Bochum/Hattingen/Witten. Jetzt wurden Mittel in Höhe von 300.000 Euro zur Sicherung und Reparatur des Hauses Kemnade freigegeben. Der Hochwasserschaden ist aber höher.
Nach dem verheerenden Ruhrhochwasser Mitte Juli gibt es immer noch keine verlässliche Zahlen zu den Schäden, die am vollständig überfluteten Haus Kemnade entstanden sind. Erstmals nach der Sommerpause befasst sich am Mittwoch (18.) der Hauptausschuss der Stadt Bochum mit dringend nötigen Maßnahmen zur Rettung des schwer beschädigten historischen Gebäudekomplexes, der zwar auf Hattinger Grund liegt, jedoch der Stadt Bochum gehört.
Zur Vermeidung weiterer sowie bleibender Schäden müsse sofort reagiert werden. Dazu wurden jetzt 300.000 Euro sozusagen als Soforthilfe freigegeben. Im Ausschuss wurde aber auch klar, dass die tatsächlichen Schäden wesentlich höher liegen, womöglich kommt am Ende sogar ein siebenstelliger Betrag heraus.
Wasser konnte nicht gestoppt werden
In der Hochwassernacht hatte das THW noch versucht, mit Pumpen das Eindringen des Wassers in die Räume der Burg Kemnade zu verhindern. Doch am frühen Morgen mussten die Helfer aufgeben. Sie hatten keine Chance.Immerhin konnte Gastronom Heinz Bruns wieder die Party-Scheune und den Catering-Betrieb starten. Denn dort hatte das Wasser nicht so große Schäden angerichtet.
Auf Anfragen aus der SPD und CDU reagierte Kämmerin Eva Maria Hubbert: „Vor nächster Woche können wir keine verlässlichen Kostenangaben machen. Noch stehen die Ergebnisse der von uns beauftragten Gutachten aus.“ Anfang September könne mehr gesagt werden.
Möglicher Dringlichkeitsentscheid
Aufgrund dieser Unwägbarkeiten könnte es nach Vorschlag von Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) noch zu einem Dringlichkeitsentscheid kommen, um die zusätzlich benötigten Mittel zur Sicherung des historischen Gebäudes freizugeben. Möglicherweise kann die Stadt darüber hinaus auch auf Mittel des Soforthilfepakets des Landes für Kommunen, die durch das Hochwasser Schäden an der Infrastruktur zu beklagen haben, zurückgreifen.
In einer Vorlage der Verwaltung wurde insbesondere auf die Bedeutung der im Haus Kemnade untergebrachten größten Musikinstrumentensammlung des Landes mit etwa 1800 Exponaten hingewiesen. Kulturdezernent Dietmar Dieckmann zeigte sich am Rande der Sitzung vom Mittwoch jedoch erleichtert, dass nur wenige Instrumente in Mitleidenschaft gezogen worden sind. „Hier muss festgestellt werden, wie stark die Instrumente beschädigt sind und ob eine Reparatur überhaupt möglich ist.“ Ebenfalls noch nicht beziffert wurden die Schäden im Museum für Geldgeschichte auf dem Gelände. Das wird von der Sparkasse Bochum unterhalten.
Gastronom ist täglich vor Ort
Täglich vor Ort ist der Pächter der Gastronomie im Haus Kemnade, Heinz Bruns, konkrete Zahlen zum bei ihm entstandenen Schaden möchte er nicht nennen. Aber: „Ich denke, dass die jetzt von der Stadt beschlossenen Mittel nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind.“ Allein der Schaden an der Einrichtung seines Restaurantbetriebes könne womöglich nahe bei 300.000 Euro liegen.
Bruns hofft, – und steht dazu im engen Kontakt mit der Stadt Bochum als Eigentümerin des Hauses Kemnade – dass er Anfang nächsten Jahres seinen Betrieb wieder öffnen kann. „Alles andere wäre nach den Monaten der Schließung durch die Corona-Pandemie für uns eine Katastrophe“, so Bruns.