Bochum-Wiemelhausen. 40 Jahre besteht Bochums Freie Schule nun. Im Vordergrund steht das Miteinander. Schüler und Lehrer duzen sich, Noten gibt es erst ab Klasse 9.
Sie ist die erste ihrer Art in Nordrhein-Westfalen: 1981 gründete sich, damals noch in einem alten Apothekerhaus in Dahlhausen, die Freie Schule Bochum. Mehr als 40 Jahre später befinden sich die Schulgebäude in Wiemelhausen, die Anzahl der Schülerinnen und Schüler hat sich vervielfacht. Ein Blick zurück.
Zwölf Schülerinnen und Schüler besuchen damals im Anfangsjahr die Freie Schule Bochum, die zu diesem Zeitpunkt noch ohne staatliche Genehmigung ist. Diese erhält sie sechs Jahre später, zumindest für die Sekundarstufe I – die Klassen fünf bis zehn. Zudem folgt der Umzug nach Grumme – in ein altes Schulgebäude. Ein Jahr später hier die Primarstufe – Klasse eins bis vier, die staatliche Anerkennung folgt ein Jahr später.
Freie Schule in Bochum hat mit zwölf Schülern gestartet
Seitdem lautet der offizielle Name: „Freie Schule Bochum – Privatschule besonderer pädagogischer Prägung mit Grundschulabteilung und Gesamtschule“. 1993 folgt ein weiterer Umzug, seitdem befindet sich die Schule an der Wiemelhauser Straße 270. 204 Schülerinnen und Schüler besuchen die Freie Schule in Bochum aktuell, elf davon mit Förderbedarf. Sie kommen aus ganz Bochum und weiteren Städten im Ruhrgebiet, unterrichtet werden sie von 18 Lehrkräften. Doch was unterscheidet die private Schule von einer Regelschule? „Wir sind eine kleine, einzügige Schule, alles ist hier sehr familiär“, beschreibt Susanne Reick-Partenheimer, seit drei Jahren Schulleiterin, seit 30 Jahren Lehrerin an der Schule. Jeder kenne jeden, eine Dorfschule mitten in der Stadt.
Unterricht von der erstenbis zur zehnten Klasse
Auf die Freie Schule gehen Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis zehn – sowohl im Primar- als auch im Bereich der weiterführenden Schule behalten sie durchgehend ihre Klassenlehrer. Noten gibt es erst ab der neunten Klasse.
„In den letzten zwei Jahren, wenn man auf den Abschluss hinarbeitet“, so Reick-Partenheimer. Möglich sind der Hauptschul- und der mittlere Schulabschluss, mit und ohne Qualifikation – wie an anderen Gesamtschule. Danach können Schülerinnen und Schüler sich an einer anderen Schule für das Abitur anmelden oder mit einer Ausbildung beginnen. „Es ist bei uns so, dass in den Abschlussklassen alle vorab versorgt sind, mit einem Schul- oder Ausbildungsplatz“, so Birgit Kronsfeld, die zuvor lange Jahre Schulleiterin war. Eine weitere Besonderheiten der Schule: Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler duzen sich, jeden Tag gibt es zwei gemeinsame Mahlzeiten, Frühstück und Mittagessen. Jede Klasse fährt jedes Jahr auf Klassenfahrt.
Rund 280 Euro zahlen die Eltern pro Monat für einen Schulplatz, darunter rund 65 Euro Essensgeld. Weil die Schule privat ist, wird sie nicht zu 100 Prozent vom Land refinanziert. Zu den Beiträgen der Eltern kommt ein gewisser Gehaltsverzicht der Lehrkräfte. „Nur so ist es möglich als Schule in freier Trägerschaft“, erklärt Leiterin Susanne Reick-Partenheimer. Denn eine nur aus Elternbeiträgen finanzierte Schule wolle man nicht haben.
In diesem Schuljahr feiert die Freie Schule ihren 40. Geburtstag. Wegen Corona gab es im September 2021 nur eine kleine, schulinterne Feierlichkeit. Mit dem großen Frühlingsfest wurde das nun nachgeholt, dahin kamen auch zahlreiche ehemalige Schülerinnen und Schüler.