Bochum-Südwest. Das gab es in Bochum noch nicht: Zum ersten Mal findet eine politische Sitzung nur für Kinder und Jugendliche statt. Premiere ist in Weitmar.

Kinder und Jugendliche sind durch die Corona-Pandemie besonders betroffen. Viele fühlen sich vernachlässigt, mit ihren Sorgen und Nöten allein gelassen. Ein neues politisches Format in Bochum soll dieser Verdrossenheit entgegenwirken und der Jugend zeigen, dass ihre Meinung durchaus etwas zählt und gehört wird. Eine Möglichkeit dazu soll die erste Jugend-Sondersitzung der Bezirksvertretung Südwest bieten.

Bochum: Politiker wollen die Jugend ernster nehmen

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„Ich will mit den jungen Leuten ins Gespräch kommen und ihnen zeigen, dass wir Politiker sie ernst nehmen“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD). Außerdem stehe er bei den Kindern und Jugendlichen im Wort.

Bei einem Kinder- und Jugendforum im Bochumer Südwesten hatte der Nachwuchs spannende Ideen und Wünsche zusammengetragen, wie man den Stadtbezirk für junge Menschen noch attraktiver gestalten kann, und diese auch an die Bezirksvertretung Südwest weitergeleitet. „Ich habe den Teilnehmern versprochen, jeden Punkt prüfen zu lassen und dann in einer Sitzung mit ihnen darüber zu reden“, berichtet Marc Gräf.

Jugend-Sitzung: Diskutiert wird im Garten und hinterher gibt es Pizza

Dieses Versprechen wird nun eingelöst. Mit Verspätung, denn Corona machte der für Februar und später dann für Mai geplanten Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung. „Jetzt ziehen wir das aber durch“, sagt Gräf, der seinen jugendlichen Besuch am kommenden Donnerstag, 19. August, in den Garten des Amtshauses in Weitmar einlädt. „Das ist doch viel cooler als so ein Sitzungssaal“, findet er.

Und hinterher gibt es Pizza. „Das Ganze soll auf keinen Fall dröge werden“, sagt Marc Gräf. Um die Kinder und Jugendlichen nicht zu verschrecken, hat er die großen Fraktionen der Bezirksvertretung gebeten, nicht in voller Anzahl zu erscheinen. „Unser Besuch soll ja im Mittelpunkt stehen und sich nicht erdrückt fühlen.“

Eingeladen sind am Donnerstag auch Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung. „Gemeinsam gehen wir dann alle Vorschläge durch, die von den Kindern und Jugendlichen zuvor noch einmal vorgestellt werden“, erklärt Marc Gräf. Dann könne man gemeinsam ausarbeiten, was geht – und was nicht. Rund 25 Themen gibt es zu besprechen: Vom Beachvolleyballfeld in den Ruhrauen über eine Kletteranlage bis hin zu besseren Öffnungszeiten in den Kinder- und Jugendeinrichtungen.

Mehr Aufmerksamkeit

Zur ersten Jugend-Sondersitzung im Bochumer Südwesten werden Stammgäste vom Mehrgenerationenhaus der Ifak in Dahlhausen, des Jugendzentrums (JuZe) der evangelischen Gemeinde Linden, des Jawo in Weitmar und der Offenen Tür im evangelischen Matthäushauses in Weitmar erwartet. Bislang werden die Wünsche und Anregungen der Kinder und Jugendlichen im Rahmen der normalen Bezirksvertretungssitzungen gehört. „Das sind dann fünf Minuten Redezeit und das war’s dann“, sagt Marc Gräf. Nun soll den jungen Leuten mehr Zeit und Aufmerksamkeit zuteil werden.

Gräf freut sich, „dass ich die volle Unterstützung des OB habe“. Dieses Beteiligungsformat sei ja auch für die Verwaltung ein Novum. Aber eines, das beispielgebend sein könne, findet Gräf. „Bisher war den jungen Leuten so ein politischer Beteiligungsprozess nie so richtig klar. Nun werden sie ein Teil davon.“

In den Kinder- und Jugendeinrichtungen wird die Einführung einer Jugend-Sondersitzung sehr begrüßt. „Das ist super, dass die Kinder und Jugendlichen partizipieren können“, sagt Hendrik Lensing, der neue Leiter des Jawo in Weitmar. „Für die ist wichtig, dass sie merken: Das ist nicht nur Gelaber, die machen auch was.“ Bis zu 20 Jawo-Besucher wollen sich nächste auf den Weg in den Amtshaus-Garten machen.

Auch Rolf Geers vom Kinder- und Jugendring lobt diese „Weiterentwicklung, durch die noch mehr Kinder und Jugendliche beteiligt werden“. Dadurch bekämen die Kinder- und Jugendforen, die in den Stadtteilen stattfinden, einen noch höheren Stellenwert.