Bochum. Das Festival findet zum zweiten Mal in Bochum statt. Es gibt berauschende Projektionen im Planetarium – und ein Erlebnis in völliger Dunkelheit.
Es fordert schon etwas Überwindung, den Schritt in komplette Dunkelheit zu wagen. Wer die Raum-Installation „Sub“ des in New York lebenden Künstlers Kurt Hentschläger betritt, der sieht erstmal: gar nichts. Nicht einmal die eigene Hand vor Augen. Die Tür des Oval Office im Keller des Schauspielhauses Bochum schließt sich – und man steht im großen schwarzen Nichts. Ohne Witz: Das rüttelt ein wenig an Urängsten.
Tapfer tastet man sich einige Meter an einer Wand entlang, geht vorsichtig um eine Ecke und bemerkt aus der Ferne plötzlich helle bunte Lichter, die mal blau, mal rot, mal grün scheinen und dann wieder verschwinden. Und weil das eigene Auge sonst nichts mehr sieht, wirken die Lichter auf der Netzhaut etwas nach, sie beginnen zu tanzen. Das ist eine faszinierende Erfahrung für all jene, die im Dunkeln eine Weile die Ruhe bewahren können...
Dive-Festival: Infos und Karten
Das Dive-Festival findet von Donnerstag bis Sonntag (4. bis 7. November) statt. Die Installationen „Sub“ und „I am (VR)“ im Schauspielhaus (Königsallee 15) werden am Donnerstag um 18 Uhr eröffnet. Das „Modular Organ System“ ist ab 19 Uhr im Musikforum am Marienplatz zu sehen. Eintritt frei.Die Veranstaltungen im Planetarium (Castroper Straße 67) sind am 5. und 6. November zu verschiedenen Uhrzeiten. Eintritt: Tageskarte 15 Euro, erm. 12,50 Euro. Das komplette Programm: divefest.de
„DIVE“-Festival lässt die Besucher in Bochum abtauchen
Kurt Hentschläger ist am Schauspielhaus kein Unbekannter. Bereits vor drei Jahren zauberte er aus dem Theaterkeller eine riesige Nebelwand. Seine neue Arbeit, die in Bochum ihre Europapremiere feiert, ist Teil des „DIVE“-Festivals für immersive Künste, das vom 4. bis 7. November stattfindet. Neben dem Schauspielhaus sind erneut das Planetarium und erstmals auch das Anneliese-Brost-Musikforum mit dabei. Das Festival stieß bei der ersten Ausgabe vor zwei Jahren auf große Resonanz.
Geboten werden auch diesmal eine Vielzahl von Installationen und Performances, die sich mit digitalen und virtuellen Klang- und Kunsträumen auseinandersetzen. Die Besucher sollen gezielt „abtauchen“ in neue, fremde Dimensionen, die schön und anmutig, aber auch befremdlich und unheimlich wirken können. „Dive“ (also tauchen) ist hier das Programm: „Manche Arbeiten haben eine fast schon meditative Dimension“, sagt Kurator Tobias Staab. „Andere stellen auch gesellschaftlich relevante Fragen. Schließlich bewegen wir uns alle auf der Schwelle zwischen einer analogen und digitalen Welt.“
Digitale Landschaften, elektronische Klänge
Ungewohnte Seh- und Hörerlebnisse versprechen die Veranstaltungen im Planetarium, wo sagenhafte digitale Landschaften mit elektronischer Musik unter die riesige Kuppel geworfen werden. So vermischen sich etwa bei „Mensch und Kunstfigur im Kugeltheater“ des Düsseldorfer „Theaters der Klänge“ die 360-Grad-Projektionen mit live getanztem Tanztheater auf der Bühne. „Spin“ der beiden Digital- und Klangkünstler Lucas Gutierrez und Robert Lippok zeigt riesige rotierende Körper, die scheinbar schwerelos unvorhersehbare Veränderungen durchleben.
Das Publikum ist mit VR-Brillen dabei
Die Installation „I am (VR)“ von Susanne Kennedy und Markus Selg lässt das Publikum an der Welthütte im Mittleren Foyer des Schauspielhauses mittels VR-Brillen in fremde Welten abtauchen. In der ehemaligen Marienkirche, dem heutigen Foyer des Musikforums, entwickeln die Berliner Künstler Phillip Sollmann und Konrad Sprenger derweil ihr „Modular Organ System“, eine umgebaute Kirchenorgel, die ganz neue Klänge hervorzaubert – als eine raumgreifende Skulptur- und Klanginstallation.