Bochum. Das Bochumer Rathaus wird saniert. Davon profitieren auch die Kunstwerke im Innenhof. Zwei alte Brunnen erstrahlen in neuem Glanz.

Das Rathaus ist vielleicht das bekannteste Gebäude Bochums, aber über seine Baugeschichte weiß kaum jemand was. Die laufende Renovierung des Ostflügels bietet die Möglichkeit, hier einmal genauer hinzusehen und auf Details zu achten, die im behördlich-bürgerlichen Nutzungsbetrieb für gewöhnlich untergehen. Die Kunstwerke zum Beispiel, von denen das Bochumer Rathaus einige aufbieten kann.

Rathaus steht für die demokratische Gesellschaft

Die Stadt-Zentral war im Mai 1931 eröffne worden. Der Architekt Karl Roth (Darmstadt) schuf ein modernes Bürogebäude mit 329 Räumen im historischen Gewand der spanischen Renaissance. Offenheit und Zugewandtheit zeichnen den Bau aus, der auch ein Statement war - als demokratischer Nachfolger der herrschaftlichen Bürokratie-Paläste aus Kaisers Zeiten.

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Selbstbewusster Anspruch der Montanstadt Bochum

9,25 Millionen Reichsmark, eine hohe Summe, wurden investiert. Das neue Rathaus verwies auch auf den Stolz der Industriegroßstadt Bochum, die mit ihren Stahlwerken und Zechen damals zu den größten Montanstädten des Kontinents gehörte. Kunstwerke in den Innen- und Außenbereichen akzentuierten diesen selbstbewussten Anspruch noch.

Brunnen wurden im Bombenkrieg beschädigt

Zwei davon prägen den Innenhof des Rathauses: Links und rechts vom Vorbau, in dem sich die Trauzimmer und die Ratssäle befinden, stehen zwei Brunnen, geschaffen von August Vogel (1887-1932): der „Brunnen der Schönheit“ und der „Brunnen des Glücks“. Im Bombenkrieg wurden sie stark beschädigt; seither waren sie unvollständig, was kaum einem auffiel, der sich nicht mit ihrer Geschichte beschäftigte.

Nun aber kann man die beiden schönen Brunnen wieder im alten Glanz auf sich wirken lassen, die Renovierung des Rathauses macht es möglich. Nicht nur, dass die Wasserspiele wieder funktionieren, auch die Bronzefiguren, die die Brunnen verzieren, wurden rekonstruiert.

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Figuren symbolisieren menschliche Werte

Die Auffrischung der 90 Jahre alten Kunst-Stücke war nicht eben einfach, denn die Originale waren verschollen oder vernichtet. Und es war wichtig, auf Feinheiten zu achten. Denn sowohl auf dem Brunnen der Schönheit als auch auf dem Brunnen des Glücks symbolisieren vergoldeten Figuren menschliche Werte. So gibt es auf dem Glücks-Brunnen eine Putte mit Ehering und Pantoffel (steht für Eheglück), eine mit Apfel (Fruchtbarkeit), eine mit leerem Portemonnaie (Optimismus), aber auch eine Figur mit Seifenblasen – sie stellt die Illusion dar, die das Leben (manchmal) sein kann.

Unterschied zwischen Alt und Neu kaum zu erkennen

Auf dem Schönheits-Brunnen erscheint die dem Meer entstiegene Aphrodite samt Engelchen im neuen Glanz – sie wird nicht nur als Göttin der Schönheit und Liebe angesehen, sondern auch als Beschützerin der Ehe, womit eine Verbindung zum Nachbarbrunnen entsteht.

Anhand historischer Fotos aus den 1930er Jahren und den originalen Vorbildern wurden die fehlenden Bronzeteile nun von der Bildhauerin Monika Meise rekonstruiert, neu gegossen und montiert. Die alten Bronzeflächen wurden aufgearbeitet und die neuen an den Bestand angepasst, so dass ein Unterschied zwischen Alt und Neu kaum zu erkennen ist.

Einzig die Putte, die den Apfel in Händen hält, wurde nicht angefasst - um zu verdeutlichen, dass dieser Brunnen, wie die Stadt Bochum, an Geschichte erlebt hat.

>>> Info: Rathaus-Renovierung

Ein neuer Haupteingang, ein Fahrstuhl, eine neue Aufteilung von Arbeitsbereichen und eine technische Aufwertung des in die Jahre gekommenen Gebäudes: Das alles ist mit der laufenden Sanierung des Rathaus-Ostflügels verbunden.

Mitte 2020 sollten die Arbeiten ursprünglich fertig sein, allerdings kam es immer wieder zu Verzögerungen. Und zu Kostensteigerungen: Vermutlich wird die Ostflügelsanierung nicht 10,1 Millionen, sondern 14,6 Millionen Euro kosten.

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