsächlich kommen. Mit dem ADFC hat die Stadt in dieser Woche einen Ortstermin vereinbart, um nach punktuellen Verbesserungsmöglichkeiten zu schauen. „Dort, wo der Radfahrstreifen besonders schmal ist, können gegebenenfalls Parkplätze zurückgenommen werden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Des Weiteren soll in Nahbereichen von Kindergärten oder anderen Einrichtungen, die den Eingang unmittelbar an der Dorstener Straße haben, die Einrichtung von Tempo 30 als Einzelregelung geprüft werden.“

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