Bochum. Verwaltung und Teile der Politik schlagen eine Nord-Route für Neuerschließung des Opel-Werks III vor. Anwohner und Stadtgestalter widersprechen.
Was nach Opel kommt, zeichnet sich in Laer allmählich ab. Das Autowerk wird abgerissen, erster Nachrücker auf dem 70 Hektar großen Areal ist der Logistiker DHL. In Langendreer baut der Autobauer dort, wo einst Werk II stand, ein Warenverteilzentrum. Was mit Werk III, dem alten Warenverteilzentrum, wird, bleibt vorerst ungewiss und sorgt deshalb für heftige Debatten.
Die schärfste wird um die Frage geführt: Reicht das vorhandene Straßennetz, oder muss eine neue Straße gebaut werden? Nachdem die Bezirksvertretung Ost bereits eine von Verwaltung und von Teilen der Politik favorisierte Nord-Erschließung des Werks III mitten durch eine landwirtschaftliche Fläche (Grafik) abgelehnt hat, melden nun auch Bürger Protest dagegen an. Sie wollen im September eine Initiative gründen, um das Werner Feld zu retten.
„Eine zusätzliche Erschließung wird notwendig, um das bestehende Straßennetz zu entlasten und eine mindestens ausreichende Verkehrsqualität zu erreichen“ – sollte Opel sein gesamtes Warenverteilzentrum auf Werk II konzentrieren und so eine Neuentwicklung für ein 33 ha großes Gelände, Werk III, möglich machen, heißt es im Verkehrsgutachten im Rahmen des Werkstattverfahrens von NRW.Urban. Von den drei Erschließungsvarianten – eine West-, eine Nord- und eine Ost-Route, sei eine Trasse in Richtung Norden am besten geeignet.
Regionalplan-Vorschlagsliste
Zumal eine solche Variante auch passen würde zu Vorschlägen der Verwaltung für den Regionalplan Ruhr, so Roland Mitschke, stellvertretender Fraktions-Chef der CDU im Rat. Nördlich von Werk III sieht die Vorschlagsliste ein 6,8 ha großes potenzielles Gewerbegebiet und ein 7,6 ha großes Wohngebiet parallel zur Provinzialstraße, der B235, vor. Die Straße zwischen beiden Arealen, die von Werk III bis zum Werner Hellweg und weiter zur A40 führen soll und damit eine gute Anbindung an den überregionalen Verkehr böte, wäre die B235n. „Diese Straßenplanung würde damit zusätzlich noch eine ganz neue Funktion bekommen“, sagt Roland Mitschke.
Die künftige Bürgerinitiative sieht das anders. „Nein“ sagen auch die Stadtgestalter. Sie schlagen eine neue Ost-Route vor, die von Werk II aus nördlich entlang des neuen Warenverteilzentrums bis nach Dortmund-Oespel führt. Durch sie müsse keine neue Autobahnanbindung gebaut werden. Und sie habe gegenüber der vom Gutachter erwogenen Ost-Route zur Raststätte Beverbach den Vorteil der Anbindung an beide Fahrtrichtungen. Lediglich ein zweispuriger Stich durch die A40 wäre nötig. Die Beeinträchtigung für die Umwelt, so Stadtgestalter-Chef Volker Steude, hielte sich so in Grenzen. Und dennoch wäre für eine Verkehrsanbindung gesorgt, die die optimale gewerbliche Nutzung der Flächen ermögliche.
Grundsätzliche Entscheidung
Abseits der Routen-Debatte darf es aus Sicht von Roland Mitschke an der grundsätzlichen Entscheidung für eine neue Erschließung keine Zweifel geben. Schließlich hätten CDU, SPD und Grüne im Regionalparlament im Koalitionsvertrag festgehalten: „Wir wollen eine neue Anbindung der Opel-Werksfläche im Bochumer Osten an die A40 entwickeln, wenn dies für die Nutzbarmachung der Flächen notwendig ist.“ Dass das notwendig ist, sei durch die Werkstattverfahren nachgewiesen, so Mitschke. Und falls nötig, würde er dies auch gegen den Widerstand im Bochumer Osten durchsetzen wollen. „Ich würde damit leben, dass die Leute vor Ort sagen: Ich will nicht. Wir müssen aus gesamtstädtischer Verantwortung sagen: Wir brauchen es aber.“