Bochum-Griesenbruch. Seit 2008 steht die Antoniuskirche im Bochumer Westend leer. Es gab einige Ideen für Neunutzungen. Jetzt soll tatsächlich ein Umbau erfolgen.
Immer mehr Kirchen werden entwidmet und stehen dann jahrelang leer, weil die Gottesdienstbesucher ausbleiben. Ein Schicksal, das auch die Bochumer Antoniuskirche im Griesenbruch teilt. Kurz nach ihrer Profanierung keimten die ersten Ideen für neue Nutzungen auf mit dem Ziel, das neugotische Gotteshaus vor dem Abriss zu bewahren, die meisten wurden rasch wieder verworfen. Nun, acht Jahre später, ist eine von ihnen in trockenen Tüchern.
Großteil des städtebaulichen Ensembles in Bochum erhalten
Jetzt wird ein Bebauungsplan aufgelegt mit dem Ziel, dort Wohnungen zu errichten und dabei einen Großteil des städtebaulichen Ensembles zu erhalten. Der Beschluss des Planungsausschusses fiel einstimmig aus, auch die Bezirksvertretung Mitte nahm die Pläne einvernehmlich zur Kenntnis. Die ehemalige Kirche soll im Bereich der Apsis, des Chorhauses sowie im Bereich des Mittel- und Querschiffes zurückgebaut bzw. entkernt werden. Ein fünfgeschossiger Neubau mit Staffelgeschoss soll in die Fragmente des Kirchenschiffs, bis zum Glockenturm, eingeschoben werden.
Im Neubau sind insgesamt 39 Eigentumswohnungen mit Tiefgarage geplant. Der ehemalige Glockenturm soll zu kulturellen Zwecken (Galerie) umgenutzt werden. Die Antoniuskirche wurde von der Unteren Denkmalbehörde gemeinsam mit dem LWL Fachamt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen-Lippe auf ihren Denkmalwert hin geprüft.
Erhalt des Kirchengebäudes ist von Bedeutung
Ein Denkmalwert war nicht erkennbar. Der Erhalt von Kirchengebäuden wird gleichwohl wegen ihrer sakralen und sozialen Bedeutung, als auch als ein Bekenntnis zur Europäischen Stadt und aus baukultureller Sicht insgesamt als notwendig erachtet.
Der Gestaltungsbeirat der Stadt Bochum hatte im September den Bauantrag diskutiert. Ergebnis: Der vorgeschlagene Umbau der Kirche bewirke einen überfrachtenden massiven Neubau. Es liege eine Dekonstruktion und Verfälschung des neogotischen Bauwerks vor. Wichtige stadtbildprägende Baufluchten und maßgebende Trauf- und Firsthöhen sowie vorhandene Proportionen würden negiert. Der Entwurf wird als deutlich zu massiv und zu hoch bewertet. Das Vorhaben füge sich nicht harmonisch in den Zusammenhang der näheren Umgebung ein. Somit werden Nachbesserungen notwendig.
Propsteigemeinde wollte ein Altenheim errichten
Der durch den Stadtumbau West initiierte Veränderungsprozess soll im Bereich der Antoniuskirche fortentwickelt werden. Der Bebauungsplan orientiert sich an diesen Zielen und soll zu einer positiv wirkenden Identifikation der Bewohner mit ihrem Stadtteil beitragen.
Fünf Jahre nach Schließung der Antoniuskirche gab es 2013 den Vorstoß der Propsteigemeinde, für damals zehn Millionen Euro das Gebäude zu entkernten und in ein Alten- und Pflegeheim umzubauen. Der Turm und Teile des Kirchenschiffes sollten erhalten bleiben. Die Bürgeraktion „Rettet Bochumer Kirchen“ lief Sturm gegen die Pläne, weil sie das Gotteshaus komplett erhalten wollten.
Zuvor begaben sich Studierende des Geografischen Instituts der Ruhr-Universität auf die Suche nach neuen Nutzungen für einige Kirchen, darunter auch die im Griesenbruch. Ziel war, „die Kirche im Dorf zu lassen.“ Sie befragten Nachbarn nach ihren Wünschen, und heraus kamen zwei Ideen: generationsübergreifendes Wohnen über zwei Etagen mit Gemeinschaftsräumen, sowie Umbau zu einer Event-/Veranstaltungshalle, von Konzertangeboten bis zum Business-Meeting.
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