Bochum. Ein Streit unter Nachbarn am Heiligen Abend endete auf der Intensivstation. Der Verdächtige steht nun vor Gericht. Das Tatmotiv ist völlig banal.

Ein Streit unter Nachbarn in Bochum-Gerthe am Heiligen Abend war vollkommen eskaliert. Ohne eine sofortige Not-Operation wäre einer der Nachbarn (23) gestorben, hieß es am Montag in einer Anklageschrift von Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann. Angeklagt ist ein 31-jähriger Bochumer. Der Ankläger wirft ihm versuchten Totschlag vor. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Aussprache mit Vermieter endet in blutiger Gewalt

Dem Vorwurf zufolge soll der Angeklagte verärgert gewesen sein, dass sein Nachbar, der ein Stockwerk über ihm in einem Mehrfamililienhaus an der Lothringer Straße wohnt, am Tag vor Heiligabend zu viel Krach gemacht habe. Er habe sich deshalb beim gemeinsamen Vermieter beschwert, woraufhin es am 24. Dezember 2023 gegen 16 Uhr zur Aussprache unter allen drei Männern in der Wohnung des angeblich zu lauten Nachbarn gekommen sei. Dieses Treffen endete in blutiger Gewalt.

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Laut Anklage traktierte der 31-Jährige seinen Nachbarn zunächst mit Faustschlägen und drängte ihn aufs Sofa. Der 23-Jährige konnte sich mit einer Gabel wehren, woraufhin der Angreifer sich aus seiner Wohnung ein Stockwerk tiefer ein Küchenmesser geholt und seine Attacke verschärft fortgesetzt haben soll. Mit seiner Waffe habe er seinem Nachbar so wuchtig ins linke obere Schulterblatt gestochen, dass die Klinge die Lunge durchbohrte. Ein weiterer Stich traf das rechte Schulterblatt.

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Die Brusthöhle wurde eröffnet, ein Lungenflügel fiel ein. Trotz dieser schwersten Verletzungen konnte der 23-Jährige aus seiner Wohnung auf die Straße fliehen. Ein zufällig dort hergehender Zeuge rief den Notarzt, der das Opfer ins Bergmannsheil brachte, wo es gerettet wurde.

Weitere Vorwürfe gegen den Bochumer: Siegelbruch und Drogenhandel

Die Bluttat ist nicht das einzige, das dem vorbestraften und berufslosen Angeklagten vorgeworfen wird. Die Kripo hatte wegen der Ermittlungen seine Wohnung versiegelt, trotzdem habe er sich am 9. Januar gegen 20.15 Uhr Zugang zu ihr verschafft, um Kleidung herauszuholen. „Siegelbruch“ heißt das im Strafgesetzbuch. Noch am selben Abend wurde der 31-Jährige an seiner neuen Anschrift in Essen festgenommen. Dabei fanden die Polizeikräfte bei dem Mann 50 Tütchen mit insgesamt 35 Gramm Kokain, das zum Weiterverkauf gedacht sein soll, so die Anklage. Seitdem sitzt er in U-Haft in der Bochumer Krümmede.

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Zum Prozessauftalt vor dem Schwurgericht schwieg der 31-Jährige.. „Heute werden wir sicherlich keine Angaben machen“, sagte Verteidiger Matthias Düllberg. Am nächsten Prozesstag am 20. Juni könnte es eine „Verteidigererklärung“ geben.

Die Richter haben vier weitere Sitzungen bis 24. Juli angesetzt.