Bochum. Schlechte Nachricht für die Jugendtreffs: Der harte Corona-Lockdown hat Folgen und wird auch die Jugendarbeit in Bochum stark einschränken.
Freitagabend im Kinder- und Jugendtreff e57 inBochum. „Hallo Muhave“ grüßt Sebastian Spatz, Leiter des Jugendzentrums, einen 13-jährigen Jungen, der auf einem Barhocker sitzt. „Alles gut?“. Es ist 18.30 Uhr und langsam trudeln die ersten jungen Besucher ein. Spatz kennt sie alle mit Namen und weiß, was gerade in ihrem Leben passiert. Was er und die Jugendlichen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Der nächste Freitagabend in dieser Runde und in dieser Form wird erst im nächsten Jahr sein. Irgendwann, wenn der Corona-Lockdown wieder gelockert wird.
Denn von dem am Mittwoch (16.) beginnenden harten Lockdown sind nun auch die Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Stadt betroffen. „Uns ist soeben die Schutzverordnung vom Land geschickt worden“, sagt Ayse Ertürk, Kollegin von Sebastian Spatz, die das Mehrgenerationenhaus in Dahlhausen betreut – beides Einrichtungen des Vereins Ifak.
Ein Anruf beim Jugendamt der Stadt, dann ist klar: „Auch wir schließen ab Mittwoch.“ Wieder einmal. Wie beim ersten Lockdown im Frühjahr. Jetzt wird in den Bochumer Kinder- und Jugendfreizeithäusern wieder umgedacht, werden die „alten“ Konzepte vom März wieder greifen. „Wir arbeiten ja weiter“, sagt Ayse Ertürk. „Wir sind weiter für unsere Kinder und Jugendlichen da. Nur eben auf andere Weise.“
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Schon zuletzt war es für die Besucher des e57 nicht möglich, den Fitnessraum, die „KickArena“ und den Indoor-Fußballplatz zu nutzen. Lediglich die Kicker durften benutzt werden. Sie sind durch Plexiglas getrennt. Alles wegen Corona. Und jetzt machen die Treffs wieder ganz dicht.
Jetzt sind wieder maximal Einzeltermine am Fenster des Jugendzentrums erlaubt. „Fenstergespräche“ nennt Spatz sie und schmunzelt. „Diese Termine wurden gerne in Anspruch genommen“, berichtet er, die Jugendlichen hätten viel Gesprächsbedarf gehabt. „Sämtliche Problemlagen sind ja noch da, die Pandemie kommt oben drauf“, meint er.
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Auch Ayse Ertürk gibt alles dafür, so viel wie möglich an Programm aufrechtzuerhalten. „Wir bieten Balkon- oder Terrassengespräche zu Hause bei den Kindern und Jugendlichen an. Und wir bringen auch Päckchen mit Utensilien für die Freizeitgestaltung vorbei.“ Über Facebook, Instagram und WhatsApp würden die Besucher nun über die neuerliche Schließung informiert.
Ertürk sorgt sich, dass viele die emotionalen Konsequenzen der Pandemie nicht so einfach wegstecken. Insbesondere zu Hause sei die Situation häufig angespannt, würden ihr Jugendliche berichten. Kurzarbeit, Homeoffice und Homeschooling führten schnell zu Konflikten innerhalb der Familien, deswegen sei der Treff für viele eine Art Fluchtmöglichkeit. „Wenn wir schon unter den Maßnahmen leiden, wie soll es dann den Jugendlichen gehen?“ fragt sie. Nun seien viele Familien wieder auf sich allein gestellt.
Die Schließung der Treffs bezeichnet Ayse Ertürk als fatal. Die Nachricht am Dienstagmittag habe sie „wirklich getroffen“. Denn schon jetzt habe man viele Jugendliche verloren. Digitale Angebote seien kein Äquivalent zum direkten Kontakt vor Ort.
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Zum Glück sei man durch den ersten Lockdown nun digital besser ausgerüstet. „Da bleiben uns mehr Möglichkeiten, uns um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern.“ So unterstützen die Jugendtreffs in Bochum die Kinder und Jugendlichen auch beim Homeschooling, wo immer es geht.
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Alle Kinder- und Jugendtreffs sind in der AGOT (Arbeitsgemeinschaft Offener Türen) organisiert und stehen im ständigen Austausch untereinander und mit dem Jugendamt.