Zur Kaiserzeit feierten die Bochumer auf Burg Horkenstein
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Bochum. Einst brachten Esel die Besucher zum beliebten Ausflugslokal in Dahlhausen. Später nutzten die Nazis das Haus für ihre Parteiorganisation.
Auf den Ruhrhöhen in Dahlhausen lag bis vor 50 Jahren die „Burg Horkenstein“ – nicht etwa eine mittelalterliche Burganlage, sondern ein gern besuchtes Ausflugslokal, zu dem man den Berg hoch auf Eseln reiten konnte!
Das Hotel-Restaurant „Horkenstein“ war anno 1900 errichtet worden. Das Haus mit seinem großen Speisesaal bot Platz für bis zu 1000 Menschen. Es gab einen Aussichtsturm, und die Stützmauern der Terrasse waren mit Zinnen versehen, die den Eindruck einer ehemaligen Burg vermittelten.
Esel brachten die Besucher zur Burg hinauf
Vor dem Ersten Weltkrieg kamen geführte Esel-Touren zu Einsatz, die Ausflügler über einen Fußweg vom Strandbad am Dahlhausener Ruhrufer hinauf zur „Burg“ brachten. Wegen ihrer pittoresken Anmutung war „Burg Horkenstein“ häufig Motiv auf Ansichtskarten.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Ihr Gründer war der Gastwirt Carl Wilhelm Stammen, der auf einem Plateau oberhalb des Ruhrwehrs den imposanten Bau errichten ließ. Der Name wurde in Erinnerung an den sagenumwobenen „Horkenstein“ gewählt, ein 20 Tonnen schwerer Findling, der sich bis 1876 in Dahlhausen befand und dann nach Hattingen (heute Nähe Busbahnhof) verbracht wurde. Es wird vermutet, dass der gewaltige Stein in der Frühgeschichte entweder für die Bestimmung der Sonnenwenden oder als Opferstein verwendet wurde.
Neuer Besitzer ließ auch ein "Kurhaus" bauen
1909 wurde das Lokal an den Bauunternehmer Mathias Hox verkauft, der die Gaststätte bedeutend erweiterte. Neben der „Burg“ entstand ein weiteres Gebäude, das „Kurhaus“ genannt wurde, aber natürlich niemals eines war. Außerdem gründete Hox eine neue Schankwirtschaft an der Ruhrstraße (seit 1929 Lewackerstraße), die „Eselstation“. Von hier aus starteten besagte Eselstouren zum Horkenstein hinauf.
Obwohl das Gartenrestaurant ein geschätztes Ausflugsziel war, wurde es mehrmals verkauft, bis es 1925 der „Gewerkenverein christlicher Bergarbeiter Deutschlands“ erwarb und die Gaststätte verpachtete. 1933 beschlagnahmten die Nazis das Haus für ihre Parteiorganisationen. Seitdem war es für die Öffentlichkeit geschlossen.
Später wurde Burg Horkenstein als Obdachlosenheim genutzt
Nach 1945 ist das Haus Horkenstein von katholischen karitativen Einrichtungen genutzt worden, auch als Ledigenwohnheim der benachbarten Zeche Dahlhauser Tiefbau, schließlich als städtisches Obdachlosenasyl. Um 1960 wurde das ehemalige Ausflugslokal abgebrochen, einzig das „Kurhaus“ blieb erhalten, das in verfallenem Zustand heute noch steht.
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