Bochum. Der Bochumer Rat entscheidet Ende August über die Umsiedelung der Laubenkolonie am Thiemannshof. Eine Freifläche in Höntrop bietet genügend Platz
Die Vorteile überwiegen, daher hat die Politik den Weg für die Umsiedelung der Dauerkleingartenanlage Am Thiemannshof von der Essener/Engelsburger Straße frei gemacht. Der Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung wird in seiner Sitzung am Donnerstag, 11. August, um 15 Uhr, noch einmal über die Maßnahme beraten. Die endgültige Entscheidung fällt dann im Rat am 25. August. In der Bezirksvertretung Wattenscheid hatte es zuletzt eine mehrheitliche Zustimmung für die Neuansiedlung der Anlage in Höntrop gegeben.
Fläche am Friedhof im Bochumer Westen ausgesucht
Das Umwelt- und Grünflächenamt war bei der Suche nach alternativen Flächen für den Thiemannshof am Wattenscheider Hellweg fündig geworden. Angrenzend an den Kommunalfriedhof in Höntrop liegt die zurzeit noch landwirtschaftlich genutzte Teilparzelle im Bebauungsplangebiet 1021. Zur Erweiterung des Friedhofs wird sie inzwischen nicht mehr benötigt und würde entsprechend umgewidmet.
Denn schon vor Jahren musste festgestellt werden, dass der Boden in der Dauerkleingartenanlage neben der heutigen Bogestra-Werkstatt an der Essener Straße mit Altlasten durchsetzt ist. Der Umzug des Kleingartenvereins wurde daher vorangetrieben.
Parkplätze bisher Mangelware
Bislang müssen die Betreiber der Parzellen in der Anlage ohne eigene, ausgewiesene Parkplätze auskommen. Sie parken auf der Essener Straße. Das kann in direkter Nähe zur Straßenbahn-Werkstatt zum Problem werden, weil längst nicht alle Mitarbeiter auf dem Gelände parken können. Auf dem künftigen Areal ist bereits Raum für Stellplätze vorgesehen, etwa 35 Pkw könnten dort abgestellt werden.
Von bisher 64 Parzellen kann der Verein in Zukunft auf bis zu 75 wachsen, nicht unwichtig vor dem Hintergrund der aktuelle stetig wachsenden Nachfragen nach einem Garten, urteilt die Verwaltung.
Sogar für bauliche Vereinszwecke wie ein Vereinsheim, sind 400 Quadratmeter vorgesehen, noch einmal 300 Quadratmeter für einen Spielplatz. Das Umweltamt hat auf der Skizze am nördlichen Rand sogar vermerkt, dass dort der frühere Bachlauf „Westseifen“ wieder geöffnet und renaturiert werden soll. Ein breiter Grünstreifen würde die Laubenkolonie zum verbleibenden Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Richtung „Neuer Kamp“ abgrenzen.
Weitere Bäume vorgesehen
Sogar eine Kompensationsfläche angrenzend an die Fläche des Höntroper Friedhof ist ausgewiesen, um dort den Baumbestand deutlich aufzuforsten. Was in diesem Bereich an Bäumen steht, soll möglichst in vollem Umfang erhalten bleiben.
Die Umsetzung der Maßnahme soll möglichst schon bis Ende 2023/Anfang 2024 abgeschlossen sein, so dass die Kleingärtner die Gartensaison 2024 in der neuen Anlage starten können. Zudem will die Stadtverwaltung parallel die Entwicklung des Altstandortes an der Essener Straße vorantreiben, so dass dieser möglichst zügig freigemacht werden müsste.
Für die Planungsleistungen der Freianlagen und der Technischen Ausrüstung (Strom, Frischwasser, Abwasser) sind Kosten in Höhe von insgesamt rund 242.000 Euro veranschlagt worden. Die Ausschreibungen sind demnach in Arbeit. Die Bausumme der gesamten Anlage wird aktuell auf rund 1,13 Millionen Euro geschätzt, die im Rahmen der laufenden Haushaltsdebatte angemeldet worden sind.
Details zur Erschließungsstraße
Die CDU in der Bezirksvertretung Wattenscheid hatte bei der Beratung moniert, dass nicht nach weiteren Alternativ-Flächen gesucht worden sei. „Das ist eine ziemliche Entfernung zwischen dem alten und dem vorgesehenen, neuen Standort“, merkte der Fraktionsvorsitzende Gerd Kipp an.
Auch die UWG/Freie Bürger hatten der Planvorlage nicht zugestimmt. Sprecher Hans-Josef Winkler zeigte sich skeptisch, weil durch die Kleingartenanlage eine bisher freie Fläche bebaut würde, die auch der Erholung am Rande des dicht bebauten Stadtteils diene.
Demgegenüber sprach sich die Koalition in der Bezirksvertretung Wattenscheid rundheraus für den Umzug des Thiemannshofs aus. Die Argumentation der Opposition sei geradezu widersinnig, meinte Wolfgang Rohmann (SPD), angesichts der Kontaminierung der Fläche an der Engelsburg. Rolf Heyer (FDP) nannte die Maßnahme in der Abwägung „richtig“, und für die Grünen kommentierte Oliver Buschmann, man könne es kaum besser treffen.
Er bat die Verwaltung allerdings, im Detail vorzustellen ob und wie eine Verbreiterung der bisherigen Zufahrt am Friedhof mit der langen Allee aus alten Bäumen vorgesehen sei.
Gewerbe an der alten Adresse
Die Stadtverwaltung plant, auf dem bisherigen Kleingartengelände ein Gewerbegebiet auszuweisen. Vorteile könnte die Nähe zum Außenring bieten, der auch noch an die Essener Straße angeschlossen werden soll.