Bochum-Stiepel. Zwei Jugendliche sind in Bochum brutal überfallen worden. Ungewöhnlich: Es spielte sich im beschaulichen Stiepel ab. Es gibt eine erste Spur.
Brutal sind am Samstagabend (30. Januar) zwei Jugendliche in Bochum-Stiepel überfallen worden. Vier junge Männer bedrohten sie mit Waffen und wurden gewalttätig, nur um am Ende ein paar Euro und ein Sixpack Bier zu ergattern. Im beschaulichen Stiepel, gerne auch Königreich genannt, sorgt diese Tat natürlich für Gesprächsstoff. Wir haben uns vor Ort umgehört und auch mit der Polizei gesprochen.
Überraschend ist: Viele Stiepeler haben von dem Überfall gar nichts mitbekommen. Corona mit all den Kontakteinschränkungen scheint auch den „Dorffunk“ zu stören. So ging an einigen völlig vorbei, was sich am Samstag an der Hevener Straße/Ecke Im Mailand abspielte. Zwei Jugendliche (15 und 16 Jahre) waren gegen 20 Uhr jungen Männern (ca. 17 bis 19 Jahre alt) überfallen worden. Der Polizei zufolge wurden die beiden mit einem Messer, einem Teleskopschlagstock und auch einer Waffe bedroht – und leicht verletzt.
Brutaler Überfall auf Jugendliche schreckt das beschauliche Bochum-Stiepel auf
„Bei der Waffe könnte es sich um eine Plastikwaffe handeln“, verrät Polizeihauptkommissarin Jutta Papenheim am Dienstagvormittag beim Ortstermin mit der WAZ. Papenheim leitet die Polizeiwache Bochum-Südost, die auch Stiepel im Blick hat. Den Überfall nennt sie „sehr ungewöhnlich“. Normalerweise passiere so etwas zu späterer Stunde. Und vor allem auch nicht in Stiepel.
Die Statistik weise hier „keine besorgniserregende Zunahme“ auf, sagt Jutta Papenheim. Im Gegenteil: „Die Tendenz ist eher rückläufig.“ Umso mehr überrascht so ein brutales Vorgehen wie am Samstag. Die Ermittlungen der Polizei laufen.
Jutta Papenheim bestätigt, was auch schon auf Facebook die Runde machte: „Es besteht der Verdacht, dass eines der Opfer einen der Täter kennt. Von daher gehen wir davon aus, dass die Tätergruppe ermittelt werden kann.“ Laut Papenheim könne es sich um eine Art „Beziehungstat“ handeln, vielleicht mit einer Retourkutsche als Hintergrund. „All das versuchen wir nun herauszufinden.“
Kriminalität: Familienvater berichtet von besorgniserregender Entwicklung
Jörg Rohde aus Witten hat sich gerade einen Kaffee in Stiepel-Frische geholt. Er sei oft in Stiepel und habe den Eindruck, „dass sich hier alle wohl und sicher fühlen“. Auf die Nachricht vom Überfall reagiert er bestürzt. „Eine schlimme Geschichte, das erstaunt mich sehr für Stiepel.“ Er sei selbst Familienvater, habe auch Kinder im Jugendalter. Aus deren Erzählungen wisse er, dass es heute rauer zugehe als früher.
„Die berichten mir, dass viele Baseballschläger im Wagen liegen hätten, weil man oft auf Gruppen treffe, mit denen man nicht so gut reden könne“, berichtet Rohde. Auch hätten viele Jugendliche heutzutage Stichwaffen dabei. „Das ist leider auch unsere Erfahrung“, bestätigt Jutta Papenheim. Umso wichtiger sei es für die Polizei, vor Ort präsent zu sein. „Unser zuständiger Bezirksbeamter versucht, jeden Tag in Stiepel zu sein, wenigstens aber jeden zweiten“, versichert Papenheim.
Auch Birgit Kosthaus beschäftigt der Überfall natürlich. Dennoch habe sie in Stiepel ein sehr gutes Sicherheitsgefühl, sagt die Hundetrainerin. Ihren Heimatort sieht sie als „kleine Insel“, aber man müsse „damit rechnen, dass auch hier die Kriminalität zunimmt“.
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Überrascht und erschreckt war auch Heiko Meyer, der die Ruhrland-Apotheke an der Kemnader Straße führt. Vor allem die Brutalität macht ihn fassungslos. „Was dieser Überfall auch für die Täter bedeutet? Das hat doch eine ordentliche strafrechtliche Relevanz. Und das alles für ein paar Euro.“ Er fühle sich zwar sicher, mache sich aber auch nichts vor: „Warum sollte Stiepel von solchen Vorfällen verschont bleiben?“
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