Bochum-Süd/-Südwest. Der Bochumer Kirchenmusiker Siegfried Kühbacher geht in Rente. Seiner Liebfrauen-Gemeinde in Linden will er aber erhalten bleiben.
Der Schritt in den Ruhestand ist ein eher kleiner, und leise wird es für Siegfried Kühbacher dann auch nicht. Als Kirchenmusiker in der katholischen Pfarrei St. Franziskus im Bochumer Süden und Südwesten wird er mit dem Jahreswechsel verabschiedet, als Mini-Jobber wird er aber in Liebfrauen Linden an der Orgel weiter alle Register ziehen und für den Projektchor den Taktstock führen.
Anders als bei wohl den meisten Ruheständlern freut der 65-Jährige sich darauf, weniger zu reisen, was allerdings nur seine "Einsatzorte" angeht. Denn auch wenn er in der Gemeinde in Linden seinen Schwerpunkt hatte, so war er in der Großpfarrei "zwischen tatsächlich acht verschiedenen Stellen unterwegs", wie der A-Kirchenmusiker selbst erst kurz zusammenrechnen muss. "Das hieß eigentlich, jeden Tag irgendwo Dienst in der Pfarrei zu haben, in allen Kirchen." In Bewegung will er aber auf jeden Fall bleiben, häufiger Tischtennis spielen "und endlich den Motorboot-Führerschein machen", verrät er aufgeräumt.
Bochumer Kirchenmusiker weist stattliche Biografie auf
Seine Biografie ist stattlich. Mit gerade einmal fünf Jahren sang Kühbacher schon selbst im Kirchenchor. Unter anderem war er später 15 Jahre an St. Laurentius in Essen-Steele, leitete 20 Jahre den Steeler Kinderchor und sechs Jahre den Bochumer Kinderchor. 1999 trat er in der Gemeinde Liebfrauen in Linden an, wo er umgehend eine rege Wirksamkeit an den Tag legte und jährliche Orgel-und Chorkonzerte initiierte, etwa zum 125. Jubiläum des Kirchenchores. Er gründete eine Choralschola und hob den „Förderverein Kirchenmusik Liebfrauen“ aus der Taufe, der in jedem Jahr zwei bis drei Konzerte veranstaltete; im Frühjahr in meist kleiner Besetzung und im Herbst mit dem von Kühbacher gegründeten Projektchor und Instrumenten.
Besonders in Erinnerung blieben Claudio Monteverdis „Marienvesper“ von 1610, aufgeführt 2013 in St. Michael, das Bach'sche „Weihnachtsoratorium“ 2008 und 2016 sowie Mozarts legendäres „Requiem“ 2019.
"Die hatten es ganz schön in sich", erinnert auch Hans Neubauer, Vorsitzender des Fördervereins, und lobt Kühbacher vor allem auch, "weil er Musiker zu führen versteht". "Das hat sich sogar mit den Instrumentalisten der Bochumer Symphoniker im Zusammenwirken gezeigt."
Aber auch die kleiner besetzten Konzerte wie die „Europäischen Madrigale“ oder das Konzert mit Werken von Leipziger Thomaskantoren mit Texten, gelesen von der Schauspielerin Friederike Becht, belegen Kühbachers sorgfältige Probenarbeit. Die erfolgreiche Konzertreihe wurde in diesem Jahr Corona-bedingt unterbrochen, soll aber 2021 fortgesetzt werden.
Dem Förderverein Kirchenmusik wird Siegfried Kühbacher mit Rat als Vorstandsmitglied und Tat als Projektchor-Leiter verbunden bleiben. Und auch der eine oder andere Gottesdienst wird noch mit seiner musikalischen Unterstützung stattfinden.
Ein Netzwerk über ganz Europa geknüpft
Hans Neubauer hebt auch Kühbachers Netzwerk hervor. "Das Weihnachtsoratorium stand auf der Kippe, weil ein Solist kurzfristig absagte. Einen Tag vor dem Termin hat Kühbacher einen Barocktrompeter in Frankreich gefunden." Der dann allerdings vom Navi geleitet in der Liebfrauenkirche in Altenbochum landete.
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Kühbacher korrigiert schmunzelnd: "Das war von jetzt auf gleich, aber die Instrumentalistin kam aus den Niederlanden." Immerhin hieß das für ihn, "von morgens 10 bis nachts um 24 Uhr am Telefon zu hängen. Dafür kenne ich jetzt sämtliche Musiker in Europa, die Zinke spielen, diese besondere Art der Trompete."
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