Bochum. In der Müser-Brauerei in Bochum Langendreer wurde Bier “bayrischer Brauart“ hergestellt. Das Bier wurde über das Ruhrgebiet hinaus verkauft.
Einen wuchtigen städtebaulichen Akzent setzt die ehemalige Müser-Brauerei, unmittelbar am Langendreerer Markt gelegen. Der mächtige Sudhausturm ist eines der Wahrzeichen im Bochumer Osten. Mit dem Malzhaus bildet der Turm den letzten baulichen Rest einer der einst bedeutendsten Brauereien des Ruhrgebiets. Seit 1994 steht er unter Denkmalschutz.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.Alle bisherigen Folgen finden Sie in dieser Übersicht.Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Die Geschichte der Müser-Brauerei reicht zurück bis 1806, als Johann Wilhelm Müser eine Schankwirtschaft mit Brauerei und Brennerei eröffnete. 50 Jahre später legten seine Söhne Wilhelm und Heinrich 1866 mit der „Dampfbrauerei Gebr. Müser“ den Grundstein für eine Braustätte im industriellen Maßstab, bei der bereits Dampfmaschinen zum Einsatz kamen. Gebraut wurde Bier „bayerischer Brauart“.
Müser wurde zu einer Großbrauerei mit 100 Mitarbeitern
Mit der Gründung der „Bierbrauerei Gebr. Müser Aktiengesellschaft“ wuchs der Betrieb 1891 zur Großbrauerei, die 1908 mit über 100 Mitarbeitern 140 000 Hektoliter Bier braute. Aus dieser Zeit stammt das Malzhaus, ein viergeschossiger Backsteinbau in städtebaulich wirksamer Ecklage.
Damals war Langendreer eine eigenständige Gemeinde, die wegen der Zechen, der verarbeitenden Industrie und als Eisenbahn-Zentrum aufstrebende Zeiten erlebte, was sich auch am Bevölkerungswachstum ablesen ließ. Doch die Müser-Brauerei versorgte keinesfalls nur Langendreer, vielmehr verkaufte sie ihr Bier über das Ruhrgebiet hinaus.
Kesselturm hat Ähnlichkeit mit dem "Dortmunder U"
Die letzte umfassende Erweiterung der Brauerei erfolgte zwischen 1925 und 1928, als ein Kesselhaus und der große Sudhausturm errichtet wurden - die Ähnlichkeit mit dem zeitgleich entstandenen „Dortmunder U“ der Union-Brauerei verwundet nicht, denn der Architekt war in beiden Fällen Emil Moog, ein Spezialist auf dem Gebiet des Brauereibaus.
Moog gliederte den Turm durch waagerechte Backsteinbänder, glatte Betonstürze in den oberen Geschossen und ein umlaufendes Abschlussgesims – und einer fast laternenartigen „Krönung“ zuoberst.
Große Teile der Anlage wurden abgerissen
Seit 1938 als „Müser-Brauerei AG“ firmierend, wurde das Unternehmen 1960 von der Berliner Schultheiss-Brauerei übernommen. Bereits 1975 wurde der Braubetrieb endgültig eingestellt.
Mit der Neunutzung des Geländes durch den Divi-Supermarkt (heute Real) wurden weite Teile der Anlage abgerissen. Der denkmalgeschützte Sudhausturm dient seit 1978 als Diskothek („Rockpalast“); seit 2000 ist die „Matrix“ hier heimisch, einer der größten und bekanntesten Live-Clubs im Ruhrgebiet.
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