Bochum. Im Figurentheater-Kolleg Bochum herrscht Aufbruchstimmung. Leiterin Seta Guetsoyan richtet die 1977 gegründete Bildungsstätte neu aus.

Für das Figurentheater-Kolleg in Langendreer war das vergangene Jahr mit großen Einschränkungen behaftet. Die Corona-Pandemie hat sehr viele Aktivitäten ausgebremst, gleichwohl herrscht in der international gefragten Fortbildungsstätte an der Hohen Eiche 27 Aufbruchstimmung. Unter der Leitung von Seta Guetsoyan, die seit 2019 im Amt ist, wird dem 1977 gegründeten Kolleg gerade eine veränderte, zeitgemäße Ausrichtung verpasst.

2020 mussten viele Fortbildungsangebote ausfallen, wie haben Sie das erlebt?

Seta Guetsoyan: Wir haben manche Kurse abgesagt, aber es wurde auch versucht, Angebote durch Online-Seminare abzudecken. Dennoch war der Betrieb stark eingeschränkt. Ich habe versucht, die Zeit zu nutzen, um neue Ideen anzuschieben.

Können Sie Beispiele nennen?

Das Figurentheater ist eine der innovativsten Kunstformen überhaupt, es ändert sich gerade im Moment sehr viel, was Spiel- und Präsentationsformen angeht, etwa durch die zunehmende Verwendung von digitalen Produktionen. Dem müssen wir als Bildungsort Rechnung tragen, und schauen, dass der Anschluss an diese Entwicklung nicht verpasst wird. Das bezieht sich auf die Vermittlung von Lern- und praktischen Inhalten, aber auch auf die technische Ausstattung des Kollegs.

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Figurentheater-Kolleg in Bochum schafft neues Equipment an

Was gehört dazu?

Grundsätzlich erst einmal die Anschaffung von Equipment, vom PC über Bildschirme bis zu Aufnahmemikrofonen usw. Da hat das Kolleg Nachholbedarf, ich möchte nach und nach zu einer zeitgemäßen Ausstattung kommen. Dazu gehören aber auch 3D-Drucker, die zukünftig im Figurenbau eine Rolle spielen werden. Ohne Fördermittel ist angesichts des Umfangs der Anschaffungen nichts zu machen, ich habe also im letzten Jahr sehr viele Anträge etwa ans Land auf den Weg gebracht.

Was verändert sich inhaltlich?

Unser Kursangebot bleibt abwechslungsreich, aber es werden andere Schwerpunkte gesetzt. So wird es den langen, 14-wöchign „Orientierungskurs Figurenspiel“ in der üblichen Form nicht mehr geben, stattdessen ist an eine Sommerakademie gedacht, die unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ steht. Grundsätzlich geht es darum, den aktuell stattfindenden Generationswechsel in der Figurenspielszene wahrzunehmen und maßgeschneiderte Angebote zu formulieren. Wie kann ich neue Leute für das Figurenspiel gewinnen?, das ist die wichtigste Frage. Dazu braucht es eine Weiterbildung neuen Stils, aber auch eine andere Form der Ansprache nach Außen.

Was meinen Sie damit?

Etwa die Öffnung des Figurentheater-Kollegs in den Stadtteil hinein. Ich möchte den Kontakt zu Einrichtungen wie Schulen, Vereinen oder Kindergärten in Langendreer intensivieren, und es gab im letzten Jahr auch schon erste Ansätze. Natürlich hat Corona da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber mit dem Projekt „Park Streifen“ wird ein neuer Anlauf genommen.

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Künstlerische Aktivitäten mit und im Stadtteil Langendreer

Worum geht es dabei?

„Park Streifen“ ist ein Projekt, das die Weiterbildungsarbeit des Figurentheater-Kollegs mit partizipativen, also teilnehmenden Veranstaltungsformaten verknüpft. Dabei geht es auch um die kreative Auseinandersetzung mit „Heimatorten“, um diese zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten. Im Rahmen unseres Stadtteilprojektes werden bis Oktober unterschiedliche Aktivitäten mit professionellen, internationalen und lokalen Künstler/innen angeboten, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner des Bochumer Ostens eingeladen sind, sich kreativ zu betätigen. Die Teilnahme an den Workshops und der Besuch der Veranstaltungen werden kostenlos sein.

>>> Info: Das Figurentheater-Kolleg ist eine Weiterbildungseinrichtung in Bochum-Langendreer mit dem in Europa einmaligen Schwerpunkt Figurentheater.

Darüber hinaus wird ein breites Spektrum an Workshops im Bereich Darstellender Kunst, Bildender Kunst sowie der digitalen Medien angeboten (www.figurentheater-kolleg.de).

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