Bochum. Eine Bochumer Schönheitschirurgin bietet in ihrer Praxis neben Faltenunterspritzungen und Brustoperationen auch Eingriffe im Intimbereich an.

Ästhetische und plastische Chirurgie verbindet man meist mit aufgespritzten Lippen und Brustvergrößerungen bei Stars und Sternchen. Diese Eingriffe bietet auch die Bochumer Chirurgin Dr. Michaela Montanari an. Doch in ihrer Praxis steht nicht nur das Thema Schönheit im Mittelpunkt. Ihr eher ungewöhnliches Fachgebiet ist die Intimchirurgie für Frauen. „Über das Thema wird nicht gerne geredet. Deshalb gehen einige Patientinnen damit lieber zu Frauen“, sagt die 48-Jährige.

Bei dem Thema gehe es meist weniger nur um die Ästhetik, sondern eher um den Leidensdruck von Frauen, die sich beispielsweise in engen Kleidungsstücken unwohl fühlen oder nach der Geburt Probleme beim Geschlechtsverkehr haben. „Oft steigert man damit die Lebensqualität und die Selbstsicherheit der Patientinnen.“

Fließender Übergang zwischen Medizin und Schönheit

So bietet Montanari unter anderem die Vergrößerung oder Verkleinerung der Schamlippen an. Kleine Schamlippen könnten beispielsweise den Schutz vor Entzündungen und Austrocknungen nicht sichern. Eine Beckenbodenstraffung mit elektromagnetischen Wellen sei eine Möglichkeit, um die Inkontinenz bei Frauen zu behandeln. Dabei sei keine Narkose notwendig. Eine weitere Behandlungsoption sei die Vergrößerung des „G-Punktes“ durch eine Unterspritzung, um das Lustempfinden zu steigern.

Der Übergang zwischen Ästhetik und medizinischer Notwendigkeit sei ihrer Ansicht nach immer fließend. Als Beispiel nennt sie Frauen, die sich ihre Brust verkleinern lassen wollen, weil sie Probleme beim Sport haben und sich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt fühlen. Doch nicht alle Eingriffe in ihrer Praxis seien medizinisch notwendig. So stehen bei ihr auch Faltenunterspritzungen, Lidstraffungen und Cellulitebehandlungen auf dem Programm. Im Wartezimmer liegen zwei Kataloge von Firmen mit unterschiedlichen Methoden und passenden Beispielbildern aus – zum Beispiel die Verkleinerung eines Doppelkinnes oder das Entfernen Krähenfüßen.

Sophia Vegas-Wollersheim ließ sich im April 2019 zusammen mit ihrem Mann Daniel Charlier von Frau Dr. Michaela Montanari und ihrem Team behandeln.
Sophia Vegas-Wollersheim ließ sich im April 2019 zusammen mit ihrem Mann Daniel Charlier von Frau Dr. Michaela Montanari und ihrem Team behandeln. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

In sozialen Medien werden oft Bearbeitungstechniken und Filter eingesetzt, um vermeintliche Makel verschwinden zu lassen. Durch eine „Selfie-Welle“ kämen auch häufiger junge Patienten in ihre Praxis. „Da es nicht unbedingt erstrebenswert ist, wie jemand anders auszusehen, muss man manchmal auch Grenzen aufzeigen.“ Ab und an müsse sie auch Patienten ablehnen, bei denen sich das Problem nicht mit einer Operation oder einer ästhetischen Behandlung lösen lasse. 

Po-Vergrößerungen bietet Montanari bewusst nicht an

Bei den Angeboten in ihrer Praxis achte sie darauf, nur Behandlungen anzubieten, die sie auch selbst vertreten könne. Po-Vergrößerungen mit Eigenfett gibt es in ihrer Praxis nicht: „Brazilian Butt lift ist zum Beispiel gerade sehr im Trend. Das würde ich zum Beispiel nicht anbieten. Man muss sich damit identifizieren können, was man macht“.

Ihr sei ein natürliches Ergebnis wichtig, bei dem die Proportionen stimmen. „Es muss harmonisch aussehen. Wenn die Leute zufrieden sind, strahlen sie das auch aus. Ziel ist es, dass man so aussieht, als würde man gut erholt aus dem Urlaub kommen. Man soll im Idealfall nicht sehen, dass etwas gemacht wurde“, sagt sie. Doch es gebe auch ab und zu Patienten und Patientinnen die sich bewusst für eine deutlich sichtbare Veränderung entscheiden.

So findet man seriöse Anbieter von Schönheitsbehandlungen

Jeder Arzt hat die Erlaubnis, Hyaluronsäure zu injizieren oder das Unterspritzen in Kursen zu lernen. Deshalb gibt es auch Ärzte, die außerhalb ihres eigenen Fachgebietes tätig sind. Auch Heilpraktiker dürfen unter bestimmten Bedingungen Falten glätten. Doch nicht alle Anbieter auf dem Markt arbeiten seriös. Vor einigen Monaten musste sich eine 26-jährige Bochumerin, die sich als Heilpraktikerin ausgab, wegen massenhaft illegal aufgespritzter Lippen und Nasen vor dem Bochumer Landgericht verantworten.

Schönheitschirurgie sei kein geschützter Begriff, so Montanari. Deshalb könne sich jeder Arzt Schönheitschirurg nennen. „Das sagt nichts über die fachliche Qualifikation in der Ästhetik aus. Es gibt viele Fachgesellschaften, bei denen man sich über qualifizierte Ärzte informieren kann. Man sollte sich fragen, was die Person für eine Facharztweiterbildung absolviert hat, welche Qualifikation vorhanden ist und was der Schwerpunkt der Praxis ist.“