Bochum..

„Am Ostersamstag herrscht hier noch Grabesruhe“, erklärt Propst Michael Ludwig. Seit Gründonnerstag läuten weder die Glocken der Kirche St. Peter und Paul in der Innenstadt, noch wird die Orgel bei den Messen gespielt. In der Nacht zum Ostersonntag und an dem Tag selber wird das höchste Fest des christlichen Glaubens begangen – wie viele andere Pastoren hat sich Ludwig viele Gedanken um die Gestaltung des Zeremoniells gemacht.

„Als Katholiken sind wir natürlich etwas mehr auf Effekte aus, als die Evangelen“, meint er. „Aber in Bochum feiern wir Ostern eigentlich gemeinsam.“ Los geht es in der St. Peter und Paul Kirche in der Innenstadt am Samstagabend. „Dann entfachen wir ein kleines Osterfeuer – ein großes geht in der Innenstadt leider nicht – und entzünden daran die Osterkerzen“, erklärt der Propst. Etwa um 21.30 Uhr läuten dann alle Glocken.

"Wir fasten auch mit den Augen"

„Bei und ist das alles sehr symbolisch“, so Michael Ludwig, „wir wollen in der Nacht zum Ostersonntag das Eintauchen in den Tod und die Wiederauferstehung Jesu nachvollziehen“. Dementsprechend ist dann die Kirche beim Gottesdienst kaum beleuchtet. Sogar die Lektoren müssen bei Kerzenlicht lesen. „Na ja, etwas Licht gibt es schon“, räumt Ludwig ein. Vor dem Altar hängt das neu erworbene Lichtkreuz und schimmert in allen Farben. Aber auch die Fenster hinter dem Altar sind verhängt. „Wir fasten auch mit den Augen“, kommentiert der Propst. Erst am Morgen des Ostersonntag wird der Vorhang wieder gelüftet.

Die Osterfeiern in der Stadt folgen einer genauen Choreographie: Um 23 Uhr wird eine der am Osterfeuer entzündeten Osterkerzen in die Pauluskirche gebracht, am Sonntagmorgen soll eine weitere in der Lutherkirche am Stadtpark brennen. Auch die Methodisten an der Allestraße bekommen eine Kerze, eine Woche später erhellt eine weitere die russisch-orthodoxe Kirche an der Feldsieper Straße .

"Der Osterhase hat mit unserem Fest und der Auferstehung Jesus nichts zu tun"

„Die roten Nägel im Wachs stehen übrigens für die Wundmale Christi“, verrät Ludwig. Die Zeichen „Alpha“ und „Omega“ als erste und letzte Buchstaben des griechischen Alphabets symbolisieren Anfang und Ende Jesus. Die Osterkerzen werden das ganze Jahr über zu besonders festlichen Anlässen – Taufen, Beerdigungen und Sonntags – angezündet.

„Es gibt eine Sache an Ostern, die immer noch strittig ist“, klärt Ludwig auf, „und zwar geht es um das Wichtigste: Wann ist Jesus gestorben?“. Nach dem Markus-, dem Matthäus- und dem Lukasevangelium wurde er am Hauptfesttag des jüdischen Pessachfestes gekreuzigt. Im Johannesevangelium heißt es dagegen, er sei einen Tag zuvor an dem Tag, an dem die Juden die Opferlämmer schlachteten, gekreuzigt worden. „Daher stammt auch der Begriff von Christi als Lamm Gottes“, so Michael Ludwig, und Tieropfer gebe es im Christentum deshalb auch nicht. Trotz der Vielzahl der Symbole: „der Osterhase hat mit unserem Fest und der Auferstehung Jesus nichts zu tun“, bekräftigt Ludwig.