Bochum.. Zum sechsten Mal luden die Stadtwerke Bochum zum Atriumtalk ein. Zu Gast vor 160 geladenen Gästen war Filmstar Senta Berger. Schauspieler-Kollege Peter Lohmeyer stellte Fragen.
Großkopferte zu Gast in Bochum. Mit ihrer Reihe Atriumtalk wollen die Stadtwerke nicht nur Geschäftspartner und Großkunden pflegen, sondern nach eigenem Bekunden auch das Image der Stadt aufpolieren. Samstagabend war Senta Berger zu Gast. Die Schauspielerin verzückte 160 geladene Gäste.
Zu verdanken ist dies auch ihrem Bochumer Schauspieler-Kollegen Peter Lohmeyer, der sich als Gesprächspartner nie in den Vordergrund drängt, sondern sich zurückhaltend als Stichwortgeber versteht. Die Vorlage für die ersten der knapp 80 Minuten gibt indes der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros, der „für Senta“ seine „Blume aus dem Gemeindebau“ spielt.
„Das muss man erklären“, sagt Senta Berger, die am Freitag 70 Jahre alt wird. Der Gemeindebau sei kein Bürgermeisteramt, „sondern der soziale Wohnungsbau im roten Wien“ gewesen. In einer dieser Wohnungen wuchs sie auf und träumte vom Fliegen. Konsequent lautet also der Titel ihrer Biografie: „Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann.“
"Ein Gesicht, mit dem man arbeiten kann"
Erzählen kann Senta Berger auch. Charmant, mit trockenem Humor. Das Angebot, einen Film mit Yul Brunner zu machen, habe sie nicht ablehnen können. Dass sie deswegen das renommierte Max-Reinhard-Seminar in Wien mit 16 habe verlassen müssen, „war eine tüchtige Ohrfeige, die mich weiter gebracht hat“. Ein Modell fürs Leben sei das aber eher nicht.
Senta Berger blickt selbstbewusst auf ihre Jahre in Hollywood zurück: „Die haben mich ja nicht aus karitativen Zwecken nach Amerika geholt, sondern sie haben mich entdeckt. Es hieß: Sie hat Kraft, sie hat ein Gesicht, mit dem man arbeiten kann.“ Berger weiß aber auch: „Ich habe Glück gehabt.“ Zum Beispiel, dass sie Michael Verhoeven kennen lernte, mit dem sie fast 45 Jahre lang verheiratet ist und zwei Söhne hat. „Er kommt aus meinem Metier, ich muss ihm nichts erklären, zwischen mir und ihm gibt es eine Art Partisanensprache.“
Ein Leben nach der Kamera
Die Zuschauer erfahren aber auch, dass die 69-Jährige mit der Zeit geht und die Zeichen ihrer ganz persönlichen Zeit versteht. In Hotels frage sie heute nicht mehr nach einem Schreibtisch, sondern nach einem Internetanschluss. „Ich bin ein Opfer meiner Neugierde geworden.“ Fürs Theater hält sich Berger indes nicht mehr geeignet. „Da wäre ich fehl am Platz.“
Klar ist der beliebten Mimin, dass die Angebote in Zukunft wohl rarer werden. „Du musst ein Leben haben, wenn die Kamera nicht mehr läuft.“ Senta Berger gewährt ihrem Publikum intimste Einblicke. Auf Lohmeyers Frage, ob sie sich persönlich dereinst einen gemeinsamen Tod mit ihrem Ehepartner vorstellen könne, wie sie dieses im Kinofilm mit Bruno Ganz „Satte Farben vor Schwarz“ gespielt habe, antwortete Berger: „Natürlich, sonst hätte ich es nicht spielen können. Aber wer weiß schon, wie ich mich entscheide. Das Leben ist nicht in den Griff zu kriegen.“
Ein Unikat für die Schauspielerin
Senta Berger war übrigens zum dritten Mal in der Stadt. Das erste Mal kam sie Anfang der 80er, um Claus Peymann beim Kampf um die BO-Fabrik zu unterstützen, ein anderes Mal für eine Lesung mit Otto Sander. Zu Erinnerung an den 7. Mai 2011 überreichten ihr die Stadtwerke-Chefs Bernd Wilmert und Dietmar Spohn ein Unikat des Bochumer Künstlers Marcus Kiel: „Kohlenstaub auf Büttenpapier“. Es zeigt den Abdruck eines Handschuhes eines Bergmanns der im Jahr 2000 in Herten geschlossenen Zeche Ewald.
Der Atriumtalk mit Senta Berger war die sechste Veranstaltung der Stadtwerke Bochum. Zuvor waren bereits Richard von Weizsäcker, Joschka Fischer, Peter Maffay, Uli Hoeneß und Joachim Gauck zu Gast im Lichthof des Stadtwerke-Gebäudes am Ostring. Peter Lohmeyer, den am Samstag Ehefrau Sarah Wiener begleitete, moderierte zum dritten Mal, zuvor führte Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer die Gespräche.