Bochum. Das Festival steht vor der 32. Auflage. Manche Urgesteine müssen passen. Neue Restaurants rücken nach. Das sind die größten Herausforderungen.

„Mir blutet das Herz“, sagt Gerd Borgböhmer. „Aber für uns ist das nicht mehr machbar.“ Der Chef der „Waldesruh“ wird vom 7. bis 11. August oft mit seinen Gedanken auf dem Boulevard sein, wo „Bochum kulinarisch“ eine Neuauflage feiert. Die Traditionsgaststätte zählte 1989 zu den Gründern des Stadtfestes. Mit dem Auswärtsspiel der Borgböhmers ist es vorbei. Nachrückende Gastronomen füllen die Lücke – auch sie mit schwerem Gepäck.

„Bochum kulinarisch“: Traditionslokal kann Mehraufwand nicht mehr stemmen

Von einem „zunehmenden Kraftakt“ spricht Lukas Rüger („Livingroom“), einer der Macher von „Bochum kulinarisch“. 2023 konnte die Zeltstadt in der City mit 50.000 Besuchern einen erfolgreichen Neustart nach Corona feiern. Doch fünf angestammte Betriebe blieben nach 2019 auf der Strecke, darunter „Kümmel Kopp“, Haus Kemnade, „Vitrine“ und die „Waldesruh“.

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Bitter, aber alternativlos sei die Entscheidung gewesen, sagt Gerd Borgböhmer (66). Das größte Problem: das Personal. Den laufenden Betrieb in Sundern und die fünf Festival-Tage in der Innenstadt gleichzeitig zu stemmen, sei unmöglich geworden. „Wir haben weniger Mitarbeiter als in den Vorjahren und bekommen kaum noch Aushilfen.“

Das Restaurant zu schließen, um bei „Bochum kulinarisch“ mitzuwirken, wäre wirtschaftlich unverantwortbar: „Wir haben allein an dem Samstag fünf Gesellschaften im Haus. Davon leben wir!“

Das Haus „Waldesruh‘“ (hier ein Archivbild mit v.l. Gerd Borgböhmer, Mitarbeiter Martin Page und „Bochum-kulinarisch“-Gründer Herwig Niggemann) ist mit seinen Klassikern Stielmus und Kalbsbratwurst seit 2023 nicht mehr auf dem Boulevard vertreten.
Das Haus „Waldesruh‘“ (hier ein Archivbild mit v.l. Gerd Borgböhmer, Mitarbeiter Martin Page und „Bochum-kulinarisch“-Gründer Herwig Niggemann) ist mit seinen Klassikern Stielmus und Kalbsbratwurst seit 2023 nicht mehr auf dem Boulevard vertreten. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Gastronom glaubt: Besucher werden „verhaltener essen“

Zweites Problem: die Kosten. „Die Ausgaben in allen Bereichen sind geradezu explodiert“, beobachtet Gerd Borgböhmer. Für „Bochum kulinarisch“ bedeute dies: Die Wirte müssten die Preise deutlich anheben (Lukas Rüger kündigt ein Plus von zehn Prozent an). Er sei nicht sicher, ob Tellergerichte für über 20 Euro für die Gäste noch attraktiv seien, grübelt der „Waldesruh“-Chef und glaubt: „Die Menschen werden auch diesmal zu dem Fest strömen – aber verhaltener essen.“ Da könne man als Gastronom „schon in die Hände klatschen, wenn man mit einer schwarzen Null rauskommt“. Das Wetter-Risiko noch gar nicht mit eingerechnet.

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Trattoria „Momo mio Momo“ war mit der Premiere 2023 zufrieden

Ignazio Galletto nimmt‘s gern in Kauf. Seine Trattoria „Momo mio Momo“ am Stadionring gehörte 2023 zu den Nachrückern bei „Bochum kulinarisch“. Damals schloss er während des Festivals den zweiten Betrieb, den „Galletto Grill“ an der Küppersstraße. Der bleibe diesmal geöffnet, sagt der Inhaber. Auch wenn man wieder alle Kräfte bündeln müsse und „keiner fehlen darf“: „Es lohnt sich. Bei unserer Premiere vor einem Jahr haben wir viele neue Gäste für unser Restaurant gewonnen. Für uns war es keine Frage, auch in diesem Jahr mitzumachen.“

Man werde die Vorproduktion der Speisen verbessern, um die fünf Tage logistisch zu schultern, berichtet Ignazio Galletto. Die Preise würden allenfalls moderat angehoben: „maximal um 50 Cent“. Serviert werden im „Momo“-Zelt unter anderem hausgemachte Ravioli gefüllt mit Entenbrust in Orangen-Butter-Salbei. „Die waren im letzten Jahr der Knaller.“

Das „Three Sixty“ zählte 2023 zu den Nachrückern bei „Bochum kulinarisch“. Auch in diesem Jahr ist die Bermuda-Sportbar wieder dabei.
Das „Three Sixty“ zählte 2023 zu den Nachrückern bei „Bochum kulinarisch“. Auch in diesem Jahr ist die Bermuda-Sportbar wieder dabei. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Alle vier Nachrücker aus dem Vorjahr sind erneut am Start

Auch die weiteren drei Lokale, die 2023 als Gäste neu eingestiegen waren, sind wieder dabei: der Grüne Gaul, das Three Sixty und das Parkhotel Herne. Das 16er-Feld komplettieren aus Bochum Pablo, Livingroom, Strätlingshof, Franz Ferdinand, Löscher, Tucholsky und Waldhaus; aus Hattingen Diergardt‘s Kühler Grund, Gasthaus Weiß und An de Krüpe; aus Herne Meistertrunk. Den Platz von Sushi-Meister Daniel Takeshi, der sein Restaurant in Altenbochum 2023 geschlossen hat, nimmt Sabri Arslan mit seinem spanischen Lokal „Las Olas“ in Hattingen ein.

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Gerd Borgböhmer drückt seinen Kolleginnen und Kollegen die Daumen. Auch wenn die „Waldesruh‘“ passen muss: „Die Zusammenarbeit und die Stimmung bei ,Bochum kulinarisch‘ waren immer großartig. Wir waren ein tolles Team!“

Öffnungszeiten: Mittwoch (7.) von 17 bis 24 Uhr, Donnerstag (8.) bis Samstag (10.) von 12 bis 24 Uhr, Sonntag (11.) von 12 bis 21 Uhr; Infos: bochum-kulinarisch.de