Bochum. Langen Schlangen an der Außengastronomie, belebte Innenstadt. Die Bochumer gehen wieder vor die Tür und genießen die Lockerungen.
Monika Pieper sitzt im Garten ihrer Freunde und ist zufrieden. Auf dem Grill liegen Gemüse und Fisch, die Sonne scheint, das Leben scheint wieder ein Stück weit normaler. Für das Wochenende hat sie weitere Pläne: Ein Theaterbesuch und ein Restaurantbesuch stehen an. All das ist - wegen der stabilen niedrigen Inzidenz in Bochum wieder möglich.
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Kein Wunder also, dass am Wochenende die Sitzplätze in der Außengastronomie gefüllt, die Schlangen an den Eisdielen lang und die öffentlichen Plätze belebt waren. „Endlich geht so etwas wieder“, sagt Pieper. Nach monatelangen Schließungen und nur vorübergehenden Öffnungen ist die Sehnsucht bei vielen Bochumern groß.
Theater und Fitnessstudio
„In den Kammerspielen gucken wir das Stück „Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich“ nach David Foster Wallace und am Sonntag wollen wir zum Italiener“, erzählt Pieper, die bereits einmal geimpft wurde. Was für den einen das Treffen mit mehreren Haushalten ist - unter einer Inzidenz von 50 dürfen sich Angehörige aus drei Haushalten ohne Begrenzung versammeln sowie zehn Personen mit Test aus beliebigen Haushalten - ist für den anderen der langersehnte Sport.
„Ich gehe heute endlich wieder ins Fitnessstudio“, sagt Christian Bartsch am Samstag. Termin, und Kontaktverfolgung sind zwar noch notwendig und auch das Training mit Maske ist gewöhnungsbedürftig, aber Bartsch sagt trotzdem: „Es macht Spaß wieder den alten Gewohnheiten nachzugehen.“
Abendlicher Marktbesuch
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Janika Maaser hat schon wochenlang geplant, den Moltke-Markt zu besuchen, sobald es wieder möglich ist. Am Freitag ging es für sie deshalb direkt mit Freunden zum Springerplatz. „Die Stimmung ist super. Das hat viel damit zu tun, dass die Leute sich so gut benehmen“, sagt Maaser.
Sie habe die Abwechslung vermisst: „Essen an Ständen holen, Pfingstrosen vom Blumenstand mitnehmen, mit einer Flasche Wein beim Treibsand den Abend ausklingen lassen. Das will ich nicht wieder missen“, sagt Maaser.
Volle Plätze, lange Schlangen
Für Louisa Basner ist das Schöne vor allem die Spontaneität, die langsam wieder zurückkehrt. Sie war am Wochenende ungeplant im Bermudadreieck ein Bierchen trinken. „Ich genieße es total, wieder draußen zu sein“, sagt sie. Zwar sei sie selbst schon durchgeimpft, mit noch nicht vollständig geimpften Freunden sei es aber entspannter, dass die Testpflicht in der Außengastronomie nun wegfalle.
Einziges Manko: Volle Plätze, lange Schlangen. „Abends ist es so voll, dass man kaum stehen kann und Wartezeiten von bis zu zwei Stunden hat“, sagt Basner. Je später es werde, desto lascher würden es manche auch mit der Maskenpflicht nehmen. „Ich schütze mich deshalb selbst mit einer Maske“, sagt sie. Schon gegen Mittag waren am Samstag die Plätze zum Beispiel beim Bratwursthaus in der Innenstadt voll belegt, auch in der Einkaufszone tobte der Bär.
Menschenmassen am Schauspielhaus
Basners Empfinden nach wissen viele Leute - gerade Jugendliche - nicht, wo sie sich derzeit abends treffen könnten. „Sie wollen vielleicht nicht unbedingt irgendwo rein gehen und dann kommt es zu Menschenansammlungen zum Beispiel am Schauspielhaus“, weiß Basner. Räumungen durch die Polizei sind deshalb dort am Wochenende an der Tagesordnung, so auch am vorigen Freitagabend.
Stadt stellt weiter Lockerungen in Aussicht
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile stabil unter 35. Am Sonntag (13. Juni) liegt der Wert nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bei 18,3.Bochum befindet sich aktuell in Inzidenzstufe 2. Am Montag (14.) könnten nach Angaben der Stadt weitere Lockerungen folgen.
Manche sind deshalb mit dem Auskosten der Lockerungen noch etwas zurückhaltender. So zum Beispiel Christiane Rohe. Sie habe sich auch fast daran gewöhnt, dass man nicht so viel unternehmen könne.
Impfung gibt Sicherheit
„Ich werde nächste Woche erst geimpft und möchte noch so lange warten“, sagt die 38-Jährige. Dann freue sie sich aber schon auf Restaurant- und Bar-Besuche. „Ich versuche Menschenmassen zu vermeiden und will das auch in Zukunft beibehalten“, sagt sie. Dafür wolle sie in der Innenstadt zielstrebiger Erledigungen machen.
Ende des Monats ist Rohe aber schon auf einem Geburtstag eingeladen. „Es ist schön, dass man so etwas wieder ein bisschen planen kann“, findet sie.