Bochum. Graf Engelbert hat einen neuen Standort. Die Bochumer Maiabendgesellschaft weihte am Samstag das restaurierte Denkmal in der Altstadt ein.

„Der Graf hat seine Würde zurück.“ Karl-Heinz Böke (76) ist zufrieden – und mit ihm die Bochumer Maiabendgesellschaft. Als langjähriger Vorsitzender des Traditionsvereins hat sich Böke dafür stark gemacht, dass das Denkmal des Grafen Engelbert einen neuen, angemessenen Standort erhält. Seit Samstag ist der Umzug vollendet. Mit großem blau-weißen Bahnhof wurde die Statue an ihrem neuen Platz an der Großen Beckstraße eingeweiht.

Bochum und der Graf: Diese Geschichte währt seit mehr als 600 Jahren und ist bis heute aktuell. Historisch gesichert ist: Von 1346 bis 1391 regierte Engelbert III. von der Mark die Grafschaft Mark, ein Gebiet, das weite Teile Westfalens umfasst. Sagenhaft ist eine Begebenheit, die sich anno 1388 zugetragen haben soll. Engelbert lag mit der freien Stadt Dortmund in Fehde. Bochumer Junggesellen gelang es mit Mut und Tücke, eine von den fiesen Dortmundern gestohlene Viehherde zurückzuerobern.

Statue war zuletzt ein Bild des Jammers

Als Dank durften die wackeren Bochumer Jungen fortan im Mai im Harpener Bockholt eine Eiche ausbuddeln, zu Geld machen und vom Erlös ein Fest feiern: der Legende nach die Geburtsstunde des Maiabendfestes, das das Brauchtum alljährlich am letzten April-Wochenende pflegt: mit dem „Entreißen“ der Eiche in Harpen ebenso wie mit einem Festmarsch und dem Stadtfest auf dem Boulevard.

Großer Bahnhof für den Grafen: Die Maiabendgesellschaft feierte die Einweihung des Denkmals in der Altstadt – ein kleiner Ersatz für das im April ausgefallene Maiabendfest.
Großer Bahnhof für den Grafen: Die Maiabendgesellschaft feierte die Einweihung des Denkmals in der Altstadt – ein kleiner Ersatz für das im April ausgefallene Maiabendfest. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Seit 1964 erinnert die Bronze-Statue des Bildhauers Ferdinand Spindel an den ritterlichen Stifter. Auf der Kortumstraße fand sie einen prominenten Platz: als Namensgeber des Engelbertbrunnens. Dort, inmitten des Bermudadreiecks, war dem Grafen zuletzt nur noch ein kärgliches Dasein beschieden. Zunächst verschwand der Brunnen – „zugunsten der Gastronomie“, wie Karl-Heinz Böke bis heute grollt. Das Denkmal blieb zwar erhalten, gab, mit Graffiti besprüht und mit Taubenkot verschmutzt, aber ein jämmerliches Bild ab.

Langer Zwist um den „Streitbaren“

Die Maischützen bliesen 2018 zum Angriff. Ein neuer Standort für Engelbert musste her. Was folgte, machte dem Beinamen des Grafen, der „der Streitbare“ genannt wurde, alle Ehre. Mehrere Vorschläge wurden ausgearbeitet, geprüft, beraten – und von Stadt, Politik oder den Maischützen selbst verworfen. Der Schwanenmarkt zählte zu den Optionen, ebenso der Südring und der Boulevard unterhalb des Kuhhirten.

2019 kam es zur Einigung: Das Denkmal kommt in die Altstadt, zu Fuße der Propsteikirche, unweit der Beckporte (zwei stählerne Stelen, die das historische Stadttor darstellen), vis-à-vis des Alten Brauhauses Rietkötter.

Jetzt fehlt nur noch ein Brunnen

Vor einem halben Jahr wurde die Statue im Bermudadreieck abmontiert und in einer Duisburger Werkstatt blitzblank restauriert. „Der neue Standort ist die die beste Lösung von allen“, lobt Karl-Heinz Böke, der am Samstag als Ehrenvorsitzender der Maiabendgesellschaft mit besonderer Freude an der Einweihung teilnahm – ebenso wie zahlreiche weitere Mitglieder des Brauchtumsvereins mit seinem neuen Vorsitzenden Stefan Vahldieck.

Karl-Heinz Böke bleiben zwei Herzenswünsche. Dass irgendwann wieder ein Brunnen am Engelbert-Denkmal plätschert (zwei Bänke sind schon da). Und dass das Maiabendfest 2021 wieder stattfinden darf. In diesem Jahr musste es wegen des Coronavirus erstmals abgesagt werden. Der Festmarsch würde am Grafen vorbeiführen. Ein denk-würdiger Augenblick für alle Blau-Weißen.