Laer.. Die Umweltgewerkschaft sucht am Info-Stand auf dem Lahariplatz das Gespräch mit Bürgern zum Abriss des Opelwerks. Doch die Resonanz ist verhalten.
„Keine Freisetzung von Asbest und PCB!“ steht auf dem Pflaster des Lahariplatz. Hans Peter Stellmes hat die klare Forderung in großen, weißen Kreidebuchstaben aufgetragen. Mit einem Aktionsstand suchte die Ortsgruppe Bochum der Umweltgewerkschaft jetzt den Kontakt zu Laer’schen Bürgern. Zwar ist das Opel-Werk I Geschichte, die Hinterlassenschaften hingegen sind aktueller denn je: Bauschutt und Bedenken türmen sich gleichermaßen auf.
„Der Abriss des Werkes wird nicht so durchgeführt, wie wir es uns vorstellen“, schildert Stellmes und behauptet: „Es werden nicht alle möglichen Maßnahmen genutzt, um die Schadstoffbelastung zu minimieren.“ Die Ehrenamtlichen der Umweltgewerkschaft fordern daher die Veröffentlichung des umfangreichen Schadstoffkatasters im Internet. Sprecher Anatole Braungart: „Bisher hatten wir nur bei einem Termin Einsicht, durften keine Fotos oder Kopien machen. Wenn es nichts zu verbergen gibt, spricht auch nichts dagegen, das Kataster unabhängigen Experten zugänglich zu machen.“
Staubwolken über Laer
3000 Tonnen Asbest, 500 bis 600 Tonnen Mineralwolle, 7800 Tonnen Dachpappe, 1300 Tonnen Bahnschwellen und PAK-belastetes Erdreich werden auf dem 70 ha großen Grundstück von der Umweltgewerkschaft vermutet. Während der schwach gebundene Asbest „eingehaust“ werden soll, wird asbesthaltiger Estrich abgefräst: „Die Schutzmaßnahmen ‚Absaugen und Wässern‘ sind das absolute Minimum. Die Anwohner werden über ein Jahr lang der Belastung ausgesetzt sein, so dass man das sicherste Verfahren anwenden müsste“, fordert Braungart.
"Das lief nicht vorschriftsmäßig"
Eine eindeutige Meinung vertritt Elke Böning (64) von der Große-Weischede-Straße: „Ich bin ein echtes Laer’sches Kind, in der Dannenbaumstraße groß geworden. Mein Vater war Bergmann, bevor er noch zwei Jahre bei Opel gearbeitet hat.“ Dieser habe ihr eine Mahnung mit auf den Weg gegeben: „Eines Tages, sagte er, wenn das Werk geschlossen ist, wird die ganze Sauerei, die mit Nitrolack und Altöl verursacht wurde, ans Licht kommen.“ Böning erinnert sich: „Wenn damals im Sommer die Dämpfe freigelassen wurden, wurden meine Mutter und ich nachts wach und mussten uns übergeben.“
Auch mit dem bisherigen Abriss geht sie hart ins Gericht: „Das lief nicht vorschriftsmäßig. Die Staubwolken zogen über Laer, legten sich auf unseren Balkon und auf die Bronchien nieder.“ Böning hofft: „Sie sollen zumindest die Giftabfälle richtig entsorgen.“ Eine Forderung, die auch die Umweltgewerkschaft stellt.