Bochum. Die Friseurinnung Bochum prangert „schwarze Schafe“ in ihrer Branche an. Dagegen wehren sich Salonbetreiber. Das sei „ein Schlag ins Gesicht“.

In der Friseurbranche in Bochum rumort es. Kein gutes Haar lassen zehn Salonbetreiber, die sich regelmäßig an einem Stammtisch treffen, am Innungs-Obermeister Edgar Pferner (68). Der hatte vor einer Woche in einer Presseerklärung scharfe Kritik an „schwarzen Schafen“ außerhalb der Innung geübt, die nach dem Neustart im Mai die Corona-Schutzbestimmungen missachteten, das gesamte Friseur-Handwerk in Verruf brächten und einen erneuten Lockdown riskierten. „Eigenmächtige Lockerungen“ und „unverantwortliche Geschäftspraktiken“ werden von der Innung angeprangert.

Friseurmeister Edgar Storchmann hat für die WAZ die Corona-gerechte Ausstattung für den Friseurtermin zusammengestellt.
Friseurmeister Edgar Storchmann hat für die WAZ die Corona-gerechte Ausstattung für den Friseurtermin zusammengestellt. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler


„Wir wehren uns gegen derartige haltlose und pauschale Unterstellungen“, entgegnet Edgar Storchmann (56), Mitglied des Friseur-Stammtischs und Inhaber von zwei Salons im Kirchviertel in Wiemelhausen. Als geschäftsschädigend werten der Friseurmeister (der aus der Innung ausgetreten ist) und seine Kollegen (darunter auch Innungsmitglieder) die Darstellung, nach der allein in den Innungsbetrieben alles garantiert nach Corona-Regeln ablaufe. „In Bochum gibt es 290 Friseure. Mindestens 200 davon gehören nicht der Innung an. Es mag Ausnahmen geben. Das kann ich nicht beurteilen. Aber das Innungszeichen am Schaufenster gilt mit Sicherheit nicht als alleiniges Qualitätsmerkmal. Auch wir arbeiten korrekt!“, betont Edgar Storchmann im WAZ-Gespräch.

Friseure in Bochum: „Alle Auflagen werden erfüllt“

Dafür bürgten schon allein die regelmäßigen Kontrollen der Berufsgenossenschaft und des Ordnungsamtes. Anders als von der Innung behauptet, fänden die Kontrollen der Stadt sehr wohl in ausreichendem Maße statt, so Storchmann: „Erst kürzlich wurde bei uns zwei Stunden alles überprüft. Es war alles in Ordnung.“

So sei es auch in den allermeisten anderen Salons. Haarewaschen vor dem Schneiden (nur beim Färben gibt’s inzwischen eine Ausnahme), Abstand, Desinfektion, Hinterlegung der Namen und Telefonnummern, Maskenpflicht für Friseure und Kunden, Umhang, besondere Vorsichtsmaßnahmen bei Gesichtsbehandlungen (auch sie sind wieder erlaubt): Beim Friseur ist man sicher aufgehoben“, bekräftigt Edgar Storchmann.

Salonbetreiber: „Ein Schlag ins Gesicht“

Für verfehlt hält der Stammtisch die Drohung mit einer erneuten Schließung. „Wir haben den Lockdown mit Blessuren überstanden. Kündigungen und Schließungen konnten weitgehend verhindert werden. Einen zweiten Lockdown wird es nicht geben“, so Storchmann.

Das sei auch der Treue und dem Vertrauen der Kunden zu verdanken. Umso mehr seien die öffentlichen Aussagen des Obermeisters „ein Schlag ins Gesicht vieler Kollegen“.