Bochum-Hamme. Eheleute kaufen Haus mit ehemaliger Lotto-Annahme. Die Bochumer wollten den Laden zur Wohnung umbauen. Doch das Bauamt winkt vorerst ab
Oft lassen Immobilienbesitzer ihr Eigentum verrotten; es wird nichts in die Instandsetzung des Hauses investiert, alles verfällt und kann im schlimmsten Fall zur Problemimmobilie werden. Das ruft dann die Stadt auf den Plan, die aktuell 183 Gebäude im sogenannten Verdachtsimmobilienkataster listet. Doch nicht immer ist Vernachlässigung der Grund, warum ein Haus leer steht. Es kann auch eine Verkettung von Ereignissen dazu führen, dass dem Eigentümer die Hände gebunden sind. Wie bei der Familie Ringleb.
Familie will das Ladenlokal in Bochum-Hamme selbst nutzen
Vor gut fünf Jahren kauften die Eheleute Ute und Thomas Ringleb ein Haus in der Speckschweiz nebst den Räumlichkeiten einer ehemaligen Lotto-Toto-Annahme. Zunächst wollten sie das Ladenlokal vermieten, um das Darlehn zu tilgen, schließlich war der Kauf zu hundert Prozent finanziert. Es gab sogar eine Interessentin: Eine Tagesmutter wollte dort Kinder betreuen, doch das Jugendamt der Stadt winkte ab: kein Bedarf.
Dann kam die Idee, das Ladenlokal selbst zu nutzen. „Wir wollten dort zwei Wohnungen schaffen und selbst dort einziehen, hatten vor, den Pavillon dazu aufzustocken“, erinnert sich Thomas Ringleb. Es wurde ein Beratungstermin beim Bauamt in Bochum zur geplanten Nutzungsänderung wahrgenommen, denn es gibt mit dem bestehenden Lotto-Pavillon ein Abstandsflächenproblem zur rückwärtigen Grundstücksgrenze. Doch dann die ernüchternde Nachricht aus dem Bauamt: Ohne Klärung der Abstandsflächen keine Nutzungsänderung und Aufstockung.
Der Traum von der eigenen Bleibe
Vorläufige Pläne lagen bereits vor. Der Traum von der eigenen Bleibe nach ganz persönlichen Vorstellungen. Der Feinschliff musste aber warten: Eins der Kinder wechselte in die Schule und Kind Nummer zwei erblickte das Licht der Welt, „das ging natürlich vor“, betont Ute Ringleb.
Hinzu kamen wirtschaftliche Engpässe: Zum Zeitpunkt des Kaufs war Thomas Ringleb noch Inhaber einer chemischen Reinigung, mit der er von der Robertstraße zum Bürgerplatz umzog. Die Immobilie musste kernsaniert werden, eine große Investition.
Lottoannahme lief gut im Stadtteil
Die Lottoannahme dient heute nur als Abstellraum, steht seit 2014 leer. Bis 2004 betrieb Charlotte Grieswald den Laden. „1985 habe ich ihn gekauft, war selbst die Bauherrin und konnte zwei Jahre später eröffnen.“ Und der Laden brummte. Bis 2014 hat die heute 87-Jährige den Pavillon dann noch vermietet. „Der Standort war super. Doch irgendwann reichte es dann auch.“ So verkaufte sie ihn ein Jahr später der jungen Familie, da stand der Lottoladen bereits leer.
Dennoch geben die Ringlebs ihr Ziel nicht auf. „Theoretisch, wenn alles gut geht, wollen wir in diesem Jahr den Bauantrag stellen. Es wäre toll, wenn wir dann 2022 anfangen könnten zu bauen.“ Die Eheleute fühlen sich im Viertel verankert, denn schon heute leben sie in der Speckschweiz, nicht weit von ihrem Hauserwerb entfernt. Woanders bauen kommt nicht in Frage.
Die Chancen stehen gar nicht schlecht
Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Holger Ernst vom Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster erklärte unlängst in der Bezirksvertretung Bochum-Mitte: „Es ist durchaus möglich, aus der Lotto-Annahme Wohnungen zu machen. Gespräche mit den Eigentümern haben wir noch nicht geführt. Doch weil die Immobilie zum Bereich ISEK Hamme (integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept) gehört, wollen Planer auf die Hausbesitzer zugehen, um Lösungen zu finden.“
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