Bochum. Weil er einem 20-Jährigen einen Schraubenzieher ins Gehirn gerammt hatte, ist ein Bochumer (18) verurteilt worden. Das Opfer war teils gelähmt.

Ein wuchtiger Stich mit einem Schraubenzieher mitten in der Innenstadt hat das Leben zweier junger Bochumer nachhaltig verändert. Im Streit hatte ein damals 17-Jähriger das Werkzeug sechs Zentimeter tief in das Gehirn eines 20-Jährigen gerammt. Dieser war dadurch lange Zeit halbseitig gelähmt und konnte kaum laufen. Das Landgericht hat jetzt den Täter wegen versuchten Totschlags zu zwei Jahren und zehn Monaten Jugendstrafe verurteilt.

Die Strafe war deshalb so gering, weil laut Gericht eine „notwehrähnliche Situation“ vorlag. Die Staatsanwaltschaft wollte dreieinhalb Jahre. Der Zustand des Opfers hat sich mittlerweile gebessert.

Angeklagter aus Bochum berief sich auf Notwehr

Nach mehr als einjähriger U-Haft kam der heute 18-Jährige nach dem Urteil vorläufig frei. Im Prozess berief er sich auf Notwehr, ließ aber trotzdem Reue erkennen. Die Urteilsverkündung war aus Jugendschutzgründen nicht öffentlich.

Der Tat vor ausgegangen war ein Streit um ein Mädchen

Bochum- Schraubenzieher im Kopf – Prozess liefert DetailsAm frühen Abend des 22. März 2021 trafen der Angeklagte und das spätere Opfer am Rande der Arndtstraße, vor einer Kita und einem Fechtsportzentrum, aufeinander. Vorangegangen war einige Tage zuvor ein Streit wegen eines Mädchens. Es ging um eine unerwünschte Annäherung. Zudem gab es eine Ohrfeige und eine gefühlte Ehrverletzung. Am Tatabend eskalierte alles in Gewalt.

„Wir haben uns gegenseitig provoziert“, sagte der 20-Jährige im Prozess. Er hatte damals auch Brüche im Gesicht und einen Stich in die Brust erlitten. Eine Not-OP rettete ihn.

Raubüberfälle am Bahnhof in Wattenscheid-Höntrop

Ursprünglich saßen drei junge Bochumer (18, 18, 19) auf der Anklagebank. Denn die Ermittlungen zu der Schraubenzieher-Tat hatte die Kripo auch zu einem jungen Bochumer geführt, der für eine Serie von äußerst brutalen Raubüberfällen unter anderem am Bahnhof Höntrop zwischen Februar und April 2021 verantwortlich ist. Teilweise wurden die Verbrechen per Handy gefilmt. Dieser Täter wurde bereits im vorigen Dezember zu vier Jahren Jugendstrafe verurteilt. Teilweise mussten seine Opfer stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Bochum- Vier Jahre Haft für Raubüberfälle am Bahnhof HöntropEin dritter Angeklagter, der an beiden Tatkomplexen beteiligt war, kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Schon einmal wurde in Bochum ein Schraubenzieher ins Gehirn gerammt

Schon einmal hatte ein schweres Verbrechen mit einem Schraubenzieher in Bochum für Entsetzen gesorgt. Vor vier Jahren hatte ein damals 20-jähriger Einbrecher dem Eigentümer (52) einer Autoverwertung in Hamme einen Schraubendreher 9,5 Zentimeter tief in den Hinterkopf gestoßen. Das Opfer hatte ihn beim Einbruch auf dem Gelände erwischt. Dank Not-OP überlebte der Mann mit schweren Nachwirkungen. Strafe für den Täter: fünfeinhalb Jahre Jugendstrafe. Wegen versuchten Mordes.