Bochum-Linden. Das Hallenbad in Bochum-Linden ist für den opulenten Umbau geschlossen. Das Freibad entsteht ganz neu. Was passiert in den nächsten zwei Jahren?
Es riecht muffig aus den Rohren im Hallenbad Bochum-Linden. Seit einer Woche sind Bad und Sauna geschlossen, das Wasser längst abgelassen. Bis Sommer 2025 wird hier und im Freibad kein Schwimmen mehr möglich sein. Alles wird grundsaniert. „Es wurde allerhöchste Zeit, dass hier etwas passiert“, sagt Badleiter Thorsten Veith.
Bis Mitte, Ende August darf noch im Freibad geplanscht werden; danach sitzen die Lindener zwei Jahre lang auf dem Trockenen. Das Freibad wird neu gebaut. 25,9 Millionen Euro kostet die Modernisierung des Standortes Linden.
Das Bochumer Südbad wird schadstoffsaniert
Das Hallenbad wird entkernt und schadstoffsaniert. So liegen Asbest und künstliche Mineralfasern als Dämmung in den Zwischendecken. Damit beginnen die Wasserwelten als Betreiber Anfang September. „Decken, Putz, Fassaden – alles wird herausgeschlagen“, sagt Linda Diekenbrock von den Stadtwerken.
Diese begleiten den Umbau, sichern das Inventar, das noch verwertet werden kann für andere Bäder in Bochum. So kommen zum Beispiel die Sonnenliegen nach Hofstede für die dortige neue Terrasse. Die Edelstahlteile erhält das Bad in Langendreer, das übrigens baugleich ist mit dem Lindener, nur spiegelverkehrt. „Das Material ist teuer, das schmeißen wir nicht weg“, so Diekenbrock.
Erhalten bleibt auch der Sprungturm; er wird nach neuen Sicherheitsvorschriften aufgearbeitet und später in der modernisierten Halle wieder aufgestellt. Auch die Saunakabine, 2021 neu gebaut, wird versiegelt und überlebt den Umbau.
Die Baufälligkeit zeigt sich an vielen Stellen
Erbaut wurde das Lindener Frei- und Hallenbad 1968, eröffnet dann 1969. Davon zeugt eine Schwarz-Weiß-Fotografie auf dem Weg zu den Umkleiden. Den Charme der 70er Jahre vermitteln die Wände in der Halle. Doch die Baufälligkeit zeigt sich an vielen Stellen: Die Platten der rückwärtigen Fassade sind heruntergebrochen, werden notdürftig durch eine Plane gesichert. Das Dach ist undicht. „Wir hatten hier einen Wasserfall in den Umkleiden“, sagt Linda Diekenbrock.
Aber auch energetisch sei das Bad „eine Katastrophe“, beschreibt Stefan Gabriel, Technischer Leiter bei den Wasserwelten, den gegenwärtigen Zustand. Bislang teilten sich Frei- und Hallenbadbesucher die Umkleiden. Im Zuge der Sanierung werden neue gebaut, so dass die Bereiche künftig getrennt genutzt werden können.
Belüftungsanlage bleibt gegen Schimmelbildung in Betrieb
Im Keller summt die Belüftungsanlage noch vor sich hin. „Die brauchen wir noch für die Umkleiden der Freibadbesucher, aber auch, damit sich kein Schimmel bildet“, sagt Badleiter Thorsten Veith.
Das Hallenbad selbst vergrößert sich. Ein Anbau birgt dann die neuen Umkleiden, ein weiterer ein zweites Becken für Aqua-Kurse. Zudem wird es einen Kleinkinderbereich mit „Spraypark“ geben: Dort wird es Spielgeräte geben, aus denen permanent Wasser herausspritzt. „Linden ist dann gemeinsam mit Querenburg das größte Hallenbad in Bochum“, lässt Stefan Gabriel wissen.
Es sei, so erklärt er, auch mal über einen Neubau nachgedacht worden. Doch der wäre erheblich teurer geworden. „Als uns der Statiker bescheinigte, die Grundsubstanz des Gebäudes sei noch in Ordnung, haben wir uns für den Umbau entschieden.“
Das Freibad hingegen wird nach Ende der diesjährigen Saison abgerissen, los geht es 2024. Es entsteht ein Naturbad, das ohne Chlor auskommt. Stattdessen werden die Becken mikrobiologisch gereinigt. Gabriel: „Als sich unser Landschaftsarchitekt aus Gelsenkirchen hier umsah, fand er die Topologie des Geländes ideal für solch’ ein Naturfreibad.“
Das künftige Naturfreibad kommt ohne Chlor aus
Auf dem Hügel filtert Schilf das Wasser, das über einen Wasserfall ins Nichtschwimmerbecken rauscht und mit dem Gefälle ins Schwimmerbecken fließt. Unterirdisch damit verbunden ist ein dritter Teich, etwas abgelegen. Von dort wird das Wasser wieder hochgepumpt, der Kreislauf beginnt von neuem.
Während der zweijährigen Schließung wird das Lindener Personal auf die übrigen städtischen Bäder verteilt. „Leute werden immer gebraucht, auch in unserer Branche herrscht Fachkräftemangel“, sagt Badleiter Veith. Er selbst begleitet den Umbau und wird später in jedem Fall ins runderneuerte Lindener Bad zurückkehren. „Ich freue mich schon drauf.“
Einen dramatischen Engpass bei den Rettungsschwimmern gebe es derzeit in Bochum nicht. Veith: „Wir kommen im Moment über die Runden.“ Doch weiter gilt: Es werden weiterhin Rettungsschwimmer gesucht.