Bochum. Der Weihnachtsmarkt in Bochum verzeichnet erhebliche Umsatzrückgänge. Doch für die letzten Tage gibt es Hoffnung. Eine Bilanz und ein Ausblick.
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Es ist unübersehbar: Der Weihnachtsmarkt in der Bochumer Innenstadt erlebt in den letzten Tagen vor Heiligabend einen größeren Zulauf. Doch es ist unüberhörbar: Die Händler klagen ebenso wie BO-Marketing als Veranstalter über Einnahmeausfälle, wie sie der Festmarkt in den 50 Jahren seines Bestehens noch nicht verkraften musste.
„30 Prozent weniger. Aber etwas anderes war kaum zu erwarten“, sagt Andreas Petter und rührt die Champignons in der dampfenden XXL-Pfanne kräftig um. Der Vorsitzende des Bochumer Schaustellervereins hatte nach der Absage 2020 mit seinen Kollegen inständig gehofft, dass der Weihnachtsmarkt stattfinden darf. Darf er. Doch es kommt, wie manche geahnt hatten: In Corona-Zeiten machen viele Menschen einen weiten Bogen um Ansammlungen aller Art.
Schausteller hoffen zumindest zum Finale auf klingende Kassen
Trotz (andere meinen: wegen) der 2G-Regel, Stichproben der Ordnungshüter und strenger Kontrollen an den eingezäunten Glühweinständen blieb der gewohnte Ansturm in den ersten Wochen aus. Auch abends und am Wochenende. Dabei hat Andreas Petter noch Glück. Der Dr.-Ruer-Platz, wo er seine Pilze verkauft, gilt als Top-Standort. Andernorts laufen die Geschäfte deutlich schlechter. Händler auf dem Boulevard berichten von 80 Prozent Einbußen.
Immerhin: „Seit dem Wochenende geht’s endlich aufwärts“, sagt Petter. Bis zum Finale am Donnerstag könnten die Kassen doch noch einmal klingeln. „Dann gäbe es ein halbwegs versöhnliches Ende. Denn letztlich sind wir ja dankbar, überhaupt hier stehen zu dürfen.“
BO-Marketing zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden
Dafür hatte die Bochum Marketing GmbH lange gekämpft, -zig Konzepte entworfen und verworfen, ehe im November ein coronakonformes Format mit 170 Ständen (sonst sind es 200) an den Start gehen konnte. „Unter den schwierigen Rahmenbedingungen können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein, obwohl auch wir durch die geringeren Mieteinnahmen und Mehrkosten durch die Corona-Auflagen kein gutes Jahr hatten“, zieht Geschäftsführer Mario Schiefelbein eine erste Bilanz.
Zwar seien diesmal weniger Touristen aus Holland nach Bochum gereist. „Die Schausteller berichten uns aber, dass ihnen ganz viele Bochumerinnen und Bochumer die Treue gehalten haben“, so Schiefelbein. Das Konzept mit den eingezäunten Glühweinständen sei aufgegangen. „Bei den Einlasskontrollen gibt es kaum Probleme. Die Besucher sind sehr diszipliniert.“
City-Handel verzeichnet erhebliche Einbußen
Kann der Einzelhandel in der City vom Weihnachtsmarkt profitieren? Tagsüber kaum. Da fällt er als sonst so zuverlässiger Frequenzbringer weitgehend aus. „Ab dem frühen Abend, wenn’s auf dem Markt voller wird, führt er aber sehr wohl zu einer Belebung in den Geschäften“, beobachtet Christina Wiciok, Geschäftsführerin der Werbe- und Interessengemeinschaft IBO.
Weihnachtsmarkt ist bis Donnerstag geöffnet
Der Weihnachtsmarkt in der Bochumer Innenstadt ist noch bis Donnerstag (23.) geöffnet.Es gilt die 2G-Regel. Das heißt: Die Besucher müssen geimpft oder genesen sein. Der Ordnungsdienst nimmt Stichproben vor. An den Glühweinständen sind Kontrollen vorgeschrieben.Alle Infos auf www.bochumer-weihnacht.de.
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Zu retten ist das Weihnachtsgeschäft gleichwohl nicht mehr. „Der Handel verzeichnet erheblich weniger Umsätze als vor der Pandemie. Das betrifft alle Branchen“, konstatiert Christina Wiciok. Die Angst vor einer Corona-Ansteckung sei bei vielen Kunden groß. „Es wird häufiger gezielt eingekauft. Man bummelt weniger. Ausgedehnte Shopping-Touren sind selten geworden.“
Sinkende Einnahmen – aber Spende für die Ahr-Winzer
Ein besonderes Zeichen der Solidarität setzt Hafida Arbib. Ihr „Frankys Mosel Glühwein“-Zelt hat eine jahrzehntelange Tradition auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt. Obwohl auch sie mit einem massiven Besucherrückgang zu kämpfen hat, setzt sie den guten Brauch der Familie fort, eine Spende für einen wohltätigen Zweck zu leisten. 500 Euro stellt sie für die notleidenden Winzer in den Flutgebieten an der Ahr zur Verfügung. „Das ist für uns auch in Corona-Zeiten selbstverständlich.“