bochum. . 925 Langzeitarbeitslose weniger hatte Bochum 2018. Mit dem Sozialen Arbeitsmarkt sollen noch mehr Menschen zurück auf den Arbeitsmarkt finden.

Mit mehr Geld und mit einem neuen vielversprechenden Instrument kämpft das Jobcenter Bochum gegen die Arbeitslosigkeit. 38,7 Millionen Euro stehen in diesem Jahr für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt zur Verfügung; 8,6 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr (+28,6 Prozent). Allein 6,3 Millionen Euro kommen aus dem neuen Topf für den Sozialen Arbeitsmarkt. Damit sollen Langzeitarbeitslose, die mindestens fünf der vergangenen sechs Jahre keinen Job hatten, wieder an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden.

Angelaufen ist die Förderung mit diesem neuen Instrument „Sozialer Arbeitsmarkt“ vielversprechend. Mehr als 230 von voraussichtlich etwa 400 finanzierbaren Stellen wurden seit Anfang Januar bereits an Langzeitarbeitslose vermittelt, davon allein mehr als 100 in privaten Unternehmen. „Die Nachfrage aus der freien Wirtschaft freut und überrascht mich am meisten“, sagt Jobcenter-Geschäftsführer Frank Böttcher. Diese Stellen böten auch die größte Chance auf eine Übernahme nach Ablauf der fünfjährigen Förderung. Im Rahmen der „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ übernimmt der Bund fünf Jahre lang einen Großteil des Tariflohns, allein in den ersten beiden Jahren 100 Prozent; Böttcher spricht von einer „massiven Förderung“.

DGB begrüßt die aktuelle Entwicklung

Aus Sicht von DGB-Regionalchef Stefan Marx ist das eine „tolle Gelegenheit“ für Leistungsbezieher, nach langer Zeit wieder einen Arbeitsvertrag zu bekommen und diesen auf Dauer zu behalten. Tatsächlich ist die Perspektive der Rückkehr auf den ersten Arbeitsmarkt ein wesentliches Kriterium für die Rechtfertigung des Instruments. „Maßnahmenschleifen“, wie es sie früher zu Zeiten der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gegeben habe, dürfe es nicht geben, heißt es aus dem Kreis des Jobcenter-Beirats.

Der kam am Dienstag zusammen, um über das neue Arbeitsmarktprogramm zu sprechen. Die vier Vertreter der Sozialverbände, jeweils zwei von der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite, hatten dabei erstmals die Aufgabe, eine Stellungnahme zum Instrument des Sozialen Arbeitsmarkts zu geben. Ihr einvernehmliches Urteil: „Es gibt keine Bedenken gegen die Arbeitsverhältnisse, die bislang angebahnt wurden“, so der aktuelle Beiratsvorsitzende Stefan Marx.

Neue Instrumente ausprobieren

Dirk W. Erlhöfer, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr-Lippe, sagt zwar, der Soziale Arbeitsmarkt sei aus seiner Sicht ordnungspolitisch grundsätzlich nicht zu vertreten. Da aber die Langzeitarbeitslosigkeit in der Region besonders hoch und nicht „einfach wegzubeamen“ sei, müssten auch neue Instrumente ausprobiert werden. Wichtig aus Arbeitgebersicht sei, dass „es keine wettbewerbsverzerrenden Maßnahmen geben darf“.

Das Jobcenter freut sich derweil nicht nur über einen deutlichen Anstieg der Eingliederungsmittel. Auch das Budget für die Verwaltung ist gestiegen. Es beträgt in diesem Jahr 45,3 Millionen Euro – 2,7 Millionen Euro mehr als 2018. „Zum ersten Mal seit Gründung des Jobcenters 2005 haben wir einen auskömmlichen Verwaltungsetat“, freut sich Geschäftsführer Frank Böttcher.

Damit muss sein Haus erstmals nicht mehr Mittel umschichten, die für die Eingliederung vorgesehen sind. Allein im Vorjahr mussten noch 2,3 Millionen Euro abgezwackt werden. Böttcher: „Wir hatten zuvor den Umschichtungsbetrag aber schon senken können, 2015 lag er noch bei 4,9 Millionen Euro.“

Deutlich weniger Langzeitarbeitlose

Bereits im vergangenen Jahr ist die Zahl der langzeitarbeitslosen Hartz-IV-Bezieher in Bochum deutlich zurückgegangen. Sie sank um 925 auf 5842 Personen (-14,2 Prozent). Ende 2018 bezogen 11.822 Arbeitslose Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV). Insgesamt erhielten 44.080 Bochumer Unterstützung vom Jobcenter. Das sind knapp zwölf Prozent aller Einwohner