Langendreer. Maria schwingt seit 90 Jahren mit Bonifatius und Theodor im Turm der zentralen, katholischen Kirche.
Zu Eucharistiefeiern, Wortgottesdiensten, zu Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen, zum Angelus usw. läuten die Glocken der Kirchen landauf, landab. In unterschiedlichen Kombinationen erklingen die Glocken, um von Freud und Leid des Lebens zu künden. Die Glocken der St. Marienkirche am Alten Bahnhof verrichten ihren Dienst nun inzwischen schon 90 Jahre.
Die Marienkirche ist zwar die älteste katholische Kirche im Bochumer Osten und sie steht schon 110 Jahre, aber die Glocken sind 20 Jahre jünger. Denn wie die meisten Gemeinden in Deutschland musste auch die Mariengemeinde im ersten Weltkrieg zwei ihrer drei Bronzeglocken abgeben.
Nach den Angaben in der Chronik wurden die Glocken am 1. Juli 1917 zum Abschied eine Stunde lang geläutet. Später wurden die Bonifacius- und die Marien-Glocke in die Läutestube heruntergelassen und dann über die Galerie nach unten gestürzt. Hier standen sie noch bis zum 4. Oktober. Nur die Theodor-Glocke, die kleinste, durfte bleiben.
Nach dem Krieg bestellte die Gemeinde dann drei neue Glocken aus Stahl beim Bochumer Verein, die am 24. Januar 1921 geliefert wurden. Sie tragen die gleichen Inschriften und Namen wie die Bronzeglocken. Nur auf der Rückseite weist eine Inschrift auf den Weltkrieg hin: ,,… nomine sororis melioris bello infelici destructae” (…benannt nach der durch unheilvollen Krieg zerstörten besseren Schwester).
Die übrig gebliebene Bronzeglocke, die natürlich zu dem Geläut nicht mehr passte, wurde im gleichen Jahr an die katholische Gemeinde Bigge bei Olsberg verkauft.
Der Chronist wünschte 1921, dass der Kirchengemeinde nie wieder die Glocken durch einen neuen Krieg genommen werden. Und sein Wunsch ging, was den zweiten Weltkrieg anbelangt, erstaunlicherweise in Erfüllung. Die Kirche war 1945 zwar total zerstört, der Turm nur noch ein Torso, aber die Glocken hingen noch. Man konnte sie zwar nicht läuten, aber sie waren erhalten geblieben.
1949 wurden die Risse im Turmmauerwerk mit Beton ausgespritzt und vier Betondecken zur Befestigung eingezogen. Dann ging man an die Erneuerung des Glockenstuhls und der Läuteanlage. Und heute läuten sie immer noch, dreimal am Tag rufen sie zum Angelus-Gebet auf und zu den verschiedenen Gottesdiensten laden sie ein.
Dass in den vielen Jahren die Glocken der nahen Lutherkirche beim gemeinsamen Läuten gut zu den drei Glocken von Sankt Marien passten, war kein Zufall: Der Bochumer Verein hatte bei den Tonlagen für die Glocken der evangelischen Kirche extra darauf geachtet, dass es keine Disharmonien gibt.
Bonifatius-Glocke: Durchmesser 1673 mm; Ton C; Gewicht 1870 kg; Maria-Glocke: Durchmesser 1430 mm; Ton Es; 1220,5 kg; Theodor-Glocke: Durchmesser 1260 mm; Ton Ges, 808 kg