Bochum. Eine Kundin beschwerte sich beim Chef der Farma-Plus-Apotheken, dass dort eine Frau mit Kopftuch die Kunden bedient. Seine Reaktion darauf war deutlich.

Jens Beuth ist ziemlich geschockt, als er die Mail einer Kundin liest, die vor ein paar Tagen in seinem Postfach eingegangen ist. Die Kundin echauffiert sich darin darüber, dass der Bochumer in seiner Apotheke im Ruhr-Park eine Frau beschäftigt, die ein Kopftuch trägt. Mit "Erschrecken" habe sie das neulich festgestellt. Das Kopftuch der Apotheken-Mitarbeiterin könne sie "definitiv nicht akzeptieren". Ihr würde durch "diese Person" nonverbal mitgeteilt, dass sie sich als "Sexualobjekt" präsentiere, schreibt die aufgebrachte Kundin. Außerdem würde ihrem Mann dadurch unterstellt, dass er "schon geil wird, sobald er ein paar Haare sieht". In Zukunft werde sie ihre Medikamente "definitiv" bei der Konkurrenz erwerben, so die Kundin.

Jens Beuth, der neben der Filiale im Ruhr-Park noch zwei weitere Apotheken in Gelsenkirchen und eine in Essen betreibt, ist zunächst fassungslos, beschließt dann aber, der Kundin zu antworten und sowohl die "Beschwerde" als auch seine Antwort bei Facebook zu posten. "Ich habe mich einfach nur so geärgert, als ich diese Mail gelesen habe und wollte das nicht so stehen lassen", sagt Beuth im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Geschäftsmann zeigt klare Kante

Was er nicht im Geringsten ahnt: Der Post wird innerhalb von ein paar Tagen mehrere tausend Mal geteilt. Hunderte Fürsprecher gratulieren ihm zu seiner Reaktion, immer mehr fremde Menschen möchten mit ihm auf Facebook befreundet sein. Was so viele Menschen beeindruckt, sind offenbar die klaren Worte, die der Bochumer als Antwort auf die kruden Äußerungen seiner Kundin formuliert:

"Normalerweise erwarten Sie jetzt, dass ich als Geschäftsmann einen floskelhaften Brief schreibe, Sie um Verständnis bitte oder mich für irgendetwas entschuldige, die Mitarbeiterin kündige oder Ihnen anbiete, zukünftig von jemand anderem bedient zu werden. Das ist aber nicht der Fall", schreibt Beuth. Stattdessen betont er, dass er Christen, Muslime und Atheisten, dicke, dünne, große und kleine Frauen und Männer, von jung bis alt, blond bis schwarzhaarig, mit langen, kurzen und auch ohne Haare beschäftigt. Unter seinen rund 60 Mitarbeitern gibt es "tätowierte, gepiercte, hellhäutige und Menschen mit dunklerer Hautfarbe. Ein Querschnitt aus der Bevölkerung eben", so Beuth, der selbst seit 20 Jahren mit einer Mexikanerin liiert ist.

Der Bochumer bereut keineswegs, dass diese eine Kundin künftig nicht mehr in seiner Apotheke einkaufen will. Im Gegenteil: "Ich freue mich sehr, dass Sie selbst einsehen, beim nächsten Mal in eine andere Apotheke zu gehen, da Sie bei uns definitiv nicht erwünscht sind", schreibt Beuth in seiner Antwort. Im Notfall würden er und seine Angestellten zwar den gesetzlichen Auftrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln erfüllen, willkommen ist die Frau aber nicht mehr in den Farma-Plus-Apotheken.