Bochum. Rechtsextreme AfD-Organisation „Junge Alternative“ trifft sich in einem Bochumer Traditionslokal. Pächter: „Das passt nicht zu unseren Werten.“
Nach dem Treffen der rechtsextremen AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ im Bochumer Traditionslokal „Mutter Wittig“ zeigen sich die Pächter des Traditionslokals entsetzt: Sie hätten nicht gewusst, dass es sich bei der Reservierung um eine politische Veranstaltung gehandelt habe.
Rechtsextreme treffen sich in Bochumer Lokal
„Wir sind seit 30 Jahren in der Gastronomie. So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Pächterin Sigrid Flasche. Doch wie kam es zu dem rechtsextremen Treffen? Bereits im vergangenen Monat habe eine Frau telefonisch den Tisch bei Mutter Wittig reserviert. 30 bis 40 Personen sollten um 18.30 Uhr zum Essen kommen.
„„Wir sind seit 30 Jahren in der Gastronomie. So etwas habe ich noch nicht erlebt.““
Von einer politischen Veranstaltung sei nicht die Rede gewesen, erklärt die Pächterin. Der weitere Kontakt sei über eine private E-Mail-Adresse gelaufen. „Es war kein Name, bei dem man aufhorcht.“
Rechtsextremes Treffen in Bochumer Lokal: Demonstration vor dem Lokal
Die Junge Alternative hatte in sozialen Medien einen Stammtisch in Bochum angekündigt, den genauen Ort aber geheim gehalten. Etwa eine Dreiviertelstunde nach Beginn des Treffens hätten linke Aktivistinnen und Aktivisten vor dem Restaurant „Mutter Wittig“ demonstriert. „Sie waren sehr laut und sehr aggressiv, auch gegenüber unbeteiligten Gästen“, schildert Pächterin Sigrid Flasche ihren Eindruck. Beim Rausgehen seien einige von den Demonstranten angepöbelt und bespuckt worden.
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Ein Kellner habe dann erst bei der Getränkebestellung „mit einem Ohr“ mitbekommen, dass es sich um ein rechtsextremes Treffen handele. „Wir haben die Organisatoren daraufhin angesprochen und zur Rede gestellt“, sagt Sigrid Flasche. „„Bei einer ehrlichen Anfrage der AfD hätten wir auf jeden Fall ‚nein‘ gesagt. Uns über eine unehrliche Anfrage in so eine Situation zu bringen, finde ich unmöglich. Das war schließlich auch bedrohlich.“
Polizei-Einsatz vor Mutter Wittig
Teilnehmer des Treffens hätten die Polizei zur Hilfe gerufen. Die konnte ein Aufeinandertreffen der beiden Gruppen verhindern. In Videos in sozialen Netzwerken zeigen sich Teilnehmer des Treffens „entspannt“.
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Ob der Tisch privat reserviert wurde und ob das Restaurant über den politischen Charakter der Veranstaltung informiert wurde, konnte die Junge Alternative auf Nachfrage nicht sagen. Auch das Thema des Vortrages bleibt unkonkret. Der Bundestagsabgeordnete Matthias Helferlich habe über seine Arbeit informiert.
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Der Dortmunder ist bereits in der Vergangenheit durch diverse negative Schlagzeilen aufgefallen. In Chats bezeichnete er sich selber als „freundliches Gesicht des NS“. Im sozialen Netzwerk Instagram posiert er mit dem Slogan „Team Remigration“, eine Anspielung auf das Potsdamer Treffen mehrerer hochrangiger AfD-Politiker und Neonazis, bei dem die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland diskutiert wurde. Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer planten die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.
„„Das passt nicht zu unseren Werten.““
Andor Baltz, Eigentümer von Mutter Wittig, zeigt sich am Tag nach dem Treffen schockiert. „Wir hätten so eine Reservierung niemals angenommen, wenn wir gewusst hätten, um was es sich handelt. Das passt nicht zu unseren Werten.“ Die Pächter von Mutter Wittig ziehen aus dem Erlebnis ihre Konsequenzen: „Wir werden in Zukunft immer fragen, welchen Hintergrund ein Treffen bei uns hat.“
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