26 junge neue Justizbedienstete wurden jetzt in der Justizvollzugsanstalt Krümmede in Bochum vereidigt. Der Dienst ist abwechslungsreich.
Bochum. Die Justizvollzugsanstalt Bochum, kurz Krümmede genannt, ist überbelegt. Und das ist ein Dauerzustand. Derzeit sind 703 Strafgefangene aus geschätzt 40 Nationen hier untergebracht. Der Job als Justizvollzugsbediensteter gehört nicht gerade zu den begehrtesten im Land. Von den 300 Stellen bei den uniformierten Mitarbeitern, die direkt mit den Gefangenen arbeiten, sind elf derzeit unbesetzt.
Gerade deshalb freut sich die Haftanstalt immer ganz besonders, wenn junge Justizbeamte und -beamtinnen ihre Ausbildung abschließen. So wie an diesem Montag, 1. Juli: In der Gefängniskapelle leisten Anwärterinnen und Anwärter sowie zehn fertig ausgebildete Beamte ihren Eid, mit Stolz begleitet von Familienangehörigen und ihren älteren Kollegen. Sie schwören, ihre Pflichten gewissenhaft zu erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben.
Brüderpaar absolviert gemeinsam Ausbildung
Das ist gar nicht so leicht, haben auch die Brüder Joachim (das ist der Nachname, Vornamen bleiben aus Sicherheitsgründen anonym) in der Zeit erfahren, die sie nun schon Dienst tun in den weitläufigen Gängen und Räumen der Justizvollzugsanstalt. Immer begleitet zum Geklapper der Schlüssel, denn Türen müssen x-mal auf- und wieder zugeschlossen werden.
26 Jahre jung ist der ältere Joachim. Nachdem er zunächst ein Studium begonnen hat, brachte ihn ein Bekannter, der in der Haftanstalt in Gelsenkirchen arbeitet, auf die Idee: „Mir macht die Arbeit hier wirklich Spaß. Dies ist ein abwechslungsreicher Job. Dabei stimmen die Klischees, die in den Medien gerne transportiert werden, überhaupt nicht“, sagt er.
Am Anfang steht ein Eingangstest
Wenn nämlich in den Medien von Gefängnissen die Rede ist, geht es schnell um Gewalt oder um Bandenkriege. Oft ist die Vorstellung in Deutschland sehr durch die Art der Haft in den USA geprägt. Für den jüngeren Bruder, den 22-Jährigen, waren die Schilderungen seines Bruders ausschlaggebend, sich ebenfalls zu bewerben. „Es wird ein zweitägiger Eingangstest gemacht“, erzählt er. Außerdem werden die Interessenten psychologisch begutachtet.
Denn zu den Eigenschaften, die jemand mitbringen muss, wenn er sich für den Dienst in einer Haftanstalt entscheidet, gehört eine gewisse Stressresistenz dazu, Menschenkenntnis und der Wille, sich jeden Tag auf völlig neue Situationen einlassen zu können. Da ist sich das Brüderpaar sicher.
Personalchef räumt auch Frust ein
Personalratschef Markus Dahlbeck hat da schon einen anderen Überblick. Er nickt, wenn er den beiden Nachwuchskollegen zuhört. Seit 30 Jahren arbeitet er selbst im Vollzugsdienst. In den letzten Jahren habe sich viel geändert. „Hier ist es wie draußen. Ich sehe, dass mehr und mehr der Respekt verloren geht.“ Das sei früher anders gewesen. Natürlich herrscht ein rauer Ton auf den Fluren, aber die Stimmung habe sich geändert. Ja, auch viel Frust sammele sich an, gesteht Dahlbeck zu. Umso mehr freue er sich, dass junge Menschen sich dennoch für den Beruf entscheiden.
Den Eltern das Gefängnis gezeigt
Bei der formalen Feierstunde freute sich auch der stellvertretende Anstaltsleiter Stefan Cassone: „Wir legen großen Wert auf Ausbildung. In den letzten drei Jahren haben wir 25 jungen Menschen den Weg in diesen Beruf geöffnet.“
Danach gab es Schnittchen und – auch das gehört zur Tradition – die Nachwuchsbeamten und -beamtinnen zeigten Eltern, Ehefrau oder Freunden ihre Abteilung. Denn immer rund 40 Gefangene werden zu einer Abteilung zusammen gefasst.