Bochum. 500 Euro für eine Klassenfahrt: Das ist in Bochum keine Ausnahme. Doch es geht auch deutlich günstiger. Die Schulen geben einen Einblick.

Sie sind für viele Kinder und Jugendliche ein Highlight ihrer Schulzeit: Klassenfahrten. Aber gleichzeitig werden sie immer teurer. Doch: Wie viel Geld müssen Eltern in Bochum mittlerweile pro Kind bezahlen?

„Je nach Ziel bewegen wir uns inzwischen ungefähr zwischen 140 und 180 Euro“, erklärt Johannes Maneke, Leiter der Gemeinschaftsgrundschule Westenfeld. „Vor längerer Zeit fanden Klassenfahrten noch über fünf Tage statt, mittlerweile fahren wir nur noch dei Tage. Von den Kosten her bezahlt man für drei Tage so viel wie früher für fünf“, sagt er.

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  • Die Ausgaben für Klassenfahrten steigen: Das ist für viele Eltern eine Belastungsprobe. Die Kosten seien „schwer zu stemmen“. Was sie beklagen.

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Welche Klassenfahrten es in Bochum gibt und was sie kosten

Auch die Frauenlobschule hat die Dauer auf zwei Übernachtungen reduziert. „Meistens fahren wir (...) mit drei Klassen gleichzeitig und belegen dann den größten Teil der Jugendherberge.“ Die Fahrt findet im vierten Schuljahr statt. Weil es vorkomme, dass Fördergelder später ankommen, hätten auch schon Lehrkräfte Geld vorgestreckt, damit Kinder mitfahren können.

Wie sieht es an den weiterführenden Schulen aus? „Zu dem festen Fahrtenprogramm zählen eine mehrtägige Kennenlernfahrt im Jahrgang fünf nach Gahlen, die Erprobungsstufenfahrt nach Norderney in Jahrgangsstufe sechs, unsere Skifahrt in der Jahrgangsstufe neun nach Österreich und die Kursfahrten in der Jahrgangsstufe Q2“, erklärt Ulrike Strajhar, Leiterin der Goethe-Schule. Zudem gebe es Austausche in andere Länder. Die gestiegenen Kosten „stellen für die Eltern eine finanzielle Belastung dar, die uns als Schule sehr wohl bewusst ist“, sagt Strajhar. Zum Beispiel durch einen Sponsorenlauf versuche man, zu entlasten.

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Neun Tage Skifahren für 520 Euro

Am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum haben in diesem Schuljahr diese Fahrten stattgefunden: die einwöchige Kennenlernfahrt der Fünfer nach Borkum (285 Euro), ein zwölftägiger Jugendwaldheimeinsatz der Jahrgangsstufe sieben (260 Euro), die neuntägige Schulskifahrt der Jahrgangsstufe acht (520 Euro), die dreitägige erdkundliche Fahrt nach Bremerhafen in der neunten Klasse (140 Euro) sowie eine Fahrt in der Oberstufe, die maximal 440 Euro kosten durfte.

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Michael Braß leitet das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum. (Archivbild)
Michael Braß leitet das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Gero Helm

An der Schule gebe es ein Solidarmodell, das so funktioniert: „Die Eltern, denen die Finanzierung schwer fällt, überweisen ohne Angabe von Gründen einfach zehn Prozent weniger, diejenigen, die es sich leisten können, überweisen mehr“, erklärt Schulleiter Michael Braß. Das funktioniere sehr gut. Familien, die nicht berechtigt sind, Fördergelder zu beantragen, können sich zudem an den Förderverein wenden.

Unsere Abfrage bei den Schulen zeigt: An den meisten Gymnasium gibt es über die Schulzeit verteilt vier Fahrten, auch an der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule ist das der Fall. „Die Kosten bewegen sich (je nach Jahrgangsstufe) zwischen 180 und 350 Euro“, so Sprecher Fabian Heyers. In Ausnahmefällen könne es wegen größerer Entfernungen auch zu Zuschlägen kommen.

