Bochum-Mitte. Drei Bochumer wagen die Selbstständigkeit im Eck-Kiosk an der Alsenstraße. Die Bude könnte zum neuen Nachbarschaftstreff hier im Quartier werden.

Die Tradition soll fortgesetzt werden: „Alsenbude“ wird der Kiosk an der Kurve Alsen- und Düppelstraße weiter heißen. Drei junge Bochumer wagen gemeinsam den Schritt in die Selbstständigkeit und betreiben die Bude. „Bestimmt ein halbes Jahr, wenn nicht länger“, herrschte Stillstand auf den 50 Quadratmetern Verkaufsfläche, überlegt Felix (27), der mit Luca und Max hier Neuland betritt.

Gut einen Monat haben sie erst einmal renoviert, „wenigstens die großen Sachen, so Kleinigkeiten wie Reklametafeln oder noch ein anderes Regal, die können wir immer noch machen“, erzählt Felix. So genau wissen sie nicht, woran der vorige Pächter scheiterte, „denn der Laden ist eigentlich immer gut gelaufen“, weiß Felix, der hier um die Ecke schon den Kindergarten besucht hat. „So lange gab’s die Bude auf jeden Fall schon.“

Der Kiosk an der Alsenstraße, die „Alsenbude“, will Felix (27) mit zwei Freunden nach vorn bringen.
Der Kiosk an der Alsenstraße, die „Alsenbude“, will Felix (27) mit zwei Freunden nach vorn bringen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Erfahrung mit zwei weiteren Buden in Bochum

Der erste Monat, der jetzt noch nicht einmal ganz verstrichen ist, war für die drei Bochumer „schon hart“, sagt Felix, kann aber trotzdem lachen. Aber neben dem Vollzeitjob als Tischler steht eben nicht der ganze Tag für den Kiosk zur Verfügung, die drei Gesellschafter, die eine GbR gegründet haben, stemmen die Öffnungszeiten von „morgens 10 bis abends 10, am Wochenende bis 24 Uhr“.

So ganz kalt war das Wasser auch nicht, in das sie gesprungen sind. „Max hat Erfahrung“, plaudert Felix, „der hat auch den „Kult-Kiosk“ an der Wittener Straße und den „beste Kiosk“ an der Alleestraße, und wir drei kennen uns schon so bestimmt 15 oder 20 Jahre“.

Immaterielles Kulturerbe

Vor zwei Jahren bereits haben das Steigerlied und die Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet erhalten jeweils einen Eintrag im Landesinventar des immateriellen Kulturerbes erhalten. Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen erläutert: „Damit kommen zwei lebendige Traditionen dazu, die für Solidarität und sozialen Zusammenhalt und damit für eine ganz besondere Facette der kulturellen Ausdrucksformen in Nordrhein-Westfalen stehen.“Auch bei der Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet spielt der soziale Zusammenhalt eine zentrale Rolle: Trinkhallen nehmen als typische Treffpunkte eine wichtige Funktion für die Nachbarschaft ein und stellen Orte der Integration und des Austausches dar. Beide Kulturformen sind auch in anderen Regionen Deutschlands teils weit verbreitet, zeichnen sich jedoch durch ihren deutlichen Bezug zu Nordrhein-Westfalen für die Aufnahme in das NRW-Landesinventar aus. Das Landesinventar umfasst insgesamt zwölf Einträge, darunter die Anlage und Pflege von Flechthecken, die Bolzplatzkultur, die Martinstradition, der Rheinische Karneval sowie das Schützenwesen.

Reich und berühmt, das würden sie wohl nicht mit der Bude, „aber wir wollen den Laden schon so lange führen, wie es möglich ist und uns Spaß macht“. Felix winkt ab, als Angestellter würde man schließlich auch nicht unbedingt auf Dauer zufriedener. „Die Alsenbude soll aber wohl auch nicht unser letztes Projekt sein“, lässt er offen.

Später dann mit Sitzgelegenheiten

Hier haben sie jetzt erst einmal Listen ausgelegt, die Besucher sollen eintragen, was sie sich im Sortiment noch wünschen. „’Wenn wir dann mal richtig drin sind“, blickt Felix nach vorn, „wollen wir die Schanklizenz beantragen. Dann baut ein Kumpel uns auch noch Sitzgelegenheiten draußen hin und drinnen an den beiden Theken am Fenster.“

Langfristig, so schätzt er die Nachbarschaft ein, könnte die „Alsenbude“ ein neuer Treffpunkt hier im Quartier werden, „so mal auf einen Kaffee oder abends und am Wochenende auf ein Bier“.