Bochum. Kurz vor dem Festival wehren sich Geschäftsleute dagegen, Kosten für Absperrungen zu tragen. Das sagt der Veranstalter, das meint ein Jurist.
Die Kosten für Absperrungen vor Läden und Hausfassaden brechen kurz vor dem Start von „Bochum Total“ einen Streit vom Zaun. „Wir sind nicht gewillt, für die Bauzäune Geld zu zahlen“, sagen Geschäftsleute in der Innenstadt und weisen Forderungen des Veranstalters zurück.
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Am Donnerstag (4.) beginnt Europas größtes Umsonst-und-draußen-Festival. 600.000 Besucher werden bis Sonntag (7.) erwartet. Die Vorfreude mancher Anlieger hält sich in Grenzen. „Wir wissen um die Bedeutung des Festivals für Bochum. Doch viele, vor allem ältere Kundinnen und Kunden meiden an diesen Tagen die City. Wir nehmen Jahr für Jahr erhebliche Umsatzeinbußen hin“, sagt Peter Legsding (81), der seit mehr als 50 Jahren den Friseursalon „Meister L“ an der Viktoriastraße/Ecke Südring führt: wenige Meter neben dem Bochum-Total-Hotspot an der 1Live-Bühne.
Bochum Total 2024: „Es stinkt zum Himmel“, schimpft ein Friseur
Bauzäune vor den umliegenden Wohn- und Geschäftshäusern sollen Beschädigungen und Verschmutzungen verhindern. Das gelinge nur unzureichend, berichtet Patrick Rehs, Immobilieninhaber an der Viktoriastraße mit fünf Mietern. Ob kleines oder großes Geschäft: Immer wieder würden Hauseingänge als Klo missbraucht. „Es stinkt zum Himmel“, schimpft Peter Legsding. Zudem sei es durch umgestürzte Zäune bereits zu Sachschäden gekommen.
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Jetzt gehen Legsding, Rehs und weitere Anlieger an die Öffentlichkeit. Anlass: ein Schreiben, in dem der Bochum-Total-Veranstalter zwar ankündigt, die Zäune erneut zur Verfügung zu stellen: „aber ab 2024 leider nicht mehr kostenlos“. Die Preise für das Anmieten und den Transport seien massiv gestiegen. „Pro Bauzaun müssen wir Ihnen deshalb leider 20 Euro inkl. Anlieferung und Abholung berechnen“, heißt es. Auch eine Haftung für Beschädigungen durch die Zäune müsse man „verbindlich ablehnen“.
Veranstalter: „Beteiligung an Kosten ist leider unvermeidbar“
Laut BO-Total-Veranstalter Marcus Gloria sind von der Neuregelung drei Anlieger betroffen. An anderen Stellen würden die Zäune weiterhin kostenlos aufgebaut, etwa vor einer Moschee. „Für uns ist das sehr aufwendig und teuer“, bekräftigt Gloria. „Die Beteiligung der Geschäftsleute, die das viele Jahr lang kostenlos bereitgestellt bekommen haben, ist leider unvermeidbar.“
Das sehen Peter Legsding und Patrick Rehs ebenso wie Siavash Alipour (Teppich Galerie David), Cüneyt Yildirim (Haarstudio Istanbul) und Philip Speer (Brillen Heinen) anders. Im WAZ-Gespräch kündigen sie an, die 20 Euro pro 3,40-Meter-Bauzaun nicht zu zahlen: „Die Sicherungspflicht liegt eindeutig beim Veranstalter. Dafür dürfen wir nicht zu Kasse gebeten werden. Wir zahlen nicht!“
Rechtsanwalt: Kosten müssen vom Veranstalter getragen werden
Wie beurteilt das die Stadt? „Wir sind bei dieser Frage außen vor“, heißt es auf WAZ-Anfrage im Rathaus. Es sei allein dem Veranstalter vorbehalten, eine Regelung mit den betroffenen Anliegern zu treffen.
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Der Bochumer Rechtsanwalt Jean-Pascal Lohof zieht in einer ersten rechtlichen Bewertung einen Vergleich mit einer Baustelle, bei der die Stadt und der Bauherr für die Sicherung zuständig seien. Ähnlich verhalte es sich bei Bochum Total: „Wer eine Gefahrenquelle schafft, muss alles Notwendige und Zumutbare tun, um andere vor Schäden zu bewahren.“ Die Kosten für die Zäune müssten demnach von den Festival-Machern getragen werden: „auch, um späteren Schadensersatzforderungen vorzubeugen“.
Festival ist auf Unterstützung der Besucher angewiesen
Bühnen, Personal, Material, Sicherheit: Massive Kostensteigerungen in allen Bereichen machen Marcus Gloria und seinen Partnern seit Jahren zu schaffen. Zwar versichert Gloria: „Bochum Total ist und bleibt kostenlos.“ Dabei sei man aber auf die Unterstützung der Besucher angewiesen.
Zunehmend werden während des Festivals vor allem Bierdosen zu Billigpreisen angeboten: in umliegenden Supermärkten und Geschäften ebenso wie an eigens aufgebauten Verkaufsständen. Das sei legitim, man könne nichts gegen „Trittbrettfahrer“ machen, weiß Marcus Gloria, ruft die BO-Total-Fans aber zugleich auf: „Unterstützt euer Festival, indem ihr an unseren Ständen trinkt und esst.“ Diese Einnahmen seien neben den Sponsorengeldern und Standmieten elementar für ein Bochum Total ohne Eintritt.
0,3-Liter-Bier kostet auch in diesem Jahr vier Euro
17 Festival-Getränkestände werden geöffnet sein. Für ein 0,3-Liter-Bier werden vier Euro (plus 50 Cent Pfand) aufgerufen. „Wir haben den Preis nicht erhöht“, sagt Marcus Gloria: „obwohl sonst alles teurer geworden ist.“