Bildung und Teilhabe sowie EU-Förderung

Bedürftige Familien in Bochum können über das Programm „Bildung und Teilhabe“ Gelder beantragen, zum Beispiel für Klassenfahrten. Wenn vorhanden, unterstützen dabei die Sozialarbeiter bei den Anträgen. Oftmals helfen auch Fördervereine der Schulen.

Viele Austauschfahrten werden auch durch EU-Gelder gefördert, darauf verweist Alexander Gerber, EU-Koordinator am Klaus-Steilmann-Berufskolleg: „Das Erasmus-Plus-Programm stellt sicher, dass alle Familien sich die Teilnahme ihrer Kinder an internationalen Mobilitäten leisten können, indem es umfassende finanzielle Unterstützung bietet. Diese Unterstützung erfolgt durch festgelegte Pauschalen.“ Zudem gebe es Zusatzförderungen für Kinder aus finanziell schwächeren Familien.

Zu den Fahrten des Berufskollegs gehören zum Beispiel eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz, Projekte auf Texel in Tallinn oder Auslandspraktika in Spanien, Indonesien oder Österreich.

Zahl der Klassenfahrten wird nicht reduziert – aus diesem Grund

„Insbesondere nach der Pandemie mussten wir einen preislichen Anstieg der Klassenfahrten verzeichnen“, erklärt Oliver Bauer, Leiter des Neuen Gymnasiums. Trotzdem gebe es nicht weniger Fahrten, da sie einen großen Stellenwert im Schulprogramm hätten. „Schulfahrten, Studienfahrten und internationale Begegnungen ermöglichen den Schülerinnen und Schülern unmittelbare Anschauung von in der Schule nur theoretisch vermittelten Sachverhalten, soziale Erfahrungen im täglichen Miteinander, Begegnungen mit Fremdem“, ergänzt Wolfram Hirschhausen, Leiter des Lessing-Gymnasium.

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Auch an der Rupert-Neudeck-Schule wurden Ziele und Abläufe der Klassenfahrten bisher nicht verändert. „Da wir uns in einem Kosten-Bereich befinden, der für die beteiligten Eltern tragbar ist“, sagt Leiterin Birgit Müller. Die Fahrt in Jahrgangsstufe fünf kostet 230, in Jahrgangsstufe acht 250 und in Jahrgangsstufe zehn 400 Euro.

Wer entscheidet, was eine Klassenfahrt kosten darf?

Aber wie entscheidet sich, was eine Klassenfahrt kosten darf? Das werde „in jedem Jahr durch die Schulkonferenz im Fahrtenprogramm der Schule festgelegt“, erklärt Timm Jakat, stellvertretender Leiter der Hellweg-Schule. Während die Schulkonferenz ein Fahrtenprogramm inklusive Höchstdauer und Kostenobergrenze festlegt, entscheiden die Pflegschaften über Ziel, Programm und Dauer, erklärt Kerstin Guse-Becker, Leiterin des Märkischen Gymnasiums in Wattenscheid. „Die Kostenobergrenze soll möglichst niedrig gehalten werden.“

Kerstin Guse-Becker ist Leiterin des Märkischen Gymnasiums in Wattenscheid.
Kerstin Guse-Becker ist Leiterin des Märkischen Gymnasiums in Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Generell zeigt sich bei der Abfrage an die Schulen in Bochum: Sie sind sehr bemüht, kostengünstig zu planen. Man versuche, den Preisanstieg gering zu halten und gleichzeitig das beste Angebot herauszusuchen, heißt es vom Walter-Gropius-Berufskolleg. Dort finde im kommenden Schuljahr voraussichtlich unter anderem eine einwöchige Fahrt nach Kroatien oder Italien statt, das Ziel: unter 350 Euro bleiben.