Bochum..

Mucksmäuschenstill war es am frühen Abend im weiten, leeren Kirchenschiff, als zum letzten Mal in der 140 Jahre währenden Geschichte der Kirche die Glocken von St. Marien läuteten.

Zentrales Bauwerk

Bevor die Umgestaltung der neugotischen Basilika an der Viktoriastraße zum Musikzentrum beginnt, wollte die Stiftung Bochumer Symphonie noch einmal an die wechselvolle Historie dieses zentralen Bochumer Bauwerks erinnern – und viele Bochumer/innen waren der Einladung gefolgt.

Mehrere hundert Menschen hatten sich, einpackt mit Schal, Mützen und Handschuhen, ab 18.30 Uhr in der eiskalten Kirche versammelt, um beim „Ausläuten“ dabei zu sein. Um 19.05 war es schließlich soweit. Küster Peter Knobel betätigte den Knopf, und wenig später erfüllte das gravitätische Läuten der Glocken hoch oben im Turm die frostkalte Luft.

Von Kerzen erleuchtet

Das weitläufige Kirchenschiff war von Kerzen erleuchtet, was ganz stimmungsvoll wirkte; stimmungsvoll wie die getragenen Weisen eines zehnköpfigen Blechbläserensemble der Bochumer Symphoniker, das barocke Klänge, aber auch das Adventslied „Macht hoch die Tür“ intonierte, das alle mitsangen.

Kurze Ansprachen hielten Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz („Dieser Ort der Begegnung wird weiter bestehen“), Thorsten Kock, Architekt des Musikhauses („Wir stehen vor einer neuen Ära der wechselvollen Geschichte dieser Kirche“), sowie Propst Michael Ludwig („Ich bin froh, dass die Kirche über ihre klerikale Nutzung hinaus fortbesteht“).

Von Musikhaus-Gegnern nichts zu sehen

Erschienen waren in erster Linie die Unterstützer des Musikhauses aus dem Umkreis der Stiftung Bochumer, dazu Steven Sloane und viele Musiker der BoSy, dazu die gesamte Stadtspitze. Von den Musikhaus-Gegnern, die im Laufe des Jahres nichts unversucht gelassen hatten, das Vorhaben zu kippen, war nichts zu sehen. Später wurde ein offener Brief an die Presse lanciert, in dem die Abwahl von OB Scholz wegen der Stadtwerke-Affäre gefordert wird.

Bei Glühwein und Gesprächen klang die Feierstunde aus; „jetzt kann es endlich mit dem Umbau losgehen“, war der Tenor vieler Gespräche. Wer gestern Abend fehlte, waren die Jugendlichen des Urbanatix-Projekts, die in den letzten zweieinhalb Jahren die Marienkirche als Probenort für sich vereinnahmt hatten. Sie hatten schweren Herzens „ihre“ Kirche verlassen (müssen); ein neuer adäquater Proberaum ist noch nicht gefunden.