Bochum. Bochumer Hilfe in Afrika: Friseurmeister Edgar Storchmann baut eine Schule im Senegal auf. Eine Motorradtour brachte das Projekt ins Rollen.
Edgar Storchmann hat die Lehrbücher schon zusammengepackt. „Meine ehemalige Berufsschullehrerin hat sie mir geschenkt, als sie hörte, was ich vorhabe“, sagt der 57-Jährige. Sein Plan ist wahrhaft außergewöhnlich: Der Bochumer baut im Senegal eine Friseurschule auf.
Seit 2003 ist der Friseurmeister im Kirchviertel selbstständig. 32 Mitarbeiter sind in seinen beiden Salons an der Brenscheder Straße beschäftigt. „Edgar’s Friseurteam“ trägt den Gemeinschaftssinn nicht nur im Namen. „Ich kann mich auf mein Team verlassen“, sagt Storchmann. „Die kriegen das eine Zeit lang auch ohne mich hin“ – was sein Engagement in Westafrika erst möglich macht.
Motorradtour brachte Hilfsprojekt ins Rollen
Eine Motorradtour brachte das Projekt ins Rollen. Im Frühjahr war Edgar („Vorname reicht“) mit einigen Biker-Freunden unterwegs – darunter Stephan Kunz, der als Entwicklungshelfer im Senegal tätig ist. „Er erzählte, dass die Menschen dort viel Geld für Schönheit und Mode ausgeben. Es mangelt aber an der Ausbildung der Friseure oder auch Kosmetiker.“ Eine organisierte Lehre mit Theorie und Praxis wie hierzulande gebe es in dem 17-Millionen-Einwohner-Staat nicht.
Storchmann überlegte nur kurz, als ihn sein Freund fragte, ob er Lust habe, im Senegal eine Schule für angehende Friseurinnen und Friseure zu gründen. „Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. Ein ,Salon’ besteht dort vielfach nur aus einem Stuhl und einem Waschbecken. Wir können ganz viel bewegen und gerade jüngere Leute im Berufsleben unterstützen.“
Ausstatter spendet Produkte im Wert von 5000 Euro
Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurde als Partner gewonnen. Dank deren Förderung könne die Friseurschule kurzfristig in der Hauptstadt Dakar eingerichtet werden. „In dem Gebäude werden derzeit Dreadlocks geflochten“, weiß Edgar Storchmann.
Während sein Freund in Afrika die Fäden zog, gelang es dem Bochumer, mit dem Friseur-Ausstatter Kao Germany einen ersten Sponsor in Deutschland zu finden. „Das Unternehmen hat Produkte für rund 5000 Euro geliefert, darunter Übungsköpfe, Handtücher, Pflegeartikel, Pinsel und Haarglätter, die bei den Frauen im Senegal besonders gefragt sind. Die Spenden wurden in Paketen bereits auf den Weg geschickt“, schildert Storchmann.
Friseurmeister hat eigens Französisch gelernt
Sechs bis acht Plätze soll die Friseurschule zum Anfang bieten. Schneiden, Haarpflege, Farbenlehre: Das Schulungsprogramm soll möglichst umfassend sein. Als Hilfe für den theoretischen Unterricht dienen die Bücher aus der Berufsschule. Die wichtigsten Kapitel werden vor Ort ins Französische übersetzt.
Fast jeder zweite Einwohner ist jünger als 15 Jahre
Der Senegal zählt zu den afrikanischen Staaten mit der jüngsten Bevölkerung. Von den knapp 17 Millionen Einwohnern sind etwa 42 Prozent unter 15 Jahre alt.Die Bevölkerungszahl hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. Internationale Beobachter sehen den Senegal auf dem Weg vom Entwicklungs- zum Schwellenland.
Am nächsten Wochenende geht’s los: Edgar Storchmann fliegt in den Senegal. Mit im Gepäck hat er seine jahrzehntelange Berufserfahrung, jede Menge Motivation und hinreichende Kenntnisse der Landessprache: „Ich hab’ extra Privatunterricht in Französisch genommen. Man muss sich ja verständigen können.“
Der Sprachkurs zeigt, wie sehr ihm das Afrika-Projekt am Herzen liegt. Nach drei, vielleicht vier Wochen der Aufbauhilfe will Edgar gleichwohl nach Bochum zurückkehren. Gut möglich, dass er 2022 erneut in den Flieger steigt. Bis dahin ist er wieder Team-Chef im Kirchviertel.