Bochum. Der Welttag des Buches am Samstag soll an den Wert guter Lektüre erinnern. Buchhändlerin Carola Mirhoff bringt das auch Schülern in Bochum bei.
Der Welttag des Buches am Samstag, 23. April, soll die Freude am Lesen fördern. Dabei erfreue sich gute Lektüre auch bei jüngeren Menschen noch immer einiger Beliebtheit, berichtet Buchhändlerin Carola Mirhoff, die in Bochum eine kleine Buchhandlung leitet.
Als Meisterdetektiv Kalle Blomquist einen sauspannenden Juwelenraub aufklärte, da hockte auch der Autor dieser Zeilen wie gebannt auf dem heimischen Sofa und verschlang eine Seite nach der nächsten. In den seligen 1970er-Jahren war die Aufmerksamkeit der jungen Leserschaft noch weitgehend ungeteilt: Kein Smartphone und kein Social-Media-Kanal konkurrierte mit Kalle.
Welttag des Buches: In Bochum werden Schulklassen aktiv
Dagegen glich es fast schon einer Verheißung, wenn man ein neues Buch von Astrid Lindgren in den Händen hielt, das Cover studierte und den Schutzumschlag achtsam beiseitelegte, damit bloß kein Knick reinkommt. Allein der Geruch eines brandneuen Buches lässt immer wieder wohlige Erinnerungen wach werden.
Geschichten wie diese kennen viele, die mit Büchern groß geworden sind. Doch dass gerade junge Menschen heutzutage mit dem gedruckten Wort nicht mehr viel am Hut haben, sei eine Behauptung, die gar nicht stimme, berichtet Buchhändlerin Carola Mirhoff: „Zum Welttag des Buches am 23. April haben sich wieder zahlreiche Schulklassen bei uns gemeldet, die wissen wollen, wie es in einer Buchhandlung so aussieht“, erzählt sie.
Die Liebe zum Buch ist ungebrochen
Derlei Führungen mussten während des Corona-Lockdowns als Zoom-Meeting durchgeführt werden, mittlerweile finden sie nach Anmeldung auch wieder live vor Ort statt – Kontaktbeschränkungen inklusive: „Wenn es drinnen zu voll wird, dann müssen die Schüler eben draußen vor der Tür warten.“
Seit knapp 15 Jahren betreibt Carola Mirhoff gemeinsam mit Johannes Fischer eine kleine Buchhandlung an der Pieperstraße im Ehrenfeld. Gerade für den persönlichen Umgang mit den Kunden wird „Mirhoff & Fischer“ geschätzt. Gut beraten wird man hier auch abseits gängiger Bestsellerlisten.
Manchmal ist der Griff zum Buch ein kleiner Trost
Und die Liebe zum Buch sei ungebrochen: „Corona hat der Leselust vieler Menschen keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil“, sagt sie. „Im Lockdown haben manche wieder gemerkt, wie wunderbar das eigene Kopfkino sein kann, das man nur beim Lesen erlebt.“ Auch in Zeiten des Ukraine-Krieges sei der Griff zum Buch für viele „wie ein kleiner Trost“, so die Buchhändlerin. „Für einige ist das gewiss auch eine Flucht in eine andere Welt.“
Ob man nun zum analogen Buch oder zu einem E-Book-Reader greift: Beides habe seine Berechtigung und auch seinen Reiz. „Ein normales Buch aufzuschlagen, spricht viele Sinne an. Es liegt schwer in den Händen und riecht ganz anders als ein Reader, der sich immer gleich anfühlt.“ Doch gerade im Urlaub sei es für viele Menschen eben praktischer, weil sie mehrere Krimis auf einmal dort speichern können, statt die Bücher mühsam einzeln mitzuschleppen.
Buchhändlerin gibt Lektüretipps
Egal ob für den Urlaub oder für einen Abend auf dem Sofa: Lektüretipps kann man immer gut gebrauchen. Hier verrät Buchhändlerin Carola Mirhoff, welche Bücher bei ihr derzeit besonders hoch im Kurs stehen.„Wir sind das Licht“ von Gerda Blees (240 Seiten, 23 Euro): „Der Roman erzählt von einer WG, die glaubt, man können sich allein vom Licht ernähren. Das geht so lange gut, bis eine stirbt.“„Die singuläre Frau“ von Katja Kullmann (336 Seiten, 24 Euro): „Die persönliche Sichtweise einer Frau, die alleine lebt. Davon erzählt sie mit beeindruckender Offenheit.“„Boomt Town Blues“ von Ellen Dunne (312 Seiten, 13,95 Euro): „Ein spannender Blick auf waghalsige Immobiliengeschäfte in Irland mit einer ganz tollen Ermittlerin als Hauptfigur. Ein Giftmord in besten Kreisen.“
Weil E-Books allerdings nicht signifikant günstiger sind als die gebundene Ware, spreche vieles dann doch eher fürs herkömmliche Buch, das mit der Zeit höchstens vergilbt, aber keinen Speicher frisst. Allein: 20 bis knapp 30 Euro für ein gebundenes Buch auszugeben, das kann sich nicht jeder ständig leisten.
Mancher Leser wartet lieber aufs Taschenbuch
So gibt es auch bei „Mirhoff & Fischer“ weiterhin jene Leser, die lieber aufs Taschenbuch warten. Die Zeitspanne ist allerdings noch immer beträchtlich: Etwa ein bis eineinhalb Jahre dauert es gemeinhin, bis ein Buch auch im dünneren Format auf den Mark kommt. „Gerade im Bereich der leichten Unterhaltung sagen viele, dass sie die gebundene Form nicht brauchen“, sagt Carola Mirhoff.
Doch egal ob als Erstausgabe, als Taschenbuch oder im Reader abgespeichert: Wichtig sei vor allem, dass überhaupt gelesen wird. Dabei will man bei „Mirhoff & Fischer“ gern helfen. Bald hoffentlich wieder mit den beliebten Lesungen von regional bekannten Autorinnen und Autoren, die wegen der Pandemie schon eine Weile ausfallen mussten.