Bochum. . Der Streit zwischen Stadt und Kirche um das St. Antoniusstift schwelt weiter. Nun muss sich die Propstei St. Peter und Paul auch scharfer Kritik an ihren Bauplänen im Griesenbruch erwehren: Die Bürgeraktion „Rettet Bochumer Kirchen“ kämpft für den kompletten Erhalt des Gotteshauses.
Für 10 Mio. Euro will die Propstei die entkernte Antoniuskirche an der Bessemerstraße in ein Alten- und Pflegeheim umbauen. Der Turm und Teile des Kirchenschiffes bleiben stehen; das Portal soll als Eingang dienen. In einem Neubautrakt sollen 84 Senioren auf fünf Etagen ein neues Zuhause finden.
Propst Michael Ludwig schwärmt von einem „wegweisenden Projekt“. Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch würdigt den Erhalt des Kirchturms, der den Stadtteil als Landmarke nach dem Umbau weiterhin präge und sich hervorragend in den Stadtumbau West einfüge.
Nach jahrelangem Hin und Her liegt seit drei Wochen die Baugenehmigung vor. Zum Entsetzen von Dr. Christel Darmstadt. Die Kunsthistorikerin engagiert sich u.a. mit dem ehemaligen Landesbauminister Christoph Zöpel in der Bürgeraktion „Rettet die Bochumer Kirchen“. Wie vor Jahren bei der Marienkirche macht sich der Verein für den vollständigen Bestand der Antoniuskirche stark. „Der alleinige Erhalt des Kirchturms“, so Dr. Darmstadt im WAZ-Gespräch, „wäre eine Karikatur.“
In einem offenen Brief an Baurat Kratzsch fordert Zöpel, „den unnützen Durchbau der Antoniuskirche zu verhindern“. Das 1901/02 errichtete Gotteshaus sei eine der wenigen intakten neogotischen Kirchen: „ein zu Stein gewordenes Glaubensbekenntnis früherer, sehr gläubiger Bochumer“. Eine Zerstörung „würde in das inzwischen sehr charmeresistente Bochum eine nie wieder gut zu machende Lücke reißen“. Stattdessen könne der vorhandene, 2008 aufgegebene Antoniusstift-Altbau saniert werden. Dies wäre deutlich günstiger. „Oder trifft noch immer die Aussage von Altpropst Bittern zu, dass ,Geld keine Rolle spielt’?“, fragt Zöpel. „Ein Bistum, das kaum Geld für Kerzen hat, kann sich solch eine Risikobaustelle nicht leisten“, bekräftigt Dr. Darmstadt.
Hinter dem Kirchenumbau steht auch ohne Zutun der Kirchenretter ein Fragezeichen. Zum 31. Mai droht das Aus für das Altenheim-Provisorium an der Humboldtstraße.
Muss ein Sozialplan für die 50 Mitarbeiter finanziert werden, reicht das Geld möglicherweise nicht mehr für das Projekt im Griesenbruch.