Bochum. Langeweile? Was ist das? Der Ferienpass bietet in Bochum täglich neu Spaß und Spannung. Das ist wichtiger denn je: Viele Kinder bleiben daheim.
„Kohle ist aus Pflanzen entstanden!“, ruft Jakob. „Richtig“, lobt Tim Glörfeld und zeigt dem Zehnjährigen sogleich einige Schaubilder, die die Herkunft der Steinkohle dokumentieren. Jakobs Schwester Aliena (7) ist derweil schon ungeduldig. Sie möchte endlich mit Gips matschen; genauer: Formen mit Fossilien aus der Urzeit ausgießen und mit nach Hause nehmen. Das Bergbaumuseum macht’s vor: So spannend und lehrreich ist der Ferienpass 2021 in Bochum!
Vor einem Jahr drohte das Aus. Erstmals seit mehr 40 Jahren war das Jugendamt drauf und dran, den Sommerspaß wegen Corona ausfallen zu lassen. Doch „mit heißer Nadel“ (so Amtsleiter Jörg Klingenberg) wurde ein durchaus vorzeigbares Programm auf die Beine gestellt. Mit zwei wesentlichen Änderungen: Statt des Ferienpasses (für 10 Euro zuletzt mehr als 8000 Mal verkauft) reichte die Vorlage des Schüler- oder Personalausweises. Und: Es wurde keine Broschüre gedruckt.
Ferienpass in Bochum: Tanzen und Theater, Klettern und Kampfsport
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Beides gilt auch in diesem Jahr. Der Unterschied zu 2020: Dank der Corona-Lockerungen können die Ferienkinder deutlich mehr Angebote nutzen. „Großartig, was unsere Kooperationspartner oft noch kurzfristig und erstmals auf die Beine gestellt haben“, berichtet Ilona Sems von den Sozialpädagogischen Fachdiensten des Jugendamts. Tanz-Workshops in der Urbanatix-Trainingshalle „Open Space“, ein Online-FIFA-Turnier des E-Sport-Clubs Ruhr zusammen mit dem VfL Bochum, Tagesausflüge des Stadtsportbundes u.a. in einen Hochseilgarten, Abenteuertouren im Eisenbahnmuseum, Bowling und Fitness im Sportcenter Tschäschke, Theater, Kampfsport, Tierpark-Flatrate und – nicht zuletzt – der freie Eintritt in den Freibädern: Langeweile? Was ist das?
Gut, dass der Ferienpass zu alter Form zurückfindet. Denn die Prognose des Jugendamtes, dass in diesem Sommer deutlich mehr Kinder und Jugendliche wegen der Pandemie daheim bleiben, hat sich bewahrheitet. „Die Nachfrage ist so groß wie nie“, sagt Ilona Sems. Da stört auch die Corona-Testpflicht nicht, die bei den Projekten in den Kinder- und Jugendfreizeithäusern der Stadt gilt. Ilona Sems: „Wir hatten anfangs Sorge, dass das ein Problem werden könnte. Ist es aber nicht.“ Im Gegenteil: „Unsere Einrichtungen freuen sich über viele Kinder, die bisher noch nie bei uns waren.“
Digitaler Kalender hat sich bewährt
Was wann los ist und wie man sich anmelden kann, erfahren die Kinder und Eltern auf www.bochum.de/ferienpass. Das Online-Portal wurde überarbeitet und erweitert. Sämtliche Angebote sind nach Rubriken mit allen Infos, Fotos und Videos geordnet. Herzstück: ein Kalender, der alle Angebote eines Tages auflistet.
Ferienpass stellt sich digital auf
Das Jugendamt wirbt auch in den sozialen Medien (Facebook, Instagram) für die Ferienpass-Angebote: vor allem dann, wenn kurzfristig noch Plätze frei sind.Für Kritik und Anregungen gibt es auf dem Portal ein „Kinderecho“, das rege genutzt wird.Die Stadt will am Digital-Kurs festhalten: Die in vier Jahrzehnten gewohnte Broschüre wird es nicht mehr geben.
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„Gerade der digitale Kalender hat sich super bewährt“, schildert Ilona Sems. „Wir sind immer aktuell, können auch kurzfristig Angebote einpflegen und reagieren, wenn es Änderungen gibt“ – so wie vor wenigen Tagen, als ein Kanu-Kursus auf der Ruhr wegen des Hochwassers abgesagt werden musste.
Auch die Angebote des Bergbaumuseums (www.bergmuseum.de) sind täglich neu aufgeführt, darunter Kinderführungen unter Tage, tierische Erkenntnisse zum „Kumpel Grubenpferd“, die Fertigung eigener Arschleder oder Arbeiten mit Bernstein und Eisen. Jakob und Aliena können das Programm wärmstens empfehlen. Herrlich schmierige Gipspfoten inklusive.