Bochum-Weitmar. Leserin Birgit Brenken beschwert sich über Haltestelle an der Elsa-Brandström-Straße. Bogestra ist nicht zuständig, Stadt Bochum reagiert.

Birgit Brenken hat es in der WAZ gelesen: Die Haltestelle „Lange Malterse“ soll bald ausgebaut werden – niederflurgerecht und modifiziert für sehbehinderte Menschen. Auf der Prioritätenliste steht die Bushaltestelle der Linien 352,355 und 365 auf Platz Nummer 31. Taktile Leiteinrichtungen sollen dabei ebenso kommen wie ein barrierefreier Zugang zur Haltestelle.

Wenn es nach Brenkens Prioritätenliste geht, müsste aber eine ganz andere Haltestelle bald dran sein: Die Haltestelle an der Elsa-Brandströmstraße. Dort, auf Höhe des Autodienstes „Dittmar & Stachowiak“, hält seit Start des neuen Netzplans die Linie 344. „Als ich las, dass die Haltestelle an der Langen Malterse nicht dem in Bochum üblichen Standard entspricht, musste ich lachen“, sagt Brenken. Sei das Bild an der Elsa-Brandström-Straße doch viel gefährlicher: „Ich frage mich, wie man diese Haltestelle erreichen soll, ohne in die Böschung zu fallen oder Autos zu beschädigen“, sagt die Anwohnerin und Ticketabonnentin.

Bogestra nicht zuständig

Sie hat die Situation fotografisch dokumentiert: Bis dicht an die Haltestelle gedrängt parken Autos, auf dem Gehweg bleibt kaum Platz. „Das Problem besteht in beiden Richtungen. Mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl ist die Haltestelle gar nicht zu erreichen“, meint Brenken und erinnert an die etwa 100 Meter entfernten Behindertenwohnungen der Diakonie sowie die Matthias-Claudius Schule.

„Als Fußgänger kommt man dort nur vorbei, wenn man schlank ist und keine Einkäufe in der Hand hat“, beschwert sie sich. Weil die Verkehrssituation oft schlecht zu überblicken sei, hält Brenken die Haltestelle für gefährlich. Brenken hat einen Brief an die Bogestra geschrieben und Antwort erhalten. Sie weist die Zuständigkeit von sich. Zwar übernehme beim niederflurgerechten Haltestellenausbau mittlerweile in der Regel die Bogestra über die ÖPNV-Pauschale den Zugang und die Ausgestaltung des Haltestellenbereichs – das betreffe aber nur die Quadratmeter, auf denen sich eine Haltestelle befände.

Kein Parken an Haltestelle

„In der Regel: Länge eines Gelenkbusses plus ein Meter hinzu und in der Breite im Schnitt 1,50 bis zwei Meter, abhängig natürlich davon, wie die baulichen Gegebenheiten vor Ort sind“, so das Verkehrsunternehmen. Die Gehwege der Haltestelle an der Elsa-Brandström-Straße lägen aber nicht im Zuständigkeitsbereich. „Hierfür wäre die Stadt Bochum die richtige Ansprechpartnerin“, so die Bogestra.

Kosten von 64.000 Euro

Grundlage für den niederflurgerechten Ausbau ist ein Programm vom Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität von 2015. An der Langen Malterse werden unter anderem Altpapier- und ein Altkleider-Container versetzt und Anpassungen im Gehwegbereich vorgenommen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 64.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt aus der ÖPNV-Pauschale des Landes.

Sie könnte klären, inwieweit die Zuwege und entsprechend die Nutzung der Gehwege als Parkplatz geändert werden müssten. „Durch die Errichtung der Haltestelle gibt es aber jetzt schon eine Einschränkung bei der Nutzung der Parkflächen. Gemäß der Straßenverkehrsordnung dürfen Kraftfahrer 15 Meter vor und hinter einem Haltestellenschild nicht parken“, erinnert die Bogestra. Sie verweist an Polizei und Ordnungsamt als Ansprechpartner.

Fahrgastaufkommen entscheidend

Zufrieden ist Brenken damit nicht. „Ich habe die Antwort zwar verstanden, aber zufriedenstellend ist das natürlich nicht“, sagt sie. Sie wolle nicht alle Autofahrer beim Ordnungsamt melden. Die WAZ hat deshalb bei der Stadt Bochum nachgefragt. Dort teilt Janina Zogass mit: „Ob und wann eine Haltestelle ausgebaut wird, hängt vom Fahrgastaufkommen ab, sprich: hochfrequentierte Haltestellen werden zuerst ausgebaut.“ Für die Elsa-Brandström-Straße lägen aber derzeit keine repräsentativen Fahrgastzahlen vor, da eine Evaluation aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war.

Dennoch gibt es gute Nachrichten für Brenken: „Bei ausreichenden Fahrgastzahlen werden die Steige an der besagten Haltestelle voraussichtlich 2021/22 barrierefrei ausgebaut, sodass der Zugang nicht mehr durch parkende Autos blockiert wird“, sagt die Stadt-Sprecherin. Anderenfalls würden Poller aufgestellt, die verhinderten, dass Autos direkt an der Haltestelle parkten und Fußgängern den Weg versperrten.

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