Bochum. Die Evangelische Kitas in Bochum sind in der Finanzkrise. Eine halbe Millionen Euro fehlt allein dieses Jahr. So geht es nicht weiter, heißt es.
Die Evangelische Kirche in Bochum schlägt Alarm. Wenn das Finanzierungssystem zum Betrieb von Kindertagesstätten nicht verbessert werde, sieht sich der größte Kita-Träger in der Stadt gezwungen, mittelfristig sein Angebot von derzeit 44 Kitas zu verkleinern. „Das Evangelische Kita-System ist in der Finanzkrise“, heißt es nach Kreissynode am Wochenende.
Steigende Kosten und sinkende Kirchensteuereinnahmen erfordern eine grundsätzlich andere Finanzierungssystematik, fordern die 126 Delegierten der Kreissynode am Samstag in der Christuskirche. Sollte sich das nicht erreicht lassen, „wird es unausweichlich sein, unser gesamtes Kita-System drastisch zu verkleinern“, kündigt Superintendent Gerald Hagmann an. Das bedeutet, zunächst würden weniger Kinder neu aufgenommen werden, dann womöglich Gruppen und schließlich auch ganze Einrichtungen geschlossen. „Aber wir sind guter Hoffnung, dass es nicht so weit kommt“, so Hagmann. Dazu seien noch eine Vielzahl von Gesprächen nötig – u.a. auch mit der Stadt.
Weniger Zuschüsse von der Stadt
Die Lage ist prekär. Hagmann erklärte, dass die finanziellen Belastungen in der Trägerschaft der Kitas die Möglichkeiten des Kirchenkreises und der Gemeinden inzwischen übersteigen. Obwohl der Kirchenkreis jährlich eine Million Euro aus Kirchensteuereinnahmen für die evangelischen Kitas in Bochum aufwendet und Gemeinden und Engagierte zu allen Gelegenheiten zusätzliche Spendenmittel sammeln, reiche das nicht für eine auskömmliche Finanzierung. Der Grund dafür sei die strukturelle Benachteiligung der kirchlichen gegenüber den nicht-kirchlichen Trägern durch das Kinderbildungsgesetz NRW. Das sei in keinem anderen Bundesland so. Und auch die Stadt gebe kirchlichen Trägern weniger freiwillige Zuschüsse zum Trägeranteil als allen anderen Trägern. „Würde man uns gleichbehandeln, dann hätten wir nicht dieses Finanzproblem“, so Hagmann.
Die Evangelische Kirche wolle sich weiterhin „mit enormen haupt- und ehrenamtlichen Kräften und auch finanziell für die 44 evangelischen Kitas in Bochum engagieren“, so der Superintendent und verweist etwa auf die großen Anstrengungen, die derzeit in Grumme vorgenommen werden. Die Kita-Arbeit sei von herausragender Bedeutung und habe den besonderen Anspruch, für die schwächsten der Schwachen da zu sein und alle Kinder gut zu versorgen. Ob das in Zukunft aber noch möglich ist, sei aber ungewiss.
558.036 Euro aus der Rücklage
Um das evangelische Kita-Angebot für das laufende Kindergartenjahr sicherzustellen, entschieden die Delegierten der Kreissynode, eine Rücklagenentnahme in Höhe von 558.036 Euro in die Haushaltsplanung aufzunehmen. „Das kann aber nur eine einmalige Sache sein, denn auch die Rücklage ist begrenzt“, so Pfarrer Michael Schulze, der Vorsitzende des Finanzausschusses. Darüber hinaus beschloss die Synode einen Antrag an die Landessynode, der Benachteiligung kirchlicher Träger bei der Kita-Finanzierung mit allen Mitteln entgegen zu wirken.
In Bochum gibt es derzeit weit mehr als 200 Kitas, Kindergärten und Horte. Die Evangelische Kirche mit 44 Kitas der größte Träger. Der Kita-Zweckverband des Bistums Essen als katholischer Träger unterhält 38 Einrichtungen in der Stadt. Auch die Stadt (18), verschiedene Wohlfahrtsorganisationen und private Träger unterhalten Kitas.
Delegierte wählen neue Stellvertreterin
Neben den Haushaltsbeschlüssen für Kindergartengemeinschaft und Schulbetreuung stand auch die Wahl des Kreissynodalvorstands auf der Tagesordnung. Pfarrerin Heike Lengenfeld-Brown gab ihr Amt als Synodalassessorin ab. Zur neuen Stellvertreterin des Superintendenten wurde Pfarrerin Diana Klöpper gewählt. Sie übernimmt das Amt nach der offiziellen Übergabe am 25. November. Klöpper ist seit 2018 Pfarrerin im Bezirk Hamme/Hordel.
„Unsere Vielfalt ist unsere Stärke“, betonte die 48-Jährige in ihrer Vorstellung. „Nur im Miteinander von verschiedenen Professionen und Berufsgruppen, von Haupt- und Ehrenamt können wir Kirche wirklich gestalten.“
